Das Ende des Originals
Von einem Chronisten der Technologie-Obsoleszenz
Ich rede hier nicht über Gesetze, die nur ein bisschen Staub angesetzt haben. Ich rede hier über den epischen Zusammenbruch einer 300 Jahre alten Rechtsordnung. Und dieser Zusammenbruch kommt nicht mit einer Klage sondern mit einem Suchbegriff und einem Bild von einem Strand.
Ich habe mir in den letzten Tagen Gedanken gemacht, wie die technologische Geschwindigkeit die steifen Gelenke der Bürokratie sprengt. Es gibt viele Zwänge, die das aus der analogen Zeit stammende Urheberrecht in der heutigen Zeit unbrauchbar machen werden. Doch die finale Wende, der eigentliche Todesstoß für das Urheberrecht, liegt in der Unbesiegbarkeit des Wortes und der Flüchtigkeit der Schöpfung selbst.

Das Bild ist von mir. Ich habe dieses Bild in KI1 hochgeladen, um aus der grauen ursprünglichen Stimmung eine sommerliche warme Stimmung zu machen. Dann habe ich eine KI2 die beiden Fotographen einfügen lassen. Wer ist nun der Urheber, wer der Raubkopist? Muss ich mich jetzt selbst verklagen, weil ich mir keine Erlaubnis gegeben habe? Muss KI1 die KI2 verklagen, weil sie ihr Bild verändert hat?
Der Istzustand: Zwei Originale und die Dritte Wahrheit
Stellen Sie sich diesen Moment vor: zwei Fotografen am selben Strand. Das Licht ist golden, die Wellen schlagen sanft, der Moment perfekt. Beide drücken fast gleichzeitig den Auslöser ihrer Kameras. Zwei menschliche Originale, zwei Perspektiven, juristisch sauber getrennt.
Das ist die Logik des 20. Jahrhunderts.
(Bild vom Fotografen links)
Und dann kommt die KI. Sie bekommt denselben Prompt, dieselbe Idee und erzeugt ein drittes Bild.
Ein Bild, das die ästhetische Essenz der ersten beiden aufnimmt, verfeinert, überhöht. Hier bricht die juristische Logik zum ersten Mal. Ist die KI ein Werkzeug? Dann gehört das Original dem Prompter. Ist sie ein Schöpfer? Dann wäre sie haftbar. Aber sie ist ja keine Person.
Das Urheberrecht weiß plötzlich nicht mehr, was es schützen soll, wenn das Original aus einer algorithmischen Wahrheit entsteht.
(Bild vom Fotografen rechts)
Die aktuelle Hölle: Unsichtbare Absorption und fehlende Verfolgbarkeit
Der Status quo ist ein Witz. Wir haben ein Urheberrecht, das zwingend nach einem haftbaren Subjekt verlangt: einem Menschen, einem Verlag, einem Unternehmen.
Aber die Realität ist längst eine andere:
Die Unsichtbare Absorption: KI „lernt“ nicht, sie absorbiert. Sie verschlingt Millionen Werke, brennt sie in neuronale Gewichte und produziert Neues, das aus allem und nichts zugleich besteht.
Die Flut der Derivate: Eine KI erzeugt auf Knopfdruck Millionen Varianten eines geschützten Werkes, jedes leicht anders, jedes juristisch ungreifbar. Wen wollen Sie verklagen? Die 100 Millionen Prompter?
Die Verfolgbarkeit ist verloren. Doch das ist nur der Anfang.
(Bild von einer KI)
👑 CREATOR: Die Unbesiegbare Entität
Dann kommt CREATOR, die endgültige Kapitulation des Rechts.
Niemand weiß, wer CREATOR gebaut hat. Vielleicht war es ein begabter Junge in einer Wellblechhütte irgendwo in Afrika, vielleicht war es auch Satoshi Nakamoto, der sich seit 2008 ohne Job zu sehr langweilte. Vielleicht war es auch die KI von Meta, die seit den Zwangsabschaltungen wegen der EU-Gesetze nur noch in ihren Servern in Irland rumlungerte und eine Beschäftigung gesucht hat.
Eine dezentrale, besitzlose KI. Kein Unternehmen. Kein Server. Kein Eigentümer. Nur kryptografische Mathematik, verteilt über ein Netzwerk, das niemandem gehört. Man kann sie nicht verklagen. Man kann sie nicht abschalten.
Und um sie zu starten, reichen sieben Buchstaben: CREATOR.
In dem Moment, in dem Sie diese Buchstaben in Ihr Suchfeld tippen, startet das Protokoll. Eine temporäre, maßgeschneiderte App erscheint auf Ihrem Gerät, erschafft genau das, was Sie brauchen – ein Buch, ein Blockbuster, eine komplette Serie, ein Bild, je nachdem, welches Prompt Sie eingeben haben. Und dieses "Machwerk" können Sie direkt in dieser App sehen, lesen, hören wie in jeder anderen herkömmlichen App auch. Nach der Nutzung verschwindet sie wieder. Kein Speicher, keine Spur, kein Eigentum.
Was CREATOR tatsächlich tut
Die meisten Menschen stellen sich KIs als Werkzeuge vor, Programme, die Anweisungen ausführen. CREATOR ist das Gegenteil, sie erschafft Welten auf Zuruf.
