Moin an alle Steemians da draßen
In den letzten Jahren belief sich meine sportliche Betätigung auf nahezu null, aber heute war Schluss damit. Denn meine Freundin hat mich zum Klettern in einer Sporthalle mitgenommen. Sie selbst hat einen Kurs besucht, bei dem ihr alles Wichtige einmal erklärt wurde und so ein sicheres Besteigen der Wände gewährleistet ist.
Bei mir sieht die ganze Geschichte ein wenig anders aus: meinen letzten Klettergurt hatte ich vor ca. 15 Jahren an der Hüfte und bei dem Gedanken, mich an einem Punkt in meiner Umgebung zu befinden, welcher höher liegt als die Kuppe vom Elbdeich, bekomme ich schnell leichte Beklemmungen.
Wer von Euch jetzt aber glaubt, ich jammere euch hier einen vor und habe am Ende nichts getan bekommen, der liegt Meilen weit daneben. Horizontaler Sport ist was für Anfänger, in der Senkrechten geht die Party ab!
Die ersten Grundlagen
In erster Vorbereitung lernte ich fix, wie ein doppelter Achterknoten funktioniert, an welcher Lasche das Seil und der Karabiner angebracht werden und die Top 10 der größten Fehler, welche einem auf garkeinen Fall unterlaufen dürfen. Falls die freundliche Bedienung am Empfang der Sportanlage mich fragen sollte, ob ich das auch alles kann, hätte ich ihr das bestätigen können.
An der Kletterhalle angekommen, haben wir uns flink alle notwendige Ausrüstung besorgt und standen anschließend in einer 16 Meter hohen Halle, welche als ersten Eindruck, einen penetranten Geruch nach Füßen bereithielt. Was soll man auch anderes erwarten, wenn sich jeden Tag eine Hundertschaft von begeistertet Kletterern, mit nackten Füßen in viel zu engen Gummischuhen, richtig verausgabt.
Die erste Route war schnell für mich gefunden. Irgendetwas zwischen Hui und Pfui, 15 Meter lang, randvoll mit bunten Steinen und damit das Ganze nicht zu langweilig wird, kommt einem ein Teil der Wand noch entgegen. Der Profi nennt das „Überhang“ und er findet eine riesige Freude an solchen Spielereien. Für mich als blutigen Anfänger gab es nur eine Regel: „Mach was du willst, du bist gesichert.“
Normalerweise sollte man sich zu Beginn eine Sorte von Steinchen aussuchen und dann auch ausschließlich diese beturnen, sprich z.B. nur rote oder nur schwarze Klötzchen sind erlaubt. Für mich galt diese Regel noch nicht und ich konnte mich an allem festhalten, was mir in die Finger kam. So lief alles ganz fein, bis ich auf Höhenmeter acht oder neun anfing, mit meinem Kopf zu denken und weniger zu klettern.
Wie fest sind die Steine an der Wand? Kann das Seil reißen? Wie schnell löst sich ein fester Knoten? Welche kinetische Energie ergibt sich bei einem Fall aus zehn Metern Höhe, wenn die Gravitationskonstante 9,81 m/s² beträgt und ich mein eigenes Körpergewicht auf 75 Kg abschätze?
Ich konnte meine Bedenken überwinden und nach meinem ersten Erfolg an der Steilwand, rauschte mir das Adrenalin durch die Adern und die Begeisterung war riesig. Am liebsten gleich nochmal und den nächsten Kick suchen. Dieses Mal würde ich bestimmt auch nur ein oder zwei Sorten von Steinchen nehmen. Jedoch war ich nicht allein unterwegs und erhielt den wichtigen Job, meine Freundin zu sichern. Also vertüddelte ich mich mit dem Sicherungsgerät und hielt mich an Regel Nummer 1 beim Klettern: „Partnercheck, sonst Partner weg!“ Niemand möchte durch eine kurze Unaufmerksamkeit sein Leben aufs Spiel setzten, somit gilt immer das vier Augen Prinzip.
Wir wechselten uns über mehrere Stunden immer wieder ab und ich lernte eine Menge von hilfreichen Tricks, um leichter meine Ziele an der Kletterwand zu erreichen. Es war sehr überraschend, wie eine gute Technik sehr viel Kraft einsparen kann und so selbst meine geringe Ausdauer locker ausreichte, um den ganzen Tag Spaß zu haben.
Mein Fazit
Klettern ist eine coole Sportart und mir ist aufgefallen, dass ich als langhaariger Kerl, in einer Kletterhalle kein Stück auffalle und durch meine leicht alternative Art bis zu Erkennungslosigkeit integriert bin. Ich hatte mich schon lange gefragt, wo Typen wie ich, ihre Freizeit verbringen.
Joe versuchte sich selbst an einer Route und erreichte dabei eine Höhe von 2,3 Metern, höher reichte mein Arm auch nicht 😉.