Die Meldung vom Sonntag scheint wie ein Deja-vu, so oft hat man diese in Japan schon gehört. Und auch diesmal war es für viele wohl keine große Überraschung, dass der amtierende japanische Ministerpräsident die Reißleine zog und seinen Rücktritt und vorzeitigen Abschied verkündete.
In den letzten Jahrzehnten ist dass schon so recht oft vorgekommen und für die Menschen im Land der aufgehenden Sonne nicht Ungewöhnliches. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs (1945) haben mehr als 20 japanische Premierminister ihr Amt vorzeitig niedergelegt, also nicht regulär durch Wahl oder Amtszeitende verlassen. Japan ist bekannt für eine hohe Fluktuation im Amt des Regierungschefs – oft bedingt durch parteiinterne Machtwechsel, Skandale, politische Krisen oder sinkende Zustimmungswerte.
Und so war es auch diesmal wieder. Die Japaner hatten sich wohl gerade erst an den Namen ihres aktuellen Ministerpräsidenten gewöhnt, und schon ist die kurze Amtszeit von Shigeru Ishiba wieder vorbei. Ins Amt gekommen war Ishiba, weil auch der vorherige Regierungschef Fumio Kishida vorzeitig das Handtuch werfen musste. Die seit dem 2. Weltkrieg fast durchgehend regierende Liberaldemokratische Partei Japans (LDP auch Jiminto genannt), wurde mal wieder von einigen Skandalen durchgeschüttelt, so dass vor einem Jahr bereits ein Wechsel an der Parteispitze und damit auch beim Amt des Ministerpräsidenten stattfand. Nun sollte es also Ishiba sein, der das Japanische Inselreich durch die derzeitigen globalen Turbolenzen zu führen hatte.
Wie üblich erfolgten erst einmal Neuwahlen Neuwahlen des japanischen Unterhauses, bei denen die LDP ihre Mehrheit verlor und nun einer Minderheitsregierung vorstand. Auch bei den Oberhauswahlen diesen Sommer konnte die LDP nicht überzeugen und verlor auch dort ihre Mehrheit, was vor allem dem Ministerpräsidenten angelastet wurde.
Nun ja, wenn man ehrlich ist, hatte dieser ja eigentlich die Supper auszulöffeln, die ihm die eigene Partei in den Jahren zuvor eingebrockt hatte. Und in der relativ kurzen Zeit, in der er im Amt war, konnte er natürlich auch nicht überzeugen, und wurde nun so weit gebracht, sein Amt aufzugeben.
Auch wenn man kein Anhänger der LDP ist, sollte man zumindest verstehen, dass dies für das ganze Land gerade ein sehr ungünstiger Zeitpunkt ist. Die unsicherer globalen Gegebenheiten und auch Japans isