Der geneigte Leser dieses Blogs wird wissen, dass ich ein leidenschaftlicher Fetischist von Bitcoin-Automaten bin. Deutschland (=Verwaltungszone +49) war lange Zeit Sperrgebiet für diese Wunderkisten, die im Dienste der persönlichen finanziellen Freiheit stehen. Aber etwa vor Jahresfrist fällte ein Berliner Gericht ein wegweisendes Urteil, mit dem es der ach so staatstragenden BAFin die Zuständigkeit für den Bitcoinhandel entzog. Seitdem findet auch hierzulande ein allmählicher Aufbau dieser Geräte statt.
Ab und zu werfe ich einen Blick auf die Webseite https://coinatmradar.com/ . Der erste Münchener BTC-ATM am Frankfurter Ring, den ich und viele andere nicht besonders nett fanden, weil er volles "KYC" verlangte, war mittlerweile wieder verschwunden, aber dafür konnte ich einen Neuling in der Einsteinstraße 143 entdecken. Die für ihn hinterlegten Detailinformationen sahen vielversprechend aus:
- Percentage fees are independently calculated by Coin ATM Radar based on actual price at machine and market price [BitcoinAverage] (might differ from rates claimed by operator).
Limits and verifications:
No limits, no verification required
Details:
Cryptocurrency machine is installed at Shitcoins.club in Munich. You can buy BTC, ETH, LTC, DASH for CHF, EUR, GBP, HUF, RON, USD, and sell BTC, ETH, LTC, DASH for EUR here.
Besichtigung und Praxistest vor Ort
Es gab also Grund genug, einen "Lokalaugenschein" durchzuführen (wie der gelernte Östrreicher sagen würde).
Mein Fahrrad fand sofort direkt vor dem "Shitcoins.Club" einen bequemen Parkplatz:
Gleich nach dem Betreten des kleinen Ladens fiel mit eine riesige Wandtafel auf, die das besagte Berliner Gerichtsurteil deutlich sichtbar macht:
Mit anderen Worten (die ein wenig an einen Ausspruch unserer allseits beliebten Kanzelerin erinnern) scheint der Automat zu sprechen:
"Ich bin hier, weil ich es darf".
Nun gut.
Da steht er also, nich breitbeinig (was ihm in der Wiener U-Bahn auch nicht erlaubt wäre), aber souverän:
Praxistest
Weil ich nun mal neugierig bin, konnte ich mich nicht zurückhalten, einen kleinen Praxistest durchzuführen. Die Bedienungsanleitung ist in einer Variante der Deutschen Sprache hinterlegt, aber wer die Vokabeln "Ausdrück" und "Banknotenakzeptor" richtig zu deuten in der Lage ist, wird sich schnell mit dem dienstbaren Kollegen anfreunden.
Freundlicherweise fragt er nicht nach einem Personalausweis, sondern gibt offenherzig an, wieviele EURONEN (so ähnlich heißt meines Wissens das mit Negativzins ausgestattete Buchgeld in einem großen Teil Europas) aktuell in seinem Bauch untergebracht sind. Zum Zeitpunkt meiner Aufwartung waren es mehr als 36000 EUR. Er ist übrigens in der Lage, auch USD, HUF und noch ein paar anders denominierte Baumwollzettel zu fressen.
Ich steckte ihm also einen kleinen Zehner in den Bankotenakzeptor und bat ihn mittels einiger Interaktionen auf dem Display, mir auf die eingescannte Adresse eine Handvoll Litecoins zu schicken. Der Vorgang spielte sich völlig problemlos ab, und ich bekam sogar einen sehr höflich gehaltenen Ausdrück:
Der Spread zwischen An- und Verkauf liegt in etwa im Bereich des Erwartbaren.
Die Gegenrichtung habe ich nicht getestet, denn BTC und Co sind langfristige Wertspreicher. Und bei den derzeit fallenden Kursen sollte man den Boden abwarten und dann weiter seine Bestände aufstocken:
(Bildquelle ariva.de)
Ich hoffe, dass dieser Automat so lange stehenbleibt, bis die Madame Lagarde unser Bargeld abgeschafft hat. Das wird sie sicher tun, aber wenn wir ganz viel Glück haben, wird das noch ein paar glückliche Jahre dauern, bis uns diejenigen Politiker, denen wir immer wieder unser Vertrauen entgegengebracht haben, uns vollständig versklavt haben, was ja angeblich zu unserem Besten sein soll.
In diesem Sinne wünsche ich Euch alles Gute und viel Glück, denn das werden wir brauchen.