Männer wollen immer furchtbar gern Wirken-ICH will VERSTEHEN!!! (DE)

@akashas · 2018-03-04 17:01 · busy

Hannah Arendt - Leseauszug aus dem Gespräch mit Gaus.


DB199073-B283-4459-8FBB-CBD009986FC6.png


Source: Piper Verlag


Hey Leute...he guys,


Da es mir wichtig ist, die tiefere Bedeutung von Frau Hannah Arendts Arbeiten weiter leben zu lassen und zugänglich für alle zu halten, entschloss ich mich heut früh ihre Gespräche, die man so als Niederschrift nicht im Internet findet-lediglich auf YouTube-Wort für Wort abzutippen und hier auf der Blockchain auf ewig abzuspeichern!

Ich habe für diesen Post die ersten acht Minuten aus dem Gespräch mit Günter Gaus zuerst handschriftlich verfasst (das fällt mir leichter) und dann ordentlich auf meinem Laptop abgeschrieben.


Hannah Arendt im Gespräch mit Günter Gaus (ersten 8 Minuten)


Gaus über das Interview einst: „Das ist das beste Gespräch, dass ich je geführt habe!“


Gaus: Frau Hannah Arendt, Sie sind die erste Frau, die in dieser Reihe portraitiert werden soll.

Die erste Frau, wenn auch freilich mit einer - nach landläufiger Vorstellung - höchst männlichen Beschäftigung; Sie sind Philosophin.

Darf ich von dieser Vorbemerkung zu meiner ersten Frage kommen?

Empfinden Sie Ihre Rolle, im Kreise der Philosophen, trotz der Anerkennung und des Respekts, den man Ihnen zollt, als eine Besonderheit oder berühren wir damit ein Emanzipationsproblem, dass für Sie nie existiert hat?

Arendt: Ja, ich fürchte, ich muss erstmal protestieren.

Ich gehöre (G. Gaus redet kurz dazwischen) nicht in den Kreis der Philosophischen.

Mein Beruf, wenn man davon überhaupt sprechen kann, ist politische Theorie.

Ich fühle mich keineswegs als Philosophin. Ich bin auch nicht-ich glaube auch nicht, in den Kreis der Philosophen aufgenommen, wie Sie freundlicherweise meinen, aber wenn wir auf die andere Frage zu sprechen kommen, die Sie in der Vorbemerkung Anschnitten; Sie sagen‘s ist landläufig eine männliche Beschäftigung.

Nun, es brauch ja nicht eine männliche Beschäftigung zu bleiben.

Es könnte ja durchaus sein, dass auch eine Frau einmal eine Philosophin sein wird. (G. Gaus spricht kurz dazwischen und äußert, dass er Frau Arendt für eine Philosophin hält) Ich,.....nun ja...dagegen kann ich nicht machen.

-beide lachen -

Ich selber darf doch auch eine Meinung äußern.

Gaus: ich bitte darum!

Arendt: und meine Meinung ist, dass ich keine Philosophin bin.

Ich habe Philosophie endgültig valet gesagt. (Valet: Abschiedsgruß/ verabschiedet)

Ich habe Philosophie studiert, wie Sie wissen, aber das besagt ja noch nicht, dass ich dabei geblieben bin.

Gaus: Aber ich würde dennoch gerne, ich bin sehr froh, dass wir auf diesen Punkt gekommen sind, ich würde dennoch gerne von Ihnen genauer Wissen, wo Sie den Unterschied zwischen Ihrer Arbeit, als Professorin für politische Theorie und der Philosophie über politische Fragen, wo Sie diesen Unterschied genau sehen.

Wenn ich also an eine Reihe Ihrer Werke denke, etwa an die „Vita Activa“, dann möchte ich Sie doch unter Philosophie rubrizieren dürfen, solange Sie mir nicht -worum ich Sie sehr bitte- den Unterschied, den Sie für sich ziehen, genauer Definieren.

Arendt: Sehen Sie, der Unterschied liegt eigentlich in der Sache selbst!

Der Ausdruck „politische Philosophie“, den ich vermeide, dieser Ausdruck ist außerordentlich vorbelastet durch die Tradition.

Wenn ich über Dinge spreche, akademisch oder nicht akademisch, so erwähne ich immer, dass es zwischen Philosophie und Politik eine Spannung gibt, nämlich zwischen dem Menschen insofern er ein philosophierendes - und dem Mensch insofern er ein handelndes Wesen ist; eine Spannung gibt, die ist in diesem Sinne, sagen wir bei Naturphilosophie nicht gibt, der Philosoph steht der Natur gegenüber eigentlich wie alle anderen Menschen auch, wenn er darüber denkt, spricht er im Namen der ganzen Menschheit.

Er steht nicht neutral der Politik gegenüber-SEIT PLATO (andere Schreibweise PLATON) nicht!!!

Gaus: Oh ja. Ich verstehe was Sie meinen

Arendt: Und er ist, es gibt, eine Reihe von Feindseligkeit, gegen die Politik, bei den allermeisten Philosophen, ganz wenige Ausnahmen, KANT ist ausgenommen, die für diesen ganzen Komplex außerordentlich wichtig ist, weil es keine Personal Geschichte ist.

Es liegt im Wesen selbst.

Gaus: Und Sie wollen an der Feindseligkeit gegenüber der Politik kein teilhaben, da Sie glauben, dass es Ihre Arbeit belasten würde?

