Erst kürzlich wurde ich von Kommilitonen gefragt, ob ich pro PUBG (Playerunknown's Battleground) oder pro Fortnite bin. Erzeugt wurde diese Frage aufgrund meines Desinteresses und meiner Abneigung gegen PUBG und der Tatsache, dass man es auf dem Handy spielen kann. Abgesehen davon, dass der Akku meines Handys bereits stirbt, wenn ich so eine App nur im PlayStore raussuche und anschaue (und ich mit Sicherheit nicht einmal genug Speicherplatz dafür habe), interessiert mich das Spiel einfach nicht. Und wenn ich nicht pro PUBG bin, bin ich wohl pro Fortnite? Nya, ganz so einfach ist das nicht, finde ich.
Mir ist aufgefallen, dass Menschen dazu neigen, Dinge in "entweder" und "oder" einzuteilen. Das scheint es einfacher zu machen, einen Menschen zu bewerten und sich mit ihm zu identifizieren bzw. festzustellen, ob man die gleichen Interessen hat. Leider wird dabei viel schwarz/weiß gesehen. Für diese Menschen gibt es selten mehr als das eine oder das andere. Ich bin entweder hetero oder homo. Ich bin entweder für Musik aus den 80ern oder dagegen. Ich bin entweder Xbox- oder PS-Spieler.
- ich unterbreche die Beispiele hier. Ich meine, mein Punkt wird deutlich genug durch die bisherigen.
Mich irritiert das Konzept von "entweder oder". Als ob es nichts daneben oder dazwischen gäbe. Dabei ist die Welt doch gar nicht schwarz/weiß. Ich bin vollkommen für eine Welt, in der die Farbe Grau mehrere Abstufungen hat. Nicht nur drei oder vier, am liebsten mehrere Dutzend oder über hundert. Wie ich in älteren Beiträgen bereits festgestellt hatte, gibt es keine festen Definitionen von Freundschaft oder Beziehung. Es gibt Abstufungen, in jedem Moment. Ich mag Person A lieber als Person B, weil ich mehr mit Person A gemeinsam habe, aber das muss nicht eine Xbox oder eine Playstation sein, sondern vielleicht ein PC oder ein Nintendo 3DS. Oder man liest gern, dann aber nicht einfach irgendetwas, sondern Fantasy oder Thriller. Oder man mag Manga, aber da am liebsten Cyberpunk oder Fantasy, oder Slice of Life oder Comedy.
Gemeinsamkeiten schweißen zusammen, dem stimme ich zu. Aber ich finde, dass man viel mehr Diversität zulassen sollte, auch im Kopf. Vor allem im Kopf. Wenn ich jemanden kennen lerne und direkt mit Vorurteilen oder eben beschränkten Möglichkeiten (es gibt nur X oder Y, nichts Anderes!) in ein Gespräch gehe, dann stoße ich Menschen vor den Kopf oder wirke oberflächlich. Vielleicht will man das manchmal auch, das möchte ich nicht ausschließen, aber wenn dem nicht so ist, müssen hier die Gedanken aufgebrochen werden. Ein Mensch ist so viel mehr als schwarz oder weiß, und das beziehe ich nicht auf die Hautfarbe.
Ich wünsche mir manchmal, dass sich ein Wandel im Denken der Menschen vollzieht und sie Dinge nicht nur sehen, sondern auch verstehen. Und nicht nur sagen, dass sie es verstehen, sondern es wirklich tun. Und dass das nicht passieren wird, ist okay. Man muss ja realistisch bleiben (;
Hier muss man aber auch sehen, dass Menschen sich auch viel über Marken - wie PUBG und Fortnite jeweils eine sind - definieren. Das passiert auch mit zum Beispiel Apple/Windows oder wahlweise Apple/Google, Adidas/Nike, Xbox/PlayStation und/oder Marvel/DC. Doktor Allwissend erklärte in einem Video bereits, dass Menschen durch Produkte ihre Identität zu finden und zu definieren versuchen und daraufhin teilweise emotional werden, wenn eine Marke, die sie mögen, beleidigt wird, weil sie sich in ihrer Persönlichkeit angegriffen fühlen. Dabei sind die meisten Produkte nur Gebrauchsgegenstände und Marken nur Namen, unter denen etwas verkauft wird. Ich zitiere mal eben: "Denn der Apple-Hasser hasst ja das iPhone nicht als Telefon. Wie könnte man auch ein Telefon hassen? Sondern er hasst das Image, das mit ihm verknüpft ist."
Für mich ist irgendwie klar, dass man sich von Marken, Herstellern und Produkten als Identifikation lösen muss. Also ja, es ist irgendwie klar, und dennoch ist es so schwer. Man sollte Dinge nutzen, weil sie gut sind, und nicht, weil sie ein Image haben, über das man sich identifizieren möchte. Aus irgendeinem Grund habe ich es nie so empfunden, als würde ich mich jetzt über eine Marke identifizieren müssen. Ich lebe zwischen den Welten, die andere um mich herum aufbauen und einteilen, und versuche, die Dinge zu verwenden, die für mich den Zweck erfüllen, den ich mir von ihrer Benutzung verspreche. Die Marke ist mir dabei eigentlich egal. Woher das bloß kommt? Die Beantwortung dieser Frage soll Thema eines anderen Beitrags werden (: