Als ich nun beschloss, meinem Traum nachzueifern und realistische Porträts zu malen, flog ich maximal unsanft auf die Fresse, aber so richtig !!!
Naiv wie ein fünfjähriges Kind dachte ich, ein paar Stifte hier, das nächstbeste Künstlerpapier da und ab geht die Reise. Die Reise ging zwar los, aber nur bis ins Land der Ernüchterung.
Mit einfachen Farbstiften, Wasserfarben oder Kreiden aus dem nächstbesten Laden erreicht man gar nichts. Ein Profi kann mit Sicherheit auch damit noch irgendetwas zaubern, was Laien zum staunen bringt, für Anfänger ist es aber unmöglich. Ok ja gut, für mich war es unmöglich.
Meine neu gewonnene Hingabe führte mich durch den Kaninchenbau hinunter ins Wunderland.
Natürlich gab ich direkt, ganz der Profi der ich bin, dem Material die Schuld. Denn ganz offensichtlich, an mir konnte es nicht liegen. Nach intensivsten Recherchen (darin bin ich grossartig) beschloss ich, für meine superrealistischen Porträts Buntstifte zu nutzen.
Anstatt mich mit dem was ich schon hatte um die Basics wie Linienführung, Tiefe, Licht & Schatten oder gar die Perspektive zu kümmern, begab ich mich euphorisch und in Spendierlaune auf die Suche nach den besten (und natürlich teuersten) Buntstiften. Ein Profi braucht ja schliesslich Profimaterial, um sein Talent zu entfalten, weiss doch jeder...
Was soll ich sagen, nach Stunden oder eher Wochen, kam nicht viel bei rum. Hätte ich mich mein Gehirn mehr zum Denken als zum euphorischen Schwärmen genutzt, wär mir evtl. vor dem Kauf aufgefallen, wie ungeeignet Buntstifte für Anfänger sind. Buntstifte sind die Schnecken unter den Farben und kleine Divas. Sie verzeihen NICHTS, man muss extrem langsam und sorgfältig arbeiten und wenn ein Noob wie ich realisiert, die Nase sitzt falsch, ist der Drops schon gelutscht.
Aber hey, ich hab jetzt eine großartige, wunderschöne Sammlung an Buntstiften in einem wunderschönen Buntstifteetui. Gelegentlich hole ich das Etui hervor, mache es auf und werde ganz euphorisch vor Freude, dass ich sie besitze UND benutzen KÖNNTE.
Buntstifte sind raus, also müssen Aquarellfarben her!
Natürlich, die Besten, versteht sich. Ihr wisst ja, der großartige Künstler nutzt nur das Beste vom Besten. Doch wieder stellte ich fest, ich bin mehr mit der richtigen Farbe, dem Mischen und dem Verhalten von Aquarell beschäftigt als mit dem malen selbst. Es überforderte mich, mir die Fähigkeiten die Realität zu erfassen und zeitgleich die Verarbeitung des Materials zu erarbeiten. Aquarell war es also auch nicht. Dieses Mal habe ich ein und dasselbe Bild zwei mal gemalt. Zwischen Bild eins und zwei liegen ein paar Wochen in denen ich sogenannte Formstudien machte, endlich mal was sinnvolles.
Es tut fast körperlich weh, diese beiden Bilder so nebeneinander zu stellen aber für die Erkenntnis tue ich alles.
Ich machte eine kurze Reise ins Land der Marker und kaufte mir ein großes Set Alkoholmarker und natürlich, das passende Papier dazu, nur um dann festzustellen, dass ich überhaupt nicht gerne mit Markern arbeite. Die erfreuen sich jetzt größter Beliebtheit bei einer lieben Freundin von mir.
Aber jetzt, jetzt wusste ich, was ich brauche, womit ich arbeiten möchte, Pastelkreide. Sie ist sehr anfängerfreundlich, verzeiht viele Fehler, man kann hell über dunkel arbeiten, sich in vielen Schichten an z.B. Schattierungen heranarbeiten und bekommt ein wunderbar leuchtstarkes, intensives Ergebnis.
Alleine dieser Prozess dauerte über ein Jahr, kostete um die 500 Euro aber und war jeden Cent wert. Alleine schon zu wissen, dass all diese tollen Papiere und Stifte mir gehören und ich sie benutzen kann, macht mich unfassbar günstig und sollte die Welt untergehen und die Wirtschaft zusammenbrechen, Raffael kann noch mindestens 5 Jahre lang malen. Notiz an mich selber, kauf dir 20 weiße Pastelstifte, nur falls die Welt untergeht, sicher ist sicher! Das Ding ist nur, Pastelstifte brauchen ganz spezielles Papier. Es fühlt sich fast etwas an wie Schleifpapier und dass ist pro Blatt schon recht teuer, nur so zum Üben...
Die einzig logische Schlussfolgerung um weder das teure Papier noch die teuren Stifte mit Übungen zu verschwenden, ist doch klar,
Ein Grafik Tablet musste her 😉
Das gute war, jetzt tat ich endlich was ich von Anfang an hätte tun sollte, ich übte. Ich übte und übte und übte und naja...übe immernoch. Hier ein kleiner abschliessender Einblick 😄
Das letzte Bilder mit der Katze ist aktuell und nicht digital sondern mit Pastelkreide. Ich denke, damit werde ich in zwei drei Tagen fertig sein und kann euch am Wochenende dann das fertige Projekt zeigen.
Ich habe mir überlegt, dass ich nach der Katze gerne eine Umfrage starten würde und ihr mitentscheiden dürft, was ich malen soll, wie findet ihr die Idee?