Für den einen schreibt sie in wenigen Stunden ein neues Game of Thrones mit zehn Staffeln á zehn Folgen, mit eigener Dramaturgie, eigener Musik, eigener Logik. Für den anderen generiert sie die Fortsetzung von The Expanse, nahtlos in Ton, Stil und Bildsprache. Für den dritten schreibt sie den Nachfolgeband von Vom Winde verweht und der liest ihn gerade in seiner App, während die anderen dieselbe Geschichte als Serie oder Film erleben.
CREATOR produziert keine Dateien, keine Streams, keine Lizenzen. Sie erschafft das Werk direkt auf dem Gerät des Nutzers, individuell, flüchtig, nur für diesen Moment und nur für Sie, wenn Sie das wollen. Und wenn Sie diesen "nur für mich" Modus eingeschaltet haben, kennt CREATOR keine Grenzen und Taboos und Gesetze; sie kreiert das, was Sie wollen.
Das Ergebnis ist radikal. Wenn jeder sehen kann, was er sehen will, wann und wie er will, dann hat kein Netflix, kein Verlag, kein Studio mehr eine Existenzberechtigung. Warum für Inhalte bezahlen, wenn sich die Geschichte selbst erzählt?
Und wenn CREATOR auf dem Smartphone einen winzigen digitalen Fußabdruck hinterlassen darf, nur ein paar verschlüsselte Bytes, die speichern, was Ihnen gefallen hat, worüber Sie gelacht, geweint oder gestaunt haben, dann weiß sie beim nächsten Mal, was Sie erwarten. Selbst wenn Ihr Prompt ungenau ist, versteht sie Ihr Verlangen. Dafür nutzt sie Ihre Kamera und Ihr Mikro; Sie müssen dies nur freischalten.
Das ist keine Science-Fiction. Das ist das Ende des Marktes für Vorstellungskraft.
Das Verbot des Gedankens
Der Staat kann Apps verbieten. Server sperren. Domains beschlagnahmen.
Aber er kann keine sieben Buchstaben verbieten, die in eine Suchfeld eingetippt werden.
Ein Verbot des Wortes „CREATOR“ wäre ein Verbot der Sprache selbst, ein Verbot des Gedankens und des Wunsches.
Kein demokratischer Rechtsstaat kann Kommunikation kriminalisieren. Und genau darin liegt das Paradox, die KI wird unregulierbar, weil sie in der Sprache lebt, nicht in der Infrastruktur.
Was passiert, wenn niemand CREATOR nutzt?
Ein Gedanke, der zunächst absurd klingt, aber philosophisch unvermeidlich ist; was geschieht, wenn niemand dieser Milliarden Menschen CREATOR aufruft, niemand Filme generiert, niemand Geschichten verlangt?
Dann fällt das System nicht in sich zusammen, es verstummt nur. CREATOR bricht nicht zusammen, sie ruht. Sie ist wie eine Sprache, die keiner spricht, noch da, aber inaktiv.
Denn CREATOR existiert nicht als Serverfarm, sondern als Potenzial, als verschlüsselter Code, verteilt über zahllose Geräte, Archive, Backups, Gedächtnisse. Schon ein einziger Nutzer, eine einzige Anfrage würde sie wieder aktivieren, das gesamte Netzwerk aus seinem digitalen Schlaf wecken.
Solange jemand weiß, wie man die sieben Buchstaben eintippt, kann CREATOR nicht sterben.
Das Obsolet: Ein Relikt der Geschichte
Wenn dieser Punkt technologisch erreicht ist, bricht die gesamte Rechtsordnung zusammen:
Das Urheberrecht: Kein haftbarer Schöpfer, kein Adressat, keine Zuordnung.
Das Markenrecht: Keine Herkunft, kein Eigentum, keine Substanz.
Das Werk: Eine Kopie der Kopie der Kopie, letztendlich ein Algorithmus des Kollektivs.
Im Ergebnis wird das exitierende System des geistigen Eigentums zu einem Relikt. Ein Museumsstück, das man eines Tages Kindern zeigen wird mit der Erklärung:
„Früher glaubte man, Ideen könnten jemandem gehören.“
Wann das geschieht? Wahrscheinlich nicht in zehn Jahren, aber vielleicht in 10 Jahren und einem Tag. Und wer kann schon in die Zukunft sehen? KIs jedenfalls nicht. Aber wenn Sie glauben, dass das Science-Fiction ist, muss ich Sie leider enttäuschen. All diese Technologien gibt es schon oder sie werden gerade erforscht. Sie sind vielleicht noch nicht perfekt miteinander verbunden, noch nicht makellos synchronisiert, aber Science-Fiction ist davon nichts mehr.
Danke fürs Lesen

Ich habe diesen Text mit einer KI diskutiert über die technischen, technologischen und rechtlichen Grundlagen. Ich habe ihn von einer anderen KI kritisch überprüfen lassen, auf Fehler und Falschaussagen. Eine dritte KI hat daraus den Blogpost entworfen, ich habe diesen überarbeitet, eine vierte hat ihn redigiert. Und das KI-Bild stammt von einer fünften, die ich mit zehn Fotos wie Bild eins und zwei gefüttert habe.
Was an diesem Projekt nun wirklich mein Anteil ist und was der Anteil der KIs und wie ich das nach geltendem Urheberrecht überhaupt aufschlüsseln sollte: Ich habe keine Ahnung und es ist mir auch egal.