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Mit diesem Artikel möchte ich eine Mini-Serie starten, in der ich auf jeweils einen Unterschied in meinem Leben vor der Transition und danach eingehe.
Ein kleines Vorwort: Laut WHO werden etwa 0.25% aller Kinder mit einer Transidentität geboren, wovon schätzungsweise 50% angleichende Massnahmen ergreifen. Viele der gesellschaftlichen Entwicklungen dieses Thema betreffend finde ich problematisch. Zum einen betrifft das zu schnelle Eingriffe bei jungen Erwachsenen die gerade erst durch die sozialen Medien entdeckt haben, dass sie transsexuell seien und zum anderen der sogenannte Genderwahn, den ich persönlich absolut absurd und zum Nachteil aller echten transienten Menschen empfinde.
Eine der Wirkungen einer Frau ist der passive Skill der Deeskalation.
Mir war früher definitiv nicht bewusst, welche Aggressionshemmung meine Weiblichkeit oftmals auf Männer hatte. Dabei rede ich nicht von den privaten Beziehungen zwischen einem heterosexuellen Paar, sondern vom gesellschaftlichen Kontext.
Meine Persönlichkeit ist leider so strukturiert, dass ich nicht einfach wegsehen kann, wenn jemandem unrecht getan wird. Anstatt wie die meisten einfach wegzugehen, muss ich hingehen, mich dazwischen stellen und versuchen, die Situation zu entschärfen.
In der Vergangenheit war ich der Ansicht, meine Fähigkeit deeskalierend zu wirken beruhe alleine auf meinen sozialen Skills und was soll ich sagen... ein klein wenig stimmt das bestimmt ...
Die Wahrheit ist viel mehr, Männer haben sehr oft eine Art Beisshemmung gegenüber Frauen. Wenn eine Gruppe von Männern in Streit gerät und das Testosteron ihr Aggressionspotential in die Höhe schnellen lässt, wirkt eine fremde, sich einmischende Frau wie ein Neutralisator. Auf einmal scheint ein Grossteil der aufgebauten Gewaltbereitschaft zu verpuffen und der Konflikt wird, zumindest vorübergehend, unterbrochen.
Mein Schreck war ziemlich gross, als ich neulich (das erste Mal nach der Transition) in einen Konflikt zwischen mehreren Männern hinein lief und nach gewohnter Manier das Gefühl hatte, mich einmischen zu müssen.
Anstatt wie gewohnt und erwartet die Lage zu entspannen, heizte mein Testosteronlevel die Stimmung zusätzlich an. Auf einmal richtete sich die Energie gegen mich. Ich kann nur so viel sagen, es wurde maximal unangenehm, ich konnte gar nix entschärfen und dankte allen bekannten Göttern, als ich heil aus der Situation raus war.
Offenbar muss ich ab jetzt sehr viel besser abwägen, wann und wo ich mich einmische. Der Östrogen-Schild der die Kampfkraft der Männer herabsetzt, ist verpufft und stattdessen scheine ich jetzt allen am Kampf beteiligten +2 auf ihre Kampfbereitschaft zu geben.
Spannend dabei ist, dass sich einige Probleme verlagert haben. Während ich vorher spät abends sorge hatte, sexuelle Gewalt zu erfahren, fühle ich mich jetzt eher durch Gruppen bedroht, denen man von weitem ansieht, dass sie auf der Suche nach Krawall sind.
Das ist definitiv ein Problem, mit dem ich vor der Transition nicht gerechnet habe, da mir diese Dynamik nie bewusst war.
Was habt ihr als Mann oder Frau fĂĽr Erfahrungen diesbezĂĽglich und wo decken diese sich mit meiner Beobachtung oder wo erlebt ihr es vielleicht ganz anders als ich?