Schädelvermessung und Fleischbeschau: Comeback der Rassetheorien

@holgerfinn · 2025-08-27 08:55 · Deutsch D-A-CH
Schädelvermessung war in Verruf geraten. Die Hamburger "Zeit" aber schreibt jetzt wieder Charaktereigenschaften nach Augenschein zu.

Sie kamen mit ihren Linealen und Kopfmusterformen, mit Ellen und Maßband, natürlich aber auch mit modernen Lasern und digitalen Messmaschinen. Die Rassekunde der Neuzeit ist kaum mehr vergleichbar mit den Anfängen vor mehr als hundert Jahren. Damals war das dilettieren um vermeinte Rassemerkmale ein zentraler Bestandteil der menschenverachtenden Ideologie der Nationalsozialisten. Mit Schädelvermessungen und Musterkörpereinordnungen wurde versucht, Menschen nach individuellen Merkmale in Gruppen einzuordnen, denen wiederum bestimmte Eigenschaften angedichtet wurden.

Hokuspokus mit großem Einsatz


Nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA, Australien und Kanada betrieben zumeist ältere weiße Männer den Hokuspokus mit großem Einsatz, Leidenschaft und viel Fantasie. Doch eine Männersache ist dieser wissenschaftlich verblendete Rassismus nicht. In der Hamburger "Zeit" hat jetzt eine Rabea Weihser den Beweis angetreten, wie sich auch heute noch aus vermeintlichen äußerlichen Schädelmerkmalen eine Gruppenidentität ableiten lässt. Aus der wiederum Träume von einer kommenden "Dynastie des baldigen US-Präsidenten" (Die Zeit) gedeihen.

"Hohe Wangen, kantige Kiefer: Trumps Team trägt das Mar-a-Lago-Face" - nein, sie haben sich das nicht selbst ausgedacht. Die ganze Geschichte mit dem "optischen Schicksal" stammt aus dem "Hollywood-Reporter", einem Klatschblatt, das der ehemals renommierten "Zeit" als Leitmedium gilt.

Jetzt, wo die Schlacht gegen den Milliardär verloren ist und jeder sehen muss, dass er über die nächsten vier Jahre kommt, werden nur noch matte Rückzugsgefechte geführt. Olaf Scholz hat dem Nazi gratuliert, die SPD sich mit der Abschaffung der Demokratie in den USA angefreundet. Auch der "Spiegel" reportiert nur noch zurückhaltend, die "Süddeutsche" schüchtern. Seit Tagen schon hat niemand mehr Hitler oder Höcke zu Trump gesagt.

Imperialismus und Rassezucht

Aber wenigstens einen Plan zur Zucht einer neuen Rasse mit Einheitsgesichtern kann man ihm noch vorwerfen. Rabea Weihser, die vor der Verrentung ein Ressort der "Zeit" führte, hat Giambattista Della Porta Giambattista Della Porta (1535-1615) gelesenen, jenen Universalgelehrten der späten Renaissance, der die Möglichkeit der Erforschung des menschlichen Charakters anhand äußerer Erscheinungsformen erfand. Aus der Ferne sieht sie "gemachte Leute" antreten, um die Regierung zu übernehmen. Trumps frisch gekürte Entourage sei dadurch auffällig, dass viele "mit Spritzen, Lasern und womöglich Skalpell behandelt" seien, viel mehr ""als es in der politischen Sphäre üblich ist".

Mehr Schein als ein hinter den Mar-a-Lago-Gesichtern, die "hier etwas gelähmt, dort was aufgefüllt" sind. In Hamburg, wo im Haus der "Zeit" der Fortschritt nicht nur beschrieben, sondern vorangetrieben wird, ist die geschlechtliche Selbstdefinition eines Menschen unanzweifelbar nachvollziehbarer Anlass für jedwede Operation. Lässt sich jedoch eine rechtsextreme Verschwörungsideologin Botox ins Gesicht spritzen, dann will nicht sie das, sondern Trump - und auch die "karrieristischen Männer der republikanischen Sphäre" machen mit. Denn sie sind keine Sozialdemokraten, Linke, Grüne oder Unionspolitiker, die niemals ärztliche Hilfe für eine "straff gezogene Stirn und mephistophelischen Augenbrauen" in Anspruch nehmen würden.

Deutschland hat nur Visagisten


Deutschland Spitzen begnügen sich mit Visagisten, Deutschlands Kanzler verlangen ihren Ministernden keine Schönheits-OP ab. Einer wie Donald Trump sei beeindruckt von Männern, die Mumm und militärische Stärke vermitteln, die aber finden sich vielleicht in Deutschland. In den USA aber müssen sie erst produziert werden: "Gute Trump-Männer sehen gesund und schnittig aus in Uniform, haben volles Haar, porzellanweiße Zähne und kantige Kiefer – alles, was Donald fehlt", erinnert der "Zeit"-Text ganz subtil an einen anderen Herrscher, der seine Elitetruppe nach einem Bild schmieden ließ, dem er selbst zuallerletzt entsprach.

Trump ist damit aber rehabilitiert. Lautete der große Vorwurf an ihn, den Rechten, Extremisten, Rassisten und Zerstörer bisher, dass er seine Minister und sonstigen Helfer aus Kreisen Rechter, Rechtsextremer und Verschwörungstheoretiker berufe, sind nun die wahren Kriterien öffentlich: Gesucht werden Männern, "die das volle Paket mitbringen, wer doch zu wenig Männlichkeit ausstrahlt, darf sich in der Mittagspause heimlich die Kinnlinie unterspritzen und das Kinn verkanten lassen".

Aus der Fleischmarktperspektive


Frauen dagegen, ausnahmsweise ist die Fleischmarktperspektive im Fortschrittsblatt erlaubt, weil es um schreckliche Frauen geht, trügen "Puppengesichter" und einen maximalen Östrogeneinfluss zu Schau. Nur offiziell, heißt es in einem kleinen Seitenhieb auf die unvorstellbare Verlogenheit der amerikanischen Politik, seien "die Mar-a-Lago-Faces auf ganz natürliche Weise gewachsen", also etwa so wie Joe Bidens Fitness oder früher die witzige Vorliebe von EU-Chef Jean-Claude Juncker zu verschiedenfarbigen Schuhen. Fakt ist aber, dass die Optik, die sich anlehnt an Hollywood-Ideale, besonders in Kreisen ankommt, "die sich vom modernen Denken und Leben bedroht fühlen, zum Beispiel bei den Tradwives und Maskulinisten".

Trumps Lieblingslook passe also zu seiner Politik. Ein Schatten über der anstehenden Amtszeit, denn das nennen internationale Beobachter "die deutsche Krankheit".null
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