Auch wenn das Thunderbird-Update 78.2.x mit nativem PGP bereits angekündigt wurde, schadet eine Einführung in die klassische Variante mit Enigmail nicht.
TL;DR PGP
PGP (Pretty Good Privacy) ist ein Standard mit asymmetrischen Schlüsseln. Hierbei existieren immer zwei Schlüssel (ein Schlüsselpaar): Ein öffentlicher Schlüssel für die Verschlüsselung/Überprüfung und ein privater (passwortgeschützter) Schlüssel zum Entschlüsseln/Signieren. Ersterer kann nach belieben mit anderen geteilt werden, zweiterer muss geheimgehalten werden.
Installation
Zunächst wird über die Add-ons-Verwaltung (Menü->Add-ons->Add-ons) nach "Enigmail" gesucht. Dieses wird nun zu Thunderbird hinzugefügt.
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Bei einer Erstinstallation wird Enigmail nun noch GnuPG erfordern.
Dieses können wir direkt über den Assistenten installieren.
Hierbei können weitere Tools wie Kleopatra oder GPA mitinstalliert werden, diese sind jedoch im Verlaufe dieser Anleitung nicht erforderlich.
Sollte der Einrichtungs-Assistent nach der Installation noch geöffnet sein, so muss der Thunderbird (und der Einrichtungs-Assistent) geschlossen und neu gestartet werden.
In den Einstellungen (Menü->Enigmail->Einstellungen) werden nun folgende Werte verwendet (Experten-Optionen werden nicht benötigt):
Schlüsselerstellung
In der Enigmail-Schlüsselverwaltung werden häufig direkt Standard-Schlüssel für alle Mailadressen generiert.
Diese können wir gleich wieder löschen (Im Kontextmenü "Schlüssel löschen" anwählen), da sie nicht unseren Anforderungen genügen.
Nun werden zwei neue Schlüsselpaare (für die beiden Email-Adressen der Demonstration) über die Schlüsselverwaltung mit folgenden Einstellungen (ECC-basiert, RSA mit 4096-Bit wäre jedoch auch möglich) erstellt (Erzeugen->Neues Schlüsselpaar...)
Nach der erfolgreichen Schlüsselerstellung wird noch ein Revoke-Zertifikat angeboten. Dieses wird benötigt, um einen existierenden Schlüssel als ungültig zu markieren und kann nicht mehr erzeugt werden, falls der private Schlüsselteil verloren geht!
Daher sollte das Zertifikat erstellt und an einem sicheren Ort hinterlegt werden.
Für die Erstellung des Zertifikates ist natürlich, da der private Schlüssel benötigt wird, das vorher festgelegte Passwort erforderlich.
Nun können wir die Schlüssel verwenden und erhalten bei der Email-Erstellung zwei zusätzliche Schaltflächen: Verschlüsselung und Signatur.
Signierte Email
Eine Signatur bestätigt dem Empfänger, dass der Text vom Absender (bzw. vom Inhaber des zugehörigen privaten Schlüssels) stammt und nicht verändert wurde.
Das versenden einer signierten Email an einen Empfänger, dessen öffentlicher Schlüssel nicht bekannt ist, sieht so aus:
Der Empfänger erhält nun, sofern er den öffentlichen Schlüssel des Absenders besitzt, eine Überprüfung und einen Hinweis über den Zustand der Signatur.
Verschlüsselte (+ Signierte) Emails
Haben beide Teilnehmer (Sender und Empfänger) den öffentlichen Schlüssel des jeweils anderen, so können Inhalte auch (Ende-zu-Ende-)verschlüsselt ausgetauscht werden.
Vor dem versenden sollte man noch einmal gefragt werden, ob die Betreffzeile ebenfalls "verschlüsselt" werden soll. Ich bin kein Fan davon, da dies vom Standard abweicht und ausserhalb von Enigmail (und selbst bei anderen Enigmail-Versionen) nicht funktioniert.
Allerdings sollten dann natürlich keine sensiblen Daten im Betreff stehen.
Die Inhalte können nur vom jeweils anderen Teilnehmer (der den zugehörigen privaten Schlüssel besitzt) entschlüsselt werden.
Teilen und Verifizieren der Schlüssel
Das Kernproblem bei PGP besteht darin, die öffentlichen Schlüssel mit seinen Gesprächspartnern auszutauschen. Hierfür werden meist Schlüsselserver verwendet, die jedoch ihrereseits auch gewisse Probleme mit sich bringen.
Im Idealfall übersendet man seinen öffentlichen Schlüssel (über einen vertraulichen Kanal) an die anderen Teilnehmer und verifiziert im Anschluss anhand des Fingerabdrucks (Kontextmenü->Schlüsseleigenschaften über einem Schlüssel in der Schlüsselverwaltung zeigt den vollständigen Fingerabdruck an) in Person die Korrektheit des Schlüssels.
Schlusswort
Mit Enigmail gewappnet steht einer sicheren Email-Kommunikation nun nichts mehr im Wege. Ich hoffe, dass dieser Beitrag dem ein oder anderen, der sich schon einmal mit verschlüsselten Emails auseinandersetzen wollte, weiterhilft.
Schönen Tag und bleibt sicher,
Maini