Hausmeister müsste man sein!

@gammastern · 2023-07-01 10:10 · Wirtschaft&Finanzen

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Das menschliche Gehirn ist nicht für Zahlen gemacht. Dies ist der Grund wieso wir Computer erfunden haben und damit beeindruckend schnell komplexe Dinge berechnen können. Trotzdem verlassen sich viele Menschen bei Finanzen lieber auf ihr „Bauchgefühl“ und laufen damit immer wieder in eine gefährliche Falle.

Spricht man Menschen auf ihre private Vorsorge an, hört man sehr oft, dass man kein Geld zu sparen hätte. Oder das man ja erst einmal Leben will und es noch genug Zeit gäbe. Oder eben irgend eine ganz andere Ausrede, wieso es nun eben gerade nicht geht. Natürlich gibt es Menschen in unserer Gesellschaft, die ein Härtefall sind und wirklich tagtäglich um das eigene Überleben kämpfen.

Doch ich kenne Leute mit einem Nettoeinkommen von 5000 € im Monat, die ebenfalls ständig darüber klagen, dass man nicht genug verdienen würde und kaum etwas zur Seite legen kann. Dies zeigt wie abstrus das Denken ist, denn es ist verdammt schwer sein Einkommen zu steigern. Wesentlich einfacher ist es, einfach seine Ausgaben zu senken.

Wer es gelernt hat mit Geld umzugehen, der kann mit fast jedem Einkommen etwas für sich selbst zurücklegen. Je höher dieses ist, desto einfacher sollte es natürlich fallen. Doch die meisten Menschen verpulvern ihr Geld regelmäßig für sinnlose Dinge. Da werden technische Geräte gekauft, die nur ein paar Mal genutzt werden bevor sie irgendwo in der Abstellkammer verstauben. Da braucht man unbedingt einen Thermomix in der Küche, weil man seinen Kram nicht selbst schneiden kann.

Und natürlich das große coole Auto. Am besten ein E-Wagen und von irgend einer wichtigen Marke, damit alle Kollegen bei einem zum Stauben vorbei kommen. Oder man fährt eben eine alte Möhre, die halt mal nicht so cool ist. Fakt ist, dass wer mit 60k€ im Jahr nach Hause geht und kein Geld zurück legen kann, dringend seine Finanzen in den Griff kriegen sollte. Ist dies eine arrogante Einstellung?

Ronald Read diente für die Vereinigten Staaten im zweiten Weltkrieg. Als er nach dem Krieg zurück kam, arbeitete er an einer Tankstelle und arbeite später in einem Kaufhaus als Hausmeister. Er war kein Unternehmer, sondern ein normaler Angestellter. Sein Umfeld beschrieb ihn als „ärmlichen“ Mann, der sehr knauserte und gerne auch mal etwas weiter weg parkte, wenn irgendwo eine Parkuhr stand.

Man würde hier davon ausgehen, dass es sich hier um einen typischen Vertreter der Unterschicht handelt, der sein Leben lang in einem einfachen Job arbeitet und dabei vermutlich nicht viel verdiente und von der Hand in den Mund lebte. Als Read mit 92 Jahre verstarb, staunte seine Gemeinde nicht schlecht. Er hatte im Laufe seinen Lebens rund 8 Millionen US-Dollar Vermögen aufgebaut und vererbte den größten Teil davon an die lokale Bibliothek und das örtliche Krankenhaus.

Im Gegensatz zu den meisten Menschen schien Read im Mathematikunterricht aufgepasst zu haben und verstanden welche Macht im Zinseszinseffekt liegt, wenn man ihm nur ausreichend Zeit gibt. Wenn ein Hausmeister an der Börse mit Bluechip-Aktien zu einem Vermögen kommen kann, wieso kannst Du es nicht?

Read machte an der Börse im Schnitt ca. 10%. Gehen wir in diesem Beispiel mal von einem densivere Wert von ca. 7% aus, der im langfristigen Schnitt realistisch auch ohne glückliches Händchen ist. Und gehen wir einmal davon aus, dass Du 20 bist und davon ausgehst bis 70 zu arbeiten. Nun legst Du geduldig für 50 Jahre jeden Monat 10€ zurück. Oder hast Du keine 10€ übrig?

Dies sind 120€ im Jahr und Du sparst Dir somit im Laufe deines Lebens ca. 6000€ an. Kein wirklich beeindruckender Wert oder? Investierst Du das ganze allerdings an der Börse und schaffst es die durchschnittliche Rendite zu halten, kommst Du am Ende auf knapp 52.200€. Dies ist bereits eine ganz nette Summe, die so manch einer gerne hätte. Mit nur 10€ im Monat, kannst Du bereits ein ansehnlichen Wert erreichen.

Natürlich sollte man sich nicht der Illusion hingeben, dass dies ein Reingewinn ist. Auch Vater Staat wird die Hand aufhalten und seinen Anteil davon einfordern. Vielleicht gibt es sogar Gebühren vom Depot und vielleicht endet die eigene Arbeitszeit ja auch in einer schweren Rezession. Lassen wir dies aber mal außen vor, da es wirklich nur um die Macht des Zinses gehen soll.

