Hallo rote Pest & auf nimmerwiedersehen du Miststück!

@asperger-kids · 2018-05-29 16:52 · transgender

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Es geht weiter, ein Schritt nach dem Anderen...

Heute Morgen durfte ich endlich mein Blut beim Arzt abgeben. 7 ganze Röhrchen wurden mir abgezapft und ich musste eine Einverständniserklärung unterschreiben für die Chromosomenanalyse. Die scheint ein ziemlich grosses Ding zu sein, kostet vermutlich schweine viel Geld und der Witz ist, ich brauche die Analyse gar nicht, die Krankenkasse verlangt sie.

Es ist ein merkwürdiges Gefühl, wenn der eigene Körper derart analysiert wird, klar, vermutlich kommt dabei heraus, dass alles völlig normal ist aber was wenn nicht?

In 1.5 Wochen kann ich zur Besprechung der Blutwerte und wenn alles Ok ist, bekomme ich dann endlich meine erste Dosis Testosteron, wenn ...

Die Sache mit den Chromosomen dauert offenbar länger. Der Prozess selber ginge mehrere Tage, da werden endlose winzige Stränge DNA auseinander gefriemelt und analysiert, da müsse ich mit 2-3 Wochen rechnen.

Soweit so gut, wieder heißt es, warten. Irgendwie besteht ein relevanter Teil meines Lebens gerade aus Wartesequenzen aber das ist in Ordnung. So habe ich Zeit, mich damit auseinander zusetzen und innerlich vorzubereiten.

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Gerade beginnt wohl die letzte Periode meines Lebens. Sollte sie zumindest. Ich weiß, alle Männer haben jetzt keine Ahnung wovon ich spreche, aber man spürt vorher, dass die rote Pest im Anmarsch ist. Man wird müde und sensibel, fühlt sich aufgebläht und überall lagert der Körper Wasser ein. Die Haut spannt, die Brüste tun weh, der Bauch fühlt sich an wie im 3 Monat schwanger. Nicht der Hit.

Testosteron beendet zwar diesen Zyklus, aber nicht sofort. Oft kommt die Periode noch ein paar Mal zu besuch, es gibt aber die Möglichkeit, Hormonblocker zu nehmen um das zu unterbinden. Ich denke, ich will die haben.

Mit den Schmerzen und der Tatsache, dass ich Blute wie ein Schwein, kann ich leben. Ist unangenehm, wirklich ätzend aber ok. Was mich richtig stört, jedes Mal aufs Neue, ist mein Energiehaushalt. Die Periode reißt mich völlig aus meinem Fluss. Ich bin so unfassbar Müde und fühle mich so unwohl in meiner Haut wie nie sonst. Mein Gehirn ist langsamer und mich zu konzentrieren ist viel schwerer als sonst. Dinge die mir sonst mit Leichtigkeit von der Hand gehen, fühlen sich träge und schwer an. Mich zu Bewegen wirkt, als müsste ich durch 1 Meter Neuschnee gehen und dann die Essensgelüste. Irgendwie kann ich nur noch an Schokolade denken, muss am Blutverlust liegen.

Jetzt warte ich jeden Tag darauf, dass sie kommt, ein letztes Mal und mit ihrem Ende mich befreit von dieser Qual. Hui, das reimt sich auch noch. Es fällt mir wirklich schwer, nachzuvollziehen, warum wir für ca. 1,4 Kinder, 40 Jahre lang dieses Elend ertragen müssen. Jeder Mann, der diese Phase belächelt, hat einfach keine Ahnung, wie dass ist. Natürlich erlebt längst nicht jede Frau die Periode so, meine eigene Mutter z.B kann nicht wirklich nachvollziehen, wovon ich da rede. Offenbar sind die hormonellen Schwankungen in der Zeit und ihre Wahrnehmung, nicht bei jeder Frau gleich ausgeprägt.

Ich werde versuchen, das letzte Mal zu feiern. Es ist ein Abschied meiner Weiblichkeit, eine letzte Reinigung vor dem Neubeginn und ich will sie zelebrieren, irgendwie. Wie genau, weiß ich noch nicht.

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Ich weiss, ist nicht das coolste Thema aller Zeit aber hey, der weibliche Zyklus gehört zum Leben und ist ein essenzieller Teil des Frau-Seins. Zumindest quält er mich seit meinem 12 Lebensjahr durchgängig und dass, obwohl ich wohl nie leibliche Kinder bekommen werde.

Nie wieder morgens um 4 feststellen, Shit, ich hab keine Binden/Tampons mehr da, nie wieder auslaufendes Blut, nie wieder das Gefühl, jemand dreht mir ein Messer im Unterleib herum, keine solchen Absacker mehr, durch die Hormone.

Was wird das mit mir machen, mit meiner Leistungsfähigkeit, mit meiner Energie? Ich bin gespannt, wie die Leistungskurve ohne Periode sein wird, denn ehrlich, sie prägt meine Schaffenskraft schon sehr.

Mein ehrliches, mitfühlendes Beileid an alle Mädels hier, die ebenso darunter leiden und diese Belastung noch viele Jahre ertragen müssen, nur um sie dann gegen die Menopause einzutauschen. Wenn ich meine Mama so beobachte, scheint die nämlich nicht minder Scheiße zu sein.

In diesem Sinne, auf die Zukunft, die Grossartigkeit der Weiblichkeit und die Stärke der Frauen!

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(Bildquelle Pixabay CC0 Lizenz)

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