Ich liebe es bei der Hitze schwimmen zu gehen, wer eigentlich nicht?
Am liebsten verbringe ich meine Zeit in freien Gewässern - Seen, Teiche, Flüsse. So auch letzten Sonntag als ich auf die Donauinsel fuhr. Ich mag es, dass sich die Menschenmassen weitläufig verteilen und die Donau ist auch breit genug, so dass man sie in der Breite ein paar mal hin und her abschwimmen kann, ohne dass einem langweilig wird. Dabei denkt man nicht daran, dass ein paar Meter neben einem gerade ein Kind untergeht.
Es ging alles sehr schnell. Im Nachhinein würde ich sagen es dauerte nicht mal eine Minute. Ich sah zwei Mädchen mit Schwimmreifen panisch zum Ufer schwimmen, während ein dritter Schwimmreifen im Wasser trieb. Mein Blick blieb bei einem Strudel im Wasser hängen und dann tauchte dort kurz ein Kopf auf. Keine Ahnung woher meine Schnelligkeit kam, doch in der nächsten Sekunde war das Mädchen über dem Wasser und ich zog sie zurück ans Ufer. Sie war kreidebleich, aber sonst ging es ihr gut. Die Kleine zitterte, ich zitterte, sie weinte, ich war auch den Tränen nahe. Und dann standen auch schon ihre Eltern da, die nichts besseres zu tun hatten als auf sie einzuschimpfen (der Schock?) und ihr zu drohen, dass sie ihren Badeanzug zuhause zerschneiden würden. Sie dampften ab, ohne ein Wort an mich zu richten und ich war perplex. Wäre ich nicht da gewesen, wäre ihre Tochter vielleicht nicht mehr da. Und das, weil sie ihrer Aufsichtspflicht nicht mal ansatzweise nachkamen. Sie saßen auf einem Hang unter Bäumen mit Freunden, von wo man das Wasser nicht mal richtig einsehen konnte.
Ich saß da noch ziemlich lang ziemlich verstört rum. In meiner Familie ist vor vielen Jahren ein von mir geliebter Mensch ertrunken. Mein Cousin Jürgen, er war 17. Damals war ich zehn Jahre alt und konnte mir irgendwie nicht vorstellen, dass das überhaupt möglich war. Für mich war er erwachsen und Erwachsene ertrinken doch nicht?
Ertrinken kann jeder
In Österreich ertrinken jährlich ca. 100 Personen [3] Gefährdet sind natürlich in erster Linie Kinder (Ertrinken ist der zweithäufigste Unfalltod nach Verkehrsunfällen) und ältere Menschen. Doch auch junge Menschen unterschätzen oft die Gefahr der Hitze oder überschätzen ihre eigenen körperlichen Fähigkeiten. Denn unter diesen extremen Bedingungen ist der Körper bereits schwer damit beschäftigt sich runterzukühlen. Vorallem nach dem Essen, wenn das Blut in die Magengegend gepumpt wird, kann Schwimmen gehen zur Überforderung werden. Bei Kleinkindern im Alter bis zu 3 Jahren kommt noch der sogenannte "Totstellreflex" dazu. Sie können dabei ihren Kopf nicht mehr aus dem Wasser heben und auch in ein paar Zentimeter tiefen Gewässern ertrinken. Deshalb gelten die Regeln: Kinder nie unbeaufsichtigt schwimmen lassen! und Nach dem Essen eine Pause einlegen!
Ertrinken ist leise
Menschen ertrinken oft vor den Augen anderer Leute, da die Situation falsch eingeschätzt wird. Man erwartet Schreie und panisches Gestrampel, dabei sehen Ertrinkende oft nicht danach aus, als würden sie gerade untergehen. Sie schreien nicht, weil das Sprechen die zweite Funktion des Atmungssystems ist - die erste ist natürlich das Atmen und das muss sichergestellt werden. Sobald die Kraft ausgeht und der Kopf unter Wasser gelangt wird Wasser verschluckt. Auch die Arme können nicht zum Herbeiwinken von Hilfe eingesetzt werden. Sie werden instinktiv seitlich ausgestreckt und gegen die Wasseroberfläche gedrückt um sich solange wie möglich oben zu halten. Man hört nichts, dreht sich um und die Person ist weg.
Kinder, die im Wasser spielen machen Lärm - falls es still wird kann es schon zu spät sein.
Ertrinkende können sich meist nur 20-60 Sekunden über der Wasseroberfläche halten, weshalb es wichtig ist die Anzeichen zu erkennen und einzugreifen.
Was sind Anzeichen für Ertrinken?
Nicht alle Anzeichen müssen zutreffen! Wenn man das Gefühl hat etwas stimmt nicht, sollte man eingreifen und helfen!
- Der Kopf ist nach hinten geneigt und befindet sich knapp über der Wasseroberfläche
- Der Mund ist geöffnet und auf Höhe der Wasseroberfläche
- Der Körper steht aufrecht im Wasser und die Beine werden nicht benutzt
- Die Augen können geschlossen sein, aber auch offen (hier ist oft auffällig ein leerer, glasiger Blick ins Nichts)
- Schnappatmung
- Versucht sich auf den Rücken zu drehen oder in eine Richtung zu schwimmen, bleibt aber auf der Stelle
[1]
Es ist mir auch schonmal passiert, dass ich jemanden helfen wollte, der gar nicht am Ertrinken war. Natürlich ist die Situation etwas unangenehm, aber lieber einmal mehr geholfen, als jemand kommt zu Schaden. Manchmal reicht es schon zu fragen, ob es demjenigen gut geht - falls die Person nicht antwortet, hat man oft nur wenige Sekunden um zu helfen.
Generell gilt an heißen Tagen: Achtet auf euer Umfeld und schaut einfach einmal mehr hin :)
Ich hoffe ihr genießt den Sommer trotzdem und passt auf euch und andere auf.