Was wäre, wenn ich meine Lebensuhr zurückdrehen könnte

@greece-lover · 2018-08-19 17:43 · busy
Vor drei Tagen hatte ich wieder einmal eine recht schlimme Herzattacke. War sicherlich wieder ein Infarkt. Vor vier Jahren wurde eine schwere Herzschwäche bei mir diagnostiziert und ich stand sogar schon auf der sogenannten HTX Liste (Transplantationsliste für ein neues Herz)

Meine Koronargefäße und der implantierte CRT-D 2014

https://www.youtube.com/watch?v=dkEvu3d4aC4


Die letzte Zeit stellte ich mir immer öfters die Frage würde ich, wenn ich noch einmal von vorne anfangen könnte mein Leben anders angehen ?
Im Grunde hatte ich ein wirklich cooles Leben, bis bei mir die Krankheit diagnostiziert worden ist. Mit 15 hatte ich durch kleine Geschäfte schon mehr Geld verdient als meine Mutter monatlich an Lohn erhalten hat. Mit 17 Jahren fing ich an Modeschmuck zu fertigen den ich überall in der DDR in irgendwelchen Stadtzentren verkaufte. Die Gewinnspannen waren der Wahnsinn. Steuern musste ich nicht bezahlen da ich ja auch kein Gewerbe anmelden konnte. Da ich nach etwas größeren strebte stellte ich einen Antrag auf Ausreise aus der DDR und wurde sogar von Rechtsanwalt Vogel vertreten. Dem ein oder anderen aus der DDR wird der Name von dem Anwalt etwas sagen. Als die Ausreise bewilligt worden war, wurde genau eine Woche später die Grenze geöffnet. Gleich nach der Grenzöffnung wollte natürlich kein Mensch mehr meinen Schmuck kaufen. Aber ich konnte für Ostgeld Kofferraumladungen voll Zigaretten in das gelobte Land bringen und dort gegen harte D-Mark verkaufen. Auf jeder Poststelle konnte man dann zu einem Kurs von eins zu zehn die D-Mark wieder in Ostgeld tauschen. Auch das hat die ersten Monate keinen Menschen interessiert. Lass doch den armen Ossi ein paar D-Mark verdienen :-) In den nächsten Jahren, bis zu meinem 40. Geburtstag hatte ich sicher 15 verschiedene Jobs,Geschäfte oder Firmen. Von Inhaber eines kleinen Autohandelns über Besitzer eines Möbelmarktes, Pächter von mehreren Lokalen bis letztendlich zum Betreiben eines Fachgroßhandels für Satellitentechnik. Ich habe so ziemlich alles gemacht. Selbst im Rotlichtmilieu war ich eine Weile tätig und war Wirtschafter in zwei ganz speziellen Etablissements.

Eine Zigarre für 30€ und die Rolex am Handgelenk :)


Alle Firmen und Geschäfte die ich betrieben habe haben mehr oder weniger Geld abgeworfen. Das große Problem war immer, nachdem die Firmen gelaufen sind hatte ich einfach keine Lust mehr darauf. Mir hat es immer Spaß gemacht etwas aus dem nichts aufzubauen. Wenn es dann gelaufen ist hatte ich das Interesse verloren.
Ich habe sicherlich bis zum 40. Geburtstag mehr erlebt als manch einer in drei Leben. Habe das ein oder andere Vermögen gemacht aber auf der anderen Seite noch größere ausgegeben.
Als ich 40 geworden bin dachte ich mir wofür das alles? Villa, Porsche, Rolex am Handgelenk? Alles Schwachsinn. Wie mein damalig fünfjähriger Sohn aufgewachsen ist habe ich nicht mitbekommen. Jeden Tag 12-14-16 Stunden in der Firma und das sieben Tage in der Woche. Die allgegenwärtige Geldgeilheit musste befriedigt werden. An einen Abend wieder in der Firma sitzend dachte ich, du hast doch nicht mehr alle Tassen im Schrank. Eine E-Mail an jemanden geschrieben der schon immer Interesse an meiner Firma hatte und diese kurzerhand verkauft. Innerhalb von 14 Tagen so weit wie es ging alles zu Geld gemacht, das Haus abgeschlossen ein großes Wohnmobil gekauft und schon waren wir für sechs Jahre unterwegs. Alle Schranken hinter mir im Grunde abgebrochen. Nirgendwo an oder abgemeldet, nichts selber geregelt und unseren Anwalt beauftragt alles wichtige mehr oder weniger für uns zu erledigen.

Flashanimation der Internetpräsenz meiner damaligen Firma. Da hatte so etwas noch richtig Geld gekostet.

https://youtu.be/pfgE2kFt9Ww


Die Zeit, die wir im Wohnmobil zusammen durch Europa gezogen sind, war die schönste Zeit meines Lebens. Da mein Sohn Freilerner ist, also nie eine Schule besucht hatte konnten wir viel Zeit als Famiele zusammen verbringen. Das alles ist nun langsam 13 Jahre her. Seit etwas über vier Jahren weiß ich nun das ich schwer am Herzen erkrankt bin und sicherlich keinen runden Geburtstag mehr erleben werde.


Die ersten Jahre sind wir mit einen fast 9 Meter Wohnmobil (Niesmann + Bischoff Flair 8000i), einen Geländewagen einen Ami Van und einem Bot unterwegs gewesen. Hatten immer Freunde die mir die Autos und das Bot dorthin brachten wo wir es haben wollten.


Immer nur das nötigste bei Camping dabei gehabt, Jägermeister Maschine, Eiswürfelbreiter, 2x 10Liter Getränke Dispenser und anderen Schwachnin :)


Den Ami Van hatte wir immer für kurze Ausflüge genommen, wenn wir nicht länger als eine Woche von unerem Basislager entfernt waren. Die Rückbank konnte man eklektisch zu einem Bett ausfahren. Konnte mich von der Karre nie trennen und habe sie selbst heute noch eingelagert in einer Halle stehen. Zuviel Erinnerungen die mich mit dem Van verbinden.


Schule etwas anders ...


Das alles hört sich doch wirklich toll an, oder? So manch einer würde mich um meinen Lebensweg beneiden. Ausgenommen natürlich mein Gesundheitszustand :-)

Habe aber eben auch Unsummen verknallt, heute fahre ich einen alten Opel Movano und einen Suzuki Ignes der seine besten Zeiten schon lange hinter sich hat. Beide bringen mich auch von A nach B.

Was würde ich nun anders angehen, wenn ich die Zeit, sagen wir einmal 15 Jahre zurückdrehen könnte?

Eigentlich nicht viel!!!

Die ganzen Summen die ich für meine Autos, Wohnmobile, und das Boot ausgegeben habe sowie die Immobilien dich letztendlich mit Verlust verkauft habe würde ich heute anders nutzen.

Es wäre das Startkapital für ein Mehrgenerationen Wohnobjekt das ich gründen würde.

Ein Treffpunkt für freie Geister egal welchen Alters, Geschlechts, politische Einstellung oder Glaubens. Die älteren, die Einkommen haben finanzieren die jüngeren die dabei sind sich etwas aufzubauen. Wenn man einen freien Geist sich so entwickeln lässt wie er es möchte kommt auch irgendwann der Zeitpunkt wo dieser etwas zur Gemeinschaft beitragen kann. Ich sehe es bei mein Sohn der nie in den Zwängen einer Schule war. Er wird sicherlich sein Weg gehen und ihm stehen ihm jetzt schon mit knapp 18 Jahren mehrere Möglichkeiten zur Verfügung ein Einkommen zu generieren.

Eine Gemeinschaft wo sich jeder um den anderen kümmert, auch im Alter oder im Krankheitsfall. Keiner wird alleingelassen jedoch hat auch jeder die Möglichkeit sich zurückzuziehen.

Monogame Lebensweise wäre eher hinderlich. Man hat so viel Liebe und Zuneigung für andere Menschen übrig, dass eine monogame Abkopplung da eher hinderlich ist. Und nein, ich rede hier nicht von freier Liebe, großen Ausschweifungen und Orgien.
Das gemeinsame Aufziehen von Kindern das Umsetzen von Projekten kurz um das Miteinander muss im Mittelpunkt stehen. Liebe Zuneigung und Verständnis für jedermann hat nichts mit Sex zu tun.
Alles Erschaffene und Erarbeitete steht allen zur Verfügung. Jeder hat das Recht seine Meinung kund zu tun und auch Vorschläge vorzubringen. Aber letztendlich muss es einen Entscheidungsträger geben der das sagen hat.

Leider weiß ich aus Erfahrung, dass es Situationen gibt wo Entscheidungen zu treffen sind die eine Gruppe einfach nicht treffen kann. Endlose Diskussionen die letztendlich in Streitereien ausarten und in einem Zerwürfnis enden sind meistens der Anfang vom Ende solcher Projekte.

Das Problem ist, dass man von Kindheit an einen Drill erfährt der einen ein Leben lang begleitet. Nur ganz wenige können diese von der Gesellschaft auferlegten Richtlinien durchbrechen.

Im Grunde eigentlich nicht viel was ich vielleicht in meinen Leben hätte anders angehen sollen. Alles andere, auch die recht wilden Zeiten die ich hinter mir habe möchte ich nicht missen.

Vielleicht liegt es ja an meiner gesundheitlichen Situation, dem älter werden oder der Vorstellung der eigenen begrenzten Zukunft.

Aber vielleicht ist es ja noch nicht zu spät :-) Ein paar Euro liegen noch unter dem Kopfkissen und vielleicht sollte man solch ein Projekt, und sei es nur in der Theorie und auf dem Papier umsetzen.

Vielleicht findet sich ja später jemand der nach meinen Richtlinien eine entsprechende Gemeinschaft aufbaut.

Wenn ich mir die Zeilen jetzt selber durchlese frage ich mich warum ich das alles niedergeschrieben habe. Aber da ich schon immer das von mir gegeben habe das mir Wichtig erscheint und ich in der glücklichen Lage bin auf nichts und niemanden Rücksicht nehmen zu müssen lasse ich euch an meinen Leben und Gedankengängen ein wenig Teilhaben :-)

Viele Grüße aus Griechenland euer Guru @greece-lover

#deutsch #busy
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