Hallo, liebe Hive Gemeinschaft
Ein aktuelles Urteil des Oberlandesgerichts Braunschweig sorgt für große Unruhe in der deutschen Kryptoszene. Der Fall zeigt deutlich, wie rückständig die deutsche Rechtsprechung beim Thema Kryptowährungen noch ist – und was für gefährliche Lücken derzeit bestehen.
Der Fall: Admin klaut Coins – und bleibt straffrei
Ein Administrator eines Shitcoin-Projekts namens A-Coin hatte Zugriff auf die Seed Phrase, also den privaten Schlüssel, mit dem die Coins gesichert sind. Dieser Zugang wurde ihm vom Projektgründer bewusst gegeben – im Vertrauen, dass er die Coins nur verwalten würde.
Doch der Admin überwies rund 2,5 Millionen Euro in A-Coin auf seine eigene Wallet. Ein klarer Fall von Unterschlagung oder Diebstahl? Nicht laut dem Gericht.
Das Urteil: Kein Diebstahl, keine Strafe
Das OLG Braunschweig urteilte, dass:
- Keine Daten manipuliert oder ausgespäht wurden, da der Admin die Zugangsdaten freiwillig erhalten hatte.
- Die Transaktion technisch korrekt innerhalb der Blockchain ausgeführt wurde.
- Kryptowährungen keine „körperlichen Sachen“ im Sinne des § 242 StGB (Diebstahl) seien. Der Tatbestand des Diebstahls sei damit nicht erfüllt.
➡️ Ergebnis: Der Täter geht straffrei aus – trotz Millionenverlust für das Projekt.
Was bedeutet das für alle, die Krypto nutzen?
Das Urteil hat massive Konsequenzen, nicht nur für Altcoins, sondern potenziell für alle Kryptowährungen, inklusive Bitcoin & Ethereum.
Denn: Wenn jemand deine Seed Phrase kennt – egal, ob Mitarbeiter, Admin oder Freund – und sich Coins überweist, ist das laut diesem Urteil kein Diebstahl, solange du ihm den Zugang „freiwillig“ gegeben hast. Das ist ein rechtlicher Blindflug.
Selbstverwahrung heißt auch: Selbstverantwortung!
Wer selbst seine Krypto verwaltet, muss jetzt umso mehr auf folgende Punkte achten:
Niemals Seed-Phrases teilen
Auch nicht mit Admins, Kollegen oder Familienmitgliedern. Wer Zugriff hat, kann rechtlich kaum belangt werden, wenn er sich Coins überträgt.
Nutze Hardware-Wallets (z. B. BitBox, Ledger)
Diese schützen deine Schlüssel lokal und sicher. Ohne deine PIN oder Passphrase kommt niemand dran – auch nicht, wenn er physisch Zugriff hat.
Aufteilung & Tresor
Lager deine Seed-Phrase in einem Tresor, idealerweise aufgeteilt oder mit einer zusätzlichen Passphrase geschützt. Eine Möglichkeit: Teil im Bankschließfach, Teil zu Hause.
Der gefährlichste Präzedenzfall seit Jahren?
Dieser Fall zeigt, wie unvorbereitet unser Rechtssystem auf die Realität digitaler Vermögenswerte ist. Die klare Trennung zwischen physischem Besitz und digitalen Token führt dazu, dass Millionenbeträge verschwinden können – ohne strafrechtliche Konsequenzen.
Ein Beispiel: Wenn ein Mitarbeiter heute einfach die Wallet des Unternehmens leert, kann man sich auf dieses Urteil beziehen. Das ist brandgefährlich – und ein Weckruf.
Und was, wenn der Staat deine Coins sieht? 🏛️
Ein weiteres Szenario wurde diskutiert: Hausdurchsuchung. Ermittler entdecken zufällig deine Seed Phrase – und transferieren die Coins, ohne sie physisch mitzunehmen.
Auch in diesem Fall, so die Logik des Urteils, wäre das kein Diebstahl, da keine körperliche Sache entwendet wurde.
Unfassbar – aber juristisch derzeit nicht ausgeschlossen.
Fazit: Nur du schützt deine Coins – das Gesetz (noch) nicht
Bis der Gesetzgeber und die Gerichte nachziehen, gilt:
Schütze deine Schlüssel. Teile sie mit niemandem. Vertraue niemandem.
In einer Welt, in der rechtliche Grauzonen ausgenutzt werden können, ist technische Sicherheit deine beste Verteidigung.
Empfehlung zum Schutz deiner Coins
Wenn du Kryptowährungen sicher verwahren willst, ist eine Hardware-Wallet Pflicht. Nutze z. B. eine BitBox02 oder einen Ledger, und speichere deinen Seed offline, sicher und geteilt.
➡️ Selbstverwahrung bedeutet Eigenverantwortung – also schütze dich, bevor es zu spät ist.
https://imticker.ch/2025/07/13/braunschweig-de-krypto-diebstahl-bleibt-straflos-olg-sieht-rechtliche-luecke/53374/