Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz von der Roten Armee befreit. An diesem Tag steht in Israel jedes Jahr um 12 Uhr mittags für eine Minute der gesamte Verkehr still. In Deutschland ist dieses Datum seit 1996 dem Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus gewidmet.
77 Jahre später, am 27. Januar 2022, wenden sich mehrere Vertreter von Familien mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit, aus deren Kreis Angehörige wegen ihres Widerstands gegen den Nationalsozialismus ums Leben kamen. Mit dieser Erklärung begrüßen die Nachkommen der Widerstandskämpfer ausdrücklich die zurzeit jeden Montag stattfindenden Spaziergänge für Freiheit und Grundrechte, gegen staatliche Willkür und Impfpflicht.
Auch in meiner Heimatstadt Schwäbisch Gmünd geht man jeden Montag spazieren.
Es folgt die Erklärung im Wortlaut:
Angehörige von Anti-Nazi-Widerstandsfamilien für Spaziergänge
In letzter Zeit erlebt Deutschland etwas sehr Hoffnungsvolles. Etwas, das Mut macht. Jede Woche gehen gut 300.000 Leute (etwa dreihundert Tausend Personen) auf die Straßen, um größtenteils friedlich, freundlich und grundrechtstreu für demokratische Rechte auf zu treten. Für »Frieden Freiheit, Demokratie«. Gegen die Grundrechts-»Einschränkungen« der Regierenden.
(Die Zahl 300.000 hat die Rechercheplattform »Multipolar« ermittelt.)
Leute, die in der damaligen DDR lebten (wie der heute israelische Journalist und Schriftsteller Chaim Noll) weisen immer wieder darauf hin dass die gegenwärtig angebliche Anti-»Corona«-Politik deutscher Regierungen teils auffällig an die Unterdrückung der Bevölkerung in der einstigen DDR erinnert. Umso erfreulicher, dass die friedlichen Massenproteste diesen Januar (und bald Februar?) 2022 in Hunderten deutscher Orte sich ähnlich friedlich zeigen wie die auch damals nicht »genehmigten« Demonstrationen in den letzten Monaten der DDR-Honecker-Regierung.
Demokratie lebt von Meinungsvielfalt. Gerade auch jetzt, Januar/Februar 2022. Mit ein Grund dafür, dass mehrere heutige Mitglieder von Familien, deren Angehörige teils während der Nazi-Zeit Widerstand gegen das Hitler-Regime leisteten, die »Spaziergänge« in Hunderten deutscher Orte, Januar 2022, sehr begrüßen.
Sie tun dies bewusst am Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2022 – denn die Blutopfer des deutschen Widerstands sollen nicht umsonst gewesen sein, sondern auch heute einer freien Demokratie mit gesicherten Grundrechten dienen.
Unterzeichnende dieser Erklärung: Julian Aicher (Sohn der »Die Weiße-Rose«-Verfasserin Inge Aicher-Scholl) Christian von Lerchenfeld (Verwandter Nachfahre von Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg, geborene von Lerchenfeld) Weitere Mitglieder aus Verfolgten- und Widerstandsfamilien haben diese Erklärung ausdrücklich begrüßt, möchten aber aus Angst vor Repressalien nicht namentlich genannt werden.
Zur Erklärung gibt es ein Interview mit Unterzeichnenden Julian Aicher.