Jeder der schon einmal geflogen ist wird bemerkt haben, dass einer seiner Nachbarn Tomatensft getrunken hat. Eher ungewöhnlich, denn jeder Deutsch trinkt pro Jahr durchschnittlich nur einen einzigen Liter Gemüsesaft! Warum wird also gerade im Flugzeug so häufig zum Tomatensaft gegriffen?
Tatsächlich ist dies kein subjektives Empfinden, bei Lufthansa wurde im Jahr 2008 mit 1,7 Millionen Litern mehr Tomatensaft ausgeschenkt als Bier (1,65 Millionen Liter). Also von dem bekanntesten Luftfahrtkonzern der weltberühmten Bier-Nation!
Die Passagiere sitzen in einem Flugzeug in einer Druckkammer, bei einer Reiseflughöhe von 10.000 bis 12.000 Metern herrscht im Flugzeug ein Druck der etwa einer Höhe von 2.200 Metern entspricht. Aufgrund des geringeren Drucks wird mit jedem Atemzug weniger Sauerstoff als am Boden aufgenommen. Daher steht auch den Geschmacks- und Geruchsnerven weniger Sauerstoff zur Verfügung, sie sind weniger leistungsfähig und der Geschmackssinn lässt nach. Grundsätzlich ist bei geringerem Druck der süße und der salzige Geschmack weniger intensiv, da ein bitterer Geschmack evolutionsbedingt vor giftigen Nahrungsmitteln warnt bleibt dieser vollständig erhalten. Dieses komplexe Wechselspiel führt dazu, dass der am Boden eher muffig schmeckende Tomatensaft in der Luft plötzlich fruchtig und kühlend schmeckt. Allerdings darf auch der Nachahmereffekt und die Neugierde der Reisenden nicht vernachlässigt werden, die den Konsum von Tomatensaft in Flugzeugen zusätzlich in die Höhe treiben.
Der veränderte Geschmack trifft nicht nur auf den Tomatensaft, sondern auf alle Speisen zu. Mein Stiefvater hat vor kurzem über einen Bekannten Flugzeug-Fertiggerichte erhalten, die am Boden allerdings eher ungenießbar waren. Vielleicht sind diese tatsächlich auf das unterschiedliche Geschmacksempfinden in 10.000 Metern Höhe angepasst!