Jetzt ist es zwei Tage her, daß @redpalestino seinen weitgehenden Rückzug von Steemit verkündet hat, und einen Tag, daß er wieder zurückgerudert ist. So fühlt es sich für mich an. Oder vielleicht ist es eher noch nicht mal einen Tag her.
Bin ich erleichtert? Kann ich nicht sagen. Weil ich darauf eingestellt war, daß jetzt wirklich ein Powerdown folgt und über kurz oder lang die Delegation weg ist. DIe einzige, die meine Existenz hier auf der Blockchain stützt. Die ermöglicht hat, daß ich vom Plankton zur Elritze geworden bin. Die es mir erlaubt, selbst mehr als 400 SP wegzudelegieren und trotzdem einen akzeptablen Votingwert zu haben.
Ich tauge nicht für spaßige unterhaltsame Posts. Ich habe Angst, mich in weitere Projekte einzubringen aus Angst, daß diese finanzielle Einbußen verzeichnen müssen. Es ist ein offenes Geheimnis, daß ich und einer der finanzstärksten deutschen User uns nicht riechen können - er mich noch mehr als ich ihn. Ich habe erkannt, daß ich individuelle Freiheit nicht so schätze wie der besagte User. Ich würde tatsächlich immer die Freiheit der Gemeinschaft mehr achten als die meinige. Und in diesem Zusammenhang war mir das gestrige Video augenöffnend und es ist mir jetzt noch ein Schmerz. Ich fühle mich weiter entfremdet.
Ich habe gedacht, wenn es zu Ende geht mit dem, was @redpalestino (in meinen Augen?) ist/war, dann ist auch für mich Schluß. Dann geht es auch für mich anders weiter. Ich war bereit dazu, mich darauf weiter einzustellen.
Ich habe in den letzten Wochen mehrfach versucht, dem einen User, dessen Namen ich nicht nennen werde, weil er nicht getaggt werden will, aus seiner Wahrnehmung meiner Person herauszureißen. Es hat ihn entweder nicht erreicht oder wenn doch, ist die Auseinandersetzung eskaliert. Ich fühle mich hilflos und unfähig, dieses Spaltungsmoment zu beheben, ohne die Plattform zu verlassen.
Ich bin schon soviele angekündigte Beiträge auf dem Blog hier schuldig geblieben. Und noch vieles andere mehr, das ich gern an anderen Stellen gepostet hätte. Ich würde gern weitere Accounts zu mindestens drei Themengebieten aufmachen, aber ich bin nicht sicher, ob ich das tun sollte, weil es mich weiter mit der Plattform verwebt und vielleicht gar nicht die Unterstützung von außen herbeiholt, die ich bräuchte. Ich mache mir also viele Gedanken und seit etwa eineinhalb Jahren wünsche ich mir manchmal, andere Menschen würden sich nur halb so viele Gedanken machen vor einer Entscheidung, die andere beeinflußt. Das ist aber keine politische Position. Sondern (für mich) eine soziale.
Ich fühle mich weiterhin hilflos, wenn ich daran denke, unter welchen Beiträgen ich im letzten halben Jahr kommentiert habe und unter wievielen nicht, weil auch ich abstumpfe, keinen Sinn sehe in diesen Aktivitäten. Weil ich die Zeit gar nicht habe.
Eine Erkenntnis der letzten 2 Wochen ist, daß man eher für die Beschäftigung mit Kryptowährungen bereit ist, wenn man sich damit arrangiert hat, daß es eine Art Schwarzarbeit ist. Das habe ich nicht. Deshalb liegen meine 105 Coins, die ich dank @erniegreenhill und @theholystuhl habe, ohne Konzept herum. Das war nicht so beabsichtigt.
