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Im April 2024 trat das Cannabisgesetz (CanG) in Kraft – ein Meilenstein für die deutsche Drogenpolitik. Ein Jahr später liegen nun erste wissenschaftliche Ergebnisse vor, wie sich Konsum, Bezugswege und Einstellungen tatsächlich verändert haben. Der aktuelle KonCanG-Projektbericht liefert spannende Einblicke.
Wer konsumiert – und wie?
Die Studie befragte über 11.000 Menschen, von denen 81 % mindestens wöchentlich und fast 40 % täglich Cannabis konsumieren. Männer sind stark überrepräsentiert.
- Joints mit Tabak bleiben die häufigste Konsumform, besonders bei Jugendlichen.
- Vaporizer gewinnen bei Erwachsenen, vor allem Männern, an Beliebtheit.
- Synthetische Cannabinoide (z. B. HHC) nutzen immerhin 22,5 %, häufiger Jugendliche und Frauen.
- 97,8 % konsumieren zu Hause – Jugendliche hingegen öfter im öffentlichen Raum.
Woher kommt das Gras?
Hier zeigt sich die wohl größte Veränderung:
- Vor dem Gesetz bezogen nur 23,5 % Cannabis aus legalen Quellen.
- Heute sind es 88,4 %, die auf Eigenanbau, Apotheken, Anbauvereinigungen oder den Anbau von Freund*innen zurückgreifen.
- Besonders stark stieg der Eigenanbau – rund 4.700 Personen begannen neu damit, überwiegend Männer.
- Auch Apotheken sind wichtig geworden, obwohl 94 % der Käufer kein Rezept mit Krankenkassenerstattung haben.
- Der illegale Markt schrumpfte deutlich: Dealer spielen nur noch eine kleine Rolle.
Was bedeutet das für Konsumierende?
- Mehr Rechtssicherheit: Über drei Viertel der Befragten fühlen sich seit dem CanG nicht mehr von Strafverfolgung bedroht.
- Entstigmatisierung: Viele berichten von weniger Scham und größerer gesellschaftlicher Normalisierung.
- Hilfe suchen: Auffällig ist, dass Konsumierende nun eher bereit sind, bei Problemen Unterstützung anzunehmen – eine Chance für die Drogenhilfe.
- Straßenverkehr: Hier bleiben Unsicherheiten – nur etwa die Hälfte der Autofahrer empfindet den neuen Grenzwert als Entlastung.
Jugendliche: Kaum Veränderungen
Bei Jugendlichen zeigt sich ein anderes Bild:
- Ihr Erstkontakt erfolgt meist über Freundeskreise.
- Dealer spielen mit 38,5 % noch immer eine zentrale Rolle – deutlich stärker als bei Erwachsenen (5 %).
- Die Verlagerung zu legalen Quellen ist kaum spürbar.
Fazit: Ein Jahr Cannabisgesetz
Die Bilanz fällt überraschend positiv aus:
- Der legale Markt etabliert sich rasant, obwohl es keinen klassischen Einzelhandel gibt.
- Im internationalen Vergleich ist Deutschland damit schneller als Kanada, wo erst Jahre nach der Legalisierung eine Mehrheit auf legale Quellen setzte.
- Gleichzeitig bleiben Herausforderungen: Jugendliche konsumieren weiterhin riskanter, Frauen und diverse Personen nutzen häufiger schädlichere Formen, und beim Straßenverkehr herrscht Unsicherheit.
👉 Der Trend ist eindeutig: Das Cannabisgesetz hat bereits im ersten Jahr den illegalen Markt massiv geschwächt und Konsumierende rechtlich entlastet. Nun kommt es darauf an, Prävention und Schadensminderung stärker auf Jugendliche und vulnerable Gruppen auszurichten.
https://www.frankfurt-university.de/fileadmin/standard/ISFF/KonCanG_Projektbericht.pdf
https://www.youtube.com/watch?v=jm3aFFME6Jg