Arendt: Ich will an der Feinseligkeit kein Teilhaben, dass heißt, ich will Politik sehen mit, von der Philosophie gewissermaßen ungetrübten Augen.

Gaus: Ich verstehe. Nochmal auf de Emanzipation Frage.

Hat es dieses Problem für Sie gegen?

Arendt: Ja also, dass Problem als solches gibt es natürlich immer und ich bin immer dann, ich bin eigentlich altmodisch gewesen, ich war immer der Meinung, es gibt bestimmte Beschäftigungen, die sich für eine Frau nicht „schicken“.

Die ihnen nicht „stehen“. Wenn ich das einmal so sage darf (lacht) es sieht nicht gut aus, wenn eine Frau Befehle erteilt.

Sie soll versuchen nicht in solchen Positionen zu kommen, wenn ihr etwas daran liegt, weibliche Qualitäten zu behalten.

Ob ich damit recht habe oder nicht, weiß ich nicht.

Ich selber habe mich irgendwie, mehr oder minder unbewusst oder sagen wir besser mehr oder minder bewusst, danach gerichtet.

0EEEEDF2-7F92-499E-85CA-2BC52E0CFB8B.jpeg

Das Problem selber hat für mich persönlich keine Rolle gespielt.

Sehen Sie, ich habe einfach gemacht, was ich gern machen wollte und ich habe mir nie überlegt, ob eine Frau das nun machen..., dass das gewöhnlich Männer machen und jetzt machts ne Frau. Es hat mich eigentlich persönlich nicht berührt.

Gaus: Ich verstehe. Ihre Arbeiten, wir werden auf Einzelheiten sicherlich noch kommen, ist in wichtigen Teilen auf die Erkenntnis gerichtet, unter denen die Bedingung zu erkennen, unter denen politisches Handeln und Verhalten zu Stande kommen.

Wollen Sie mit dieser Arbeiten eine Wirkung auch in der Breite erziele oder glauben Sie, dass eine solche Wirkung in der heutigen Zeit garnicht mehr möglich ist oder ist Ihnen ein solcher Breiteneffekt nebensächlich?

Arendt: Wissen Sie, dass ist wieder so eine Sache (räuspert sich) wenn ich ganz ehrlich sprechen soll...

Gaus: ...bitte!....

Arendt: ....dann, wenn ich arbeite, dann bin ich an Wirkung nicht interessiert.

Gaus: Wenn die Arbeit fertig ist...

Arendt: Ja, dann bin ich damit fertig.

Und ich, was für mich wirklich wesentlich ist, wie mir scheint, Ich möchte sagen all diese Dinge mit der Einschränkung, dass kein Mensch sich selbst kennt!

Das man sich nicht selber in die Karten gucken soll, (Arendt fängt an ironisch zu grinsen) dass man SO ETWAS nicht machen sollte (lacht) WAS ich eben mit Ihnen mache. Also wenn wir...

Gaus: Ich bin froh das Sie es dennoch tun...

Arendt: Also wenn wir das alles einmal unterstellen, dann möchte ich sagen, was für mich wesentlich ist, ich MUSS VERSTEHEN!

Zu diesem Verstehen gehört bei mir auch das Schreiben.

Das Schreiben ist noch mit in dem Verstehungsprozess.

Gaus: Wenn Sie schreiben, dient es Ihren eigenen weiteren erkennen?

Arendt: Ja! Weil jetzt bestimmte Dinge festgelegt sind.

Nehmen wir an, man hätte ein sehr gutes Gedächtnis.

So das man WIRKLICH ALLES behält, was man denkt, ich zweifle sehr daran, da ich meine eigene Faulheit kenne, dass ich je irgendetwas notiert hätte. Aber da man das...

Gaus: ...wenn Sie ein solches Gedächtnis hätten ...

Arendt: Ja, habe ich nicht.

Das heißt, worauf es mir ankommt ist, der DENKPROZESS selber!

Nicht...?!?

Persönlich.

Wenn ich das habe bin ich persönlich ganz zufrieden.

Wenn es mir dann gelingt, im Schreiben ADÄQUAT es AUSZUDRÜCKEN bin ich auch wieder zufrieden.

Jetzt frage ich Sie über die Wirkung, es ist also, wenn wir auf die ERSTE Frage zurückkommen, wenn ich ironisch reden darf (grinst)

Es ist eine MÄNNLICHE FRAGE!

Männer wollen immer furchtbar gern Wirken und ich sehe das gewissermaßen von Außen.

Ich selber wirken-Nein! Ich will verstehen.

UND WENN ANDERE MENSCHEN VERSTEHEN - IM SELBEN SINNE WIE ICH VERSTANDEN HABE, DANN GIBT MIR DAS EINE BEFRIEDIGUNG WIE EIN HEIMATSGEFÜHL!


B6423386-B3FB-4516-A425-FAAC9D593328.png


Doch hört sie selbst!


Bis Minute: 8:13 niedergeschrieben!


https://youtu.be/J9SyTEUi6Kw

Hannah Arendt im Gespräch mit Günter Gaus



wer ist Hannah Arendt?


https://steemit.com/deutsch/@akashas/hannah-arendt-eine-legende-de


5CE9DBB6-A2F6-4F8F-BFCC-B58DBF4397C5.jpeg


Upvote comment follow resteem


Rise&Shine Love&Light


@akashas

#deutsch #politik #juden #philosophie #steemitsisterhood
Payout: 0.000 HBD
Votes: 23
More interactions (upvote, reblog, reply) coming soon.