In dieser Woche wurden die Restaurants bekannt gegeben, welche von dem berühmten Restaurant – Führer die begehrten Sterne erhalten haben.
Ursprünglich sollte in Hamburg die Preisverleihung für die besten Restaurants stattfinden. Sie wurde aber leider abgesagt. Der Leitfaden für alle Gourmets und Feinschmecker wird nun digital und in Buchform ausgegeben.
Den Namen des weltbekannten kulinarischen Wegweisers gebe ich jetzt nicht bekannt, sonst würden die Tester morgen bei mir aufkreuzen und meine Küche auseinandernehmen.
Das ganze Jahr über sind die Küchenchefs gespannt, wann einer der Tester bei ihnen vorbeikommt und das alles entscheidende Urteil über ihr Restaurant fällt.
Bekommt das betreffende Gasthaus einen Stern ? Oder kann es bei Bekanntgabe der Auswertung zu machen ?
In dem Filmklassiker „Brust oder Keule“, aus dem Jahr 1976, von dem Regisseur Claude Zidi, wird das Thema auf eine sehr originelle Art verdeutlicht.
Lois de Funès spielt Charles Duchemin, einen unbestechlichen Restaurantkritiker.
Der von ihm herausgebrachte „Guide Duchemin“ zeigt alle Vorzüge oder auch Fehler der Gasthöfe auf.
Für die Gaststättenbesitzer bedeutet die Bewertung entweder, der Zugang zum kulinarischen Olymp oder der totale Untergang.
Die Kochkünste eines Bekannten beschränkte sich auf eine recht übersichtliche Anzahl an Gerichten.
Mit
Spiegelei, Rührei, Eiersalat,
war sein Sortiment auf den ersten Blick etwas klein.
Aber diese Sachen schmeckten bei ihm sehr gut.
Vielleicht wäre er damit ein Anwärter auf einen Stern.
Zumindest war er zufrieden mit seinen Essenskompositionen.
Lucius Licinius Lucullus, ein römischer Senator, der zu seiner Zeit pompöse Festmahle ausrichtete, wäre bestimmt neidisch auf das Spiegeleiessen meines Bekannten gewesen.
Dieses Streben nach Sternen kommt wohl in allen Bereichen vor.
In der Schule gab es bei uns die Fleißsternchen.
Wenn jemand gut mitarbeitete, eine Aufgabe fulminant löste, seine Hausaufgaben immer machte,
gab es diese Anerkennungspunkte.
Die Schüler, welche eine recht kleine Anzahl von den Pluspunkten hatten, verfielen schon früh in eine tiefgehende Depression.
Im Beruf, Sport, Freizeit, . . . geht dieses, sich gegenseitige Messen weiter. Wenige sind dabei wohl glücklich.
Hätten sie auf SØren Kierkegaard gehört, der sagte:
„Die meisten Menschen jagen so sehr dem Genuss nach, dass sie an ihm vorbeilaufen.“
wäre ihnen das erspart geblieben.
Der Animationsfilm „Ratatouille“ ist ein schönes Beispiel, wie jemand mit seinen besonderen Fähigkeiten umgehen kann.
Rémy ist eine kleine Wanderratte. Sie hat einen außergewöhnlichen Geruchssinn. Ihr großes Vorbild ist Gusteau, ein berühmter Koch. Aus seinem herausgebrachten Kochbuch bekommt sie immer wieder Rezeptideen.
Leider passt ein Restaurant und eine Ratte nicht zusammen, auch wenn das nette Tier eine erstaunliche Begabungen hat, zu kochen.
Der strenge Restaurantkritiker Ego kommt in die Wirtschaft, in der Rémy tätig ist.
Ego wird durch das Gericht Ratatouille an seine Kindheit erinnert. Die Ratatouille weckt in ihm positive Erinnerungen.
Nach etlichen Verwicklungen geht es dann doch gut aus.
Ego wird schließlich Teilhaber von dem neuen Restaurant und wird ein treuer Gast bei Rémy.
Den Stern, den Rémy zuvor erhalten hat, braucht er nicht mehr.
Im letzten Jahr hat eine Straßenküche in Bangkok einen dieser berühmten Sterne erhalten.
Die Besitzerin verzückt die Besucher mit ihrem Essen. Einem Sternekoch gleicht sie mit ihren Gummistiefeln und ihrer Skibrille, welche sie zum Schutz aufhat, nicht.
Aber ein Happen von ihrem Essen und die Geschmacksnerven der Kunden erfahren eine nie dagewesene positive Erfahrung.
Trotz des schlichten Ambientes von Neonlampen, Holzstühlen und einer rustikalen Einrichtung, gilt das Straßenrestaurant an der Ecke der Hahachai – Straße als Epizentrum für alle Feinschmecker.
Die Köchin Supinya Junsuta, die bereits 73 Jahre alt ist, hat es zur Sterneköchin gebracht.
Die Sterne waren ihr aber nicht wichtig. Sie wollte einfach ein gutes Essen für ihre Kundschaft zubereiten. Mit ihren erstaunlichen Fähigkeiten begeistert sie alle Leute, die den Weg zu ihr finden.
Wenn alles nur noch auf Leistung ausgerichtet ist, können viele Leute leider nicht mehr mithalten.
Was wäre, wenn wir andere Menschen viel mehr loben würden.
Ein kleines Lob, für
ein wunderbares zubereitetes Essen, ein aufbauendes Wort, eine nette Geste, ein bestärkendes Lächeln, eine unerwartete Hilfe, . . .
ermutigt andere Menschen.
Würden wir uns öfter bestärken, bräuchten wir uns nicht mehr gegenseitig zu messen und zu vergleichen.
Die Restaurantsterne wären nicht mehr wichtig.
Das Rührei würde reichen, weil es liebevoll zubereitet ist.
Die Schriftstellerin und Musikerin Elfriede Hablé drückt es wunderbar aus:
„Man mag Menschen, die der Seele Nahrung zukommen lassen.“
Auch wenn ihr keine Sterne für eure Küche bekommt, seid trotzdem ermutigt.
Mit euren Fähigkeiten könnt ihr andere Leute begeistern und ihnen ein Lächeln auf ihre Gesichter zaubern.
Eine gute Woche wünsche ich euch.
Viele Grüße.