Nun sind 10€ im schlimmsten Fall durch Flaschensammeln zu schaffen! Gehen wir mal davon aus, dass Du statt dessen in einem vernünftigen Job gelandet bist und am Ende des Monats rund 100€ zurück legen kannst. Du sparst auf diesem Weg im Leben rund 60k€ an! Das hört sich ja schon eher nach einer privaten Altersvorsorge an. Mit der durchschnittlichen Rendite landest Du jedoch auf einem Reinvermögen von 520k€. Das ist mehr als manche Menschen davon träumen können mit einem Wert der nicht unrealistisch für einen Arbeitnehmer ist.

Read muss ca. 550 USD pro Monat zurück gelegt haben um bei 10% auf knapp 8,5 Millionen USD zu kommen. Er ging erst mit 76 Jahren in den Ruhestand und bildete sich konsequent in den lokalen Bücherei weiter fort. Selbst dort versuchte er zu sparen in dem er keine Bücher kaufte und trotzdem zu seinem Wissen kam.

Vielen Menschen sind stets davon besessen mehr Geld zu verdienen in dem sie ihre Rendite steigern und jedes Jahr bei ihrem Arbeitgeber vorstellig werden um dort nach Geld zu betteln. Read zeigt aber, dass es durchaus noch einen anderen Hebel gibt!

Die eigenen Ausgaben zu senken und sich auf das wesentliche zu konzentrieren. Dies muss nicht notwendigerweise bedeuten, dass man ein Leben lang zur Askese verpflichtet ist und sich nichts gönnen darf. Aber man sollte schon ein wenig ehrlich zu sich selbst sein und hinterfragen, ob man eine Sache wirklich braucht.

Höre ich wieder eine Familie klagen, dass ein Besuch im Kino ja so teuer sei… erst die Karte, dann noch das Popcorn! Da seufze ich immer innerlich ein wenig. Weder meine Eltern haben mir damals Popcorn geholt, noch habe ich dies selbst irgendwann getan. Ich bin doch nicht bekloppt und kaufe überteuerten Mais. Wenn ich darauf Appetit habe, kaufe ich mir das irgendwo wo es günstiger ist oder mache es am Besten gleich selbst!

Obwohl ich wesentlich mehr Geld verdiene als Reed es tat, hat er es geschafft in seinem Leben ein wesentlich größeres Vermögen anzuhäufen. Und dies eben nicht mit ein paar glückliche Handgriffen, sondern mit totlangweiligen Aktien mit einer durchschnittlichen Rendite.

Warum es so wenig Menschen wie Read gibt? Weil nur die wenigsten sich überhaupt auf die Reise machen und versuchen ein Vermögen aufzubauen. Immerhin wieder heißt es dann, dass man ja sowieso nicht zu einem Erfolg kommen wird. Doch wie soll man dies auch, wenn man nicht einmal die Vorstellungskraft dafür hat?

Gerade wenn ihr jung seid, solltet ihr ein wenig wie Read denken. Gönnt Euch nicht permanent alles, was Euch einen Impuls gibt. Setzt Euch vor größeren Entscheidungen einmal ruhig hin und überlegt, ob ihr etwas wirklich braucht. Schlaft am Besten auch einmal eine Nacht darüber. Und holt Euch am Ende nur dann etwas, wenn es Euch wirklich auch glücklich macht. Wer dies schafft wird bereits eine ganze Menge an Lebensqualität dazu gewinnen. Schlichtweg schon deswegen, weil man mit weniger Geld durch das Leben kommen wird. Das nimmt eine ganze Menge Stress aus dem Leben heraus und macht unterm Strich auch wesentlich glücklicher. Nicht weil man mehr hat, sondern weil man weniger braucht!

Ein Zyniker würde nun argumentieren, dass Read ja selbst nicht wirklich viel von seinem Vermögen hatte. Besser wäre es gewesen, wenn er sich zu Lebzeiten etwas davon gegönnt hätte. Ich bin mir aber sehr sicher, dass er zufrieden war mit der Art wie er lebte. Sonst hätte er am Ende kaum einen Teil seines Vermögens an die Gemeinde gespendet.

Ein Teil an das Krankenhaus in dem er häufiger zu Behandlung war und scheinbar sicherstellen wollte, dass dieses auch künftig eine solide Arbeit erledigen kann und zum anderen an die Bibliothek aus der er sein wissen hatte. Damit eine künftige Generation auch die Chance hat wie er etwas zu lernen.

Nur weil man ein Vermögen anhäuft ist man nämlich noch lange nicht ein herzloser Mensch. Nur wer die Gier in sein Herzen hereinlässt, wird für das wesentliche blind. Doch so manch armer ist wesentlich mehr davon geplagt als jemand der nach Wohlstand strebt.

Und so bleibt Read sicherlich eine Anomalie. Und trotzdem eine gute Nachricht für all jene von uns, die als Angestellte arbeiten gehen und vielleicht nicht soviel Geld in der Lohntüte mit nach Hause nehmen. Wenn man sich etwas vornimmt, kann man es auch erreichen. Wer sich nie etwas vornimmt, wird immer umher irren.

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