Du bestimmst, wie du reagierst

@hatoto · 2025-09-24 09:46 · deutsch

Gestern war mal wieder einer dieser Momente. Ich war im Stress. Nach einem langen Arbeitstag musste ich mich noch um das Essen kümmern, weil es meiner Frau gerade schlecht geht. Also fuhr ich einkaufen. Das Wetter war richtig mies. Nachdem sie im Lidl nicht mehr das hatten, was ich wollte, fuhr ich zum Edeka. Schon etwas genervt, weil die Zeit immer weiter voranschritt und der Feierabend immer kürzer wurde. Auf dem Parkplatz wunderte ich mich schon, dass die besten Parkplätze leer sind. Ich schnappte mir den nächstbesten und stieg aus. Dann wusste ich auf einmal, warum da niemand sein Auto abgestellt hatte. Ich war in eine riesige Pfütze getreten. Sie war so tief, dass das Wasser direkt in meinen Schuh floss und ihn vollständig durchnässte.

Ich ärgerte mich. Aber nur sehr kurz. In solchen Momenten denke ich an die Lektion des Platzregens ( wie passend!) von Yamamoto Tsunemoto aus dem Hagakure. Ich habe sie schon einmal vor Jahren erwähnt, aber hier noch einmal der text:

„Man muss die ‚Lektion des Platzregens‘ verstehen. Ein Mann, der unterwegs von plötzlichem Regen überrascht wird, rennt die Straße hinunter, um nicht nass und durchtränkt zu werden. Wenn man es aber einmal als natürlich hinnimmt, im Regen nass zu werden, kann man mit unbewegtem Geist bis auf die Haut durchnässt werden. Diese Lektion gilt für alles.“

Für mich bedeutet es, dass ich es in der Hand habe, wie ich auf meine Umwelt reagiere. Natürlich sind einige Reaktionen von der Natur aus vorgegeben. Aber die meisten Reaktionen sind erlernt. Und wir sollten uns immer wieder fragen, wie sinnvoll unsere Reaktion ist.

Als Beispiel nehme ich gern die Reaktion auf Spinnen. In unserer Kultur reagieren viele - überwiegend Frauen - extrem ängstlich und angewidert, wenn plötzlich eine Spinne in ihrer Nähe auftaucht. Dieses Verhalten haben sie sich von anderen abgeschaut. Sei es den Eltern, den Verwandten, Freunden oder sogar Fremden. Diese Angst ist nicht natürlich. Bei Kleinkindern die die Welt zum ersten mal entdecken kann man sehen, dass sie auf solche achtbeinigen Kreaturen ganz anders, nämlich mit Neugier und Faszination reagieren.

Genauso haben wir gelernt, dass es schlecht ist, wenn wir unerwartet nass werden. Besonders wenn wir bis auf die Unterwäsche nass werden, oder eben die Socken. Das führt zur Unterkühlung und vielleicht zur Krankheit. Außerdem werden die Schuhe dreckig. Also reagieren wir mit Ärger, wenn wir in so eine tiefe Pfütze treten und nass werden.

Aber ist das wirklich notwendig?

Natürlich hätte ich sauer sein können und mich weiter ärgern können. Den ganzen Einkauf hätte ich eine Fresse ziehen können und am besten meine miese Laune noch an den Mitmenschen im Edeka und zu Hause bei meiner Frau auslassen können. Aber wozu?

Genau diese Frage stelle ich mir in solchen Momenten. Was bringt es mir? Wird dadurch der Schuh wieder trocken und der Fuß warm? Nö.

Warum also nicht einfach akzeptieren? Der Ei kauf dauert es nicht lange. Ich bin in 20 Minuten zu Hause und kann in frische warme Socken schlüpfen. Krank werde ich davon bestimmt nicht und die Schuhe sind eh dreckig. Da ist das Wasser sogar vielleicht ganz gut!

Also habe ich die Situation akzeptiert wie sie ist, ein Lächeln aufgesetzt und bin ins Geschäft. Schon nach wenigen Minuten hatte ich den nassen Fuß vergessen. Als ich nach Hause kam, habe ich meiner Frau nicht einmal davon erzählt. So unwichtig war das 🙂.

Einige sagen dazu, man soll seinen Groll nicht in sich hineinfressen. Das mache auf Dauer krank. Stimmt sogar. Ich sage aber dazu, dass ich gar keinen Groll oder Ärger hege. Ich schlucke nichts runter. stattdessen verwandle ich den Groll in etwas gutes. In eine positive Einstellung.

Was denkt ihr dazu? Regt ihr euch oft (unnötig?) auf? Wie währt ihr damit umgegangen?

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