Mein Beitrag zur 24. Rund von @kadna s Fotogedanken
Katharina Sophie zur Löwen-Wildenstein-Müller hatte unter ihrem Stand geheiratet. Ihr Mann Sven war weder von Adel noch war er Akademiker, sondern einfach – Handwerker. Bei all den kulturellen Unterschieden, ja man könne von einem Kulturschock sprechen, den beide zu Beginn ihrer Beziehung erlitten, war die Ehe dennoch als glücklich anzusehen. Als Kind war Katharina wie selbstverständlich davon ausgegangen als Erwachsene in einem eben so großen und komfortablen Anwesen zu leben und umsorgt zu werden wie in ihrer Kindheit. Sven hatte das von den Großeltern geerbte Nachkriegshäuschen mit einem Anbau versehen und Katharina musste lernen das bei dem Versuch alles stilvoll und edel zu gestalten das Haushaltsbudget nie außer Acht gelassen werden durfte. So musste sie die bittere Pille schlucken, dass die Klinker des Anbaus anders aussahen als die des Haupthauses.
(Kann man nicht alles neu verklinkern? Könnte man, aber weist du was das kostet? Die alten Klinker sind in Ordnung, aber sie sind eben nicht mehr lieferbar.)
Sven dagegen musste lernen, wie man ein Krawatte bindet und dass Teller, Gläser und Besteck nicht einfach irgendwie auf den Tisch kommen, sondern systematisch arrangiert werden. Das fertig gekochte Essen kommt nicht mit dem Pott auf den Tisch, sondern in einer Servierschale! Sven liebte seine Frau. Als sie sich verwundert zeigte, dass es in seinem Haus keine Bibliothek gab, baute er in einem Zimmer verschiebbare Regale ein, so dass Katharina ihrer umfangreiche Büchersammlung darin unter bringen konnte ohne die kostspieligen Dienste eines Innenarchitekten in Anspruch nehmen zu müssen. Auch ein Landschaftsgärtner war nicht im Haushaltsbudget vorgesehen, aber Katharina entdeckte dass ihr die Gartengestaltung Freude bereitete., Eines Tages, es regnete gerade in Strömen, schaute sie versonnen in den Garten.
Sag mal, sprach sie ihren Mann an, der ganze Regen, der auf diese Dachhälfte fällt, läuft einfach so durch die Regenrinne in den Kanal, oder? Ja Den könnte man doch auffangen, und ich könnte damit die Blumen im Vorgarten gießen. Ja, ich werde dir ein Fass drunter stellen. Ein Fass, wie sieht dass denn aus? Außerdem ist es zu schwer, immer das Wasser oben heraus zu schöpfen. Es gibt Fässer mit einem Ablaufhahn unten. Meine Freundin Birgit hat so eines. Da ist der Wasserhahn auf halber Höhe angebracht, man bekommt es nie leer. Außerdem ist es hässlich! Grünes Plastik, das mit der Zeit schon ganz ausgeblichen ist. Es gibt sicher auch schönere Wasserspeicher.
Katharina sucht im Internet.
Die sind alle aus Plastik. Plastik ist schlecht für die Umwelt. Ich könnte etwas aus Metall bauen. Au ja, das würdest du tun? Wenn es zu viel regnet sollte es einen automatischen Überlauf in den Kanal haben. Und ich muss gut meine Gießkannen drunter stellen können. Und wenn es nicht genug regnet, sollte man es leicht mit einem Schlauch auffüllen können, so dass ich immer Gießwasser im Vorrat habe. Es sollte außergewöhnlich und stilvoll sein, am besten ein Eyecatcher, nichts was die anderen auch haben.
Sven nickte und machte sich in Gedanken eine Liste mit den Wünschen seiner Frau. - Wasserbehälter der das Wasser vom Dach auffängt - kein Plastik - automatischer Überlauf - leichte Wasserentnahme - leichte Befüllung mit einem Schlauch - außergewöhnlich (das Wort stilvoll, von Katharina schon inflationär gebraucht, gehörte nicht zu seinem aktivem Wortschatz)
Am darauffolgenden Samstag verließ Katharina schon früh das Haus. Sie wollte mit einer Freundin frühstücken, anschließend shoppen und danach zu einer Vernissage.
Sven verschwand sofort in seiner Werkstatt, es gab einiges zu schweißen.
Als das Werk getan war, war Sven richtig stolz auf sich. Der Körper des Ritter war ein gut abgedichteter Wasserbehälter. Der Überlauf verbarg sich im Körper seiner Skulptur, überschüssiges Wasser konnte durch das Bein in den alten Abfluss der Regenrinne fließen. Oben im „Helm“ war ein Loch durch das man bei Regenmangel mit Hilfe eines Schlauchs Wasser einfüllen konnte. Kurz überlegte er den Boden mit Steinen zu pflastern, aber er wollte Katharinas Frühblüher nicht verpflanzen. Sie würde die Gießkanne über den Wasserhahn hängen. Das andere Bein der Figur eignete sich perfekt dazu, dem kleinen, erst kürzlich gepflanzten Bäumchen zusätzlichen Halt zu geben. Plastik war keines verbaut und ganz sicher war seine Lösung einzigartig. Perfekt!
Als Katharina nach Hause kam, wusste sie nicht ob sie lachen oder weinen sollte. Also begann sie zu schimpfen … irgendetwas davon, dass sie keinen nackten Mann in ihrem Garten dulden wollte. Sollte die das Ende der glücklichen Beziehung sein?
Niemals! Denn Sven hatte schon eine Idee, wie er die Nacktheit seines Blechmannes kaschieren konnte …
Den Sammelpost zur 23. Runde und das aktuelle Bild zu den Fotogedanken findest du hier