Ich bin jemand, der viel nachdenkt und analysiert. Mir dann sagen lassen zu müssen, ich könnte genau das nicht, tut weh. Richtig weh. Ich habe versucht, einen Weg aus dem Schmerz heraus zu finden. Ich finde ihn aber auf dieser Blockchain nicht. Ich merke, daß ich meinen eigenen Prinzipien zuwidergehandelt habe, und ich bin nicht flexibel genug, um darüber hinwegzusehen. Ein Henne-Ei-Problem.
Ich möchte nicht auf einen Parasiten reduziert werden, der keine Würde hat. Schon deswegen, weil das Nachdenken über meinen tatsächlichen Wert fester Bestandteil meines Alltags ist. Weil ich da - so krass es klingt - etwas aufzuholen habe. Weil ich in Fallen, in die ich in den Jahren 2010-2016 gelaufen bin, ohne daß sie mir speziell gestellt wurden, nicht mehr laufen möchte. Zugegebenermaßen hat mich genau das auch nicht unbedingt zu einem nachsichtigen Menschen gegenüber Fehlern von "Normalos" gemacht. Ich würde mir seitens dieser Menschen mehr Reflektion in dieser Hinsicht wünschen anstatt "die Gesellschaft hat mich zu akzeptieren, wie ich bin". Ich hänge der möglicherweise fehlgeleiteten Idee nach, es wäre besser für uns alle, wenn wir alle ehrlicher zueinander wären. Inklusion kann nur funktionieren, wenn wir bereit sind, sie immer wieder neu zu verhandeln, Verbesserungen für Benachteiligte zu erreichen usw. Letzteres ist für mich aber mit dem Gedanken an umfassende individuelle Freiheit nicht vereinbar.
Ich habe keine langfristigen Wünsche an das Leben und keinesfalls bin ich mir sicher, ob es sinnvoll ist, diese an eine Kryptowährung zu knüpfen. Nach eineinhalb Jahren, in denen dieser Account besteht, ohne daß mir jemand den Kopf abgerissen hat dafür, daß ich mich in das Thema und die (steuer)rechtlichen Belange nicht weiter eingearbeitet habe, erscheint es mir nicht nur nicht angemessen, damit zu werben, daß man hier Geld verdienen kann (kann man das denn real überhaupt?), sondern ich finde es auch gefährlich, Leute mit Halb- und Viertelwissen ausgestattet hier ihrem Schicksal zu überlassen.
Stichwort neue User: ein paar werden sich erinnern, daß ich neulich etwas aufgeregt im DACH-Discord war wegen eines Beitrags von @denniskoray. Für diejenigen, die es nicht wissen: in den Kommentaren seiner Beiträge tummeln sich die User, die nie bei Steemit Fuß fassen. Das ist zumindest mein Eindruck. Was soll man machen, wenn die Leute nicht mal so weit dabeibleiben, bis das erste Mal die Ressource Credits aufgebraucht sind?
Ich habe gerade das Video noch einmal geschaut und die Kommentare bei Youtube gelesen. Ich schließe mich ELGOOG (wer immer das auf Steemit ist) und @actifit-peter an. Ich sehe keine Chance, Menschen zu ändern, die sich nicht ändern (lassen) wollen. Und mein Pulver habe ich eh verschossen, denn diejenigen, mit denen ich glaubte, korrigierend diskutieren zu können und müssen, haben mich stummgeschaltet. Rede ich sie dann doch mal persönlich an, werde ich von oben herab behandelt. Das ist alles nachlesbar. Ich habe mich kurz gefragt, ob das jemandem mit mehr SP weniger oft oder weniger intensiv passiert. Aber ich glaube, auch dem ist nicht so.
Ich habe mich von allzugroßem Optimismus verabschiedet, weil ich finde, daß hohe Erwartungen viel leichter enttäuscht werden können. Ich will mich aber nicht verletzlicher machen als es sein muß.
Tut mir leid, daß ich dir in die Bresche fahre, Sami, weil ich - mal wieder - Aussagen anderer nicht so stehenlassen kann.
https://www.youtube.com/watch?v=aEFxM3Q2kbg