Die vier oben abgebildeten Monde des Planeten Jupiter namens Io, Europa, Ganymed und Kallisto wurden im Jahr 1610 vom italienischen Astronomen und Naturforscher Galileo Galilei durch ein selbstgebautes Fernrohr erblickt. Da sie sich offensichtlich um den Jupiter herumbewegten, war das geozentrische Weltbild im Popper'schen Sinne falsifiziert.
Diese Erkenntnis passte der Kirche sowie breiten Schichten der Gesellschaft überhaupt nicht. Professoren in Florenz weigerten sich sogar durch sein Teleskop zu sehen. Um nicht in die Mühlen der Inquisition zu geraten, hielt sich Galilei mit Aussagen zum Kopernikanischen Weltbild vorsichtshalber zurück.
Erster Erkenntnisgewinn:
Bestehende Machtstrukturen können die Wahrheitsfindung erschweren oder sogar verhindern.
Der Ruf aus dem Tümpel nach Aufklärung
409 Jahre nach Galileis Entdeckung wurde in den ewigen Blöcken des Steem das folgende Statement des Frosches archiviert:
Den geistigen Fortschritt der Menschheit hältst du nicht einmal mit einem Wahrheitsministerium auf. Er wird Aufklärung genannt, läuft langsam aber stetig und richtet sich immer gegen eine herrschende Klasse. Die Aufklärung ist historisch seit ca. 3000 Jahren belegt und läuft zuverlässig, stets gegen ihre Interessen. Mit der Aufklärung ist die Menschheit überraschend weit gekommen.
Es ist mir ein Rätsel, in wie weit hierin eine Diskrepanz zwischen der Gedankenwelt des Frosches und meinen eigenen, freiheitlich ausgerichteten Überzeugungen bestehen soll. Offensichtlich vertreten wir beide mit Leidenschaft die Ideale der Aufklärung!
Das gefährliche Wahrheitsministerium
Wenn wir jedoch die Warnung ernst nehmen, die George Orwell in seinem dystopischen Roman "1984" für die Nachwelt schaurig-visionär beschrieben hat, ist Wachsamkeit und aktive Widerstandsbereitschaft zu jeder Zeit unabdinglich. So lange es eine "herrschende Klasse" gibt, wird es auch Konstruktionspläne für ein Wahrheitsministerium geben.
Zweiter Erkenntnisgewinn:
Freunde der Aufklärung müssen entschiedene Gegner von ausufernden Machtstrukturen sein.
Voraussetzungen, damit Aufklärung ungehindert stattfinden kann:
Analog zu den bestimmenden Eigenschaften zur zweifelsfreien Identifikation einer Ente (siehe meinen vorherigen Blogeintrag) postuliere ich die folgenden Minimalanforderungen für das Vorhandensein von Aufklärung:
- Ungehinderter Zugang zu Informationen jeglicher Art
- Uneingeschränkte Meinungsfreiheit und Redefreiheit
- Breiteste Diskursbereitschaft
- Ächtung jeglicher Propaganda
- Freiheit von Forschung und Lehre
- Journalistisches Ethos durch Trennung von Nachricht und Meinung
- Ernstes Suchen nach der "Wahrheit" als idealer Grenze des Erkenntnisprozesses
- Wertschätzung von Bildung jeglicher Art
Diese Anforderungen richten sich sowohl an jeden Einzelnen als auch an das gesellschaftliche System, innerhalb dessen der Aufklärungsprozess stattfindet.
Zum Nachdenken: Praxistest im Hier und Heute
Der geneigte Leser sei an dieser Stelle aufgefordert und ermuntert, sich über das Ausmaß der Aufklärung sowie ggf. ihrer Einschränkungen Gedanken zu machen. Stichworte hierzu:
- Netzwerkdurchsetzungsgesetz
- Öffentlich-rechtliche Medien mit Zwangsbeiträgen
- Redefreiheit an Universitäten (Beispiel Lucke an der Uni Hamburg)
- §166 StGB (Wäre Martin Luthers Reformation in heutiger Rechtsnorm ein Straftatbestand?)
- Störungen von Versammlungen durch gewaltbereite, diskursunwillige Gruppen
Zum Schluss ein bisschen Faust
Zur Erbauung des Frosches und anderer Leser stelle ich noch kurz einen Zusammenhang zwischen Goethes "Faust" und dem Thema dieses Artikels her.
Habe nun, ach! Philosophie, Juristerei und Medizin, Und leider auch Theologie Durchaus studiert, mit heißem Bemühn. Da steh' ich nun, ich armer Tor, Und bin so klug als wie zuvor!
Verse 354 - 359
Und sehe, dass wir nichts wissen können!
Vers 364.
Offensichtlich ist der Doktor Faust ein glühender Anhänger der Aufklärung. Er scheint erkannt zu haben, dass die Theologie dem Erkenntnisgewinn nicht dienlich ist. Und schließlich landet er sinngemäß bei dem Spruch des Sokrates
"Ich weiß, dass ich nichts weiß".
So ersucht er notgedrungen bei Mephisto Hilfestellung.
Dieser führt in sobald in Auerbachs Keller in Leipzig:
Dort treffen sie, bei einem Besäufnis zusammensitzend, auf die Kumpane "Frosch" und "Altmayer", die nur wenig am Erkenntnisgewinn interessiert zu sein scheinen.
Ist das nicht irgendwie witzig?
Ich bin gespannt auf Eure Kommentare. Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit!
P.S. Der Stoff zum Gesamtkomplex der "Aufklärung" ist derart umfangreich, dass ich hierauf leider nicht speziell Bezug nehmen kann. Man müsste mehrere Semester studieren, um sich einen tieferen Einblick zu verschaffen. Ich weiß also, dass ich nichts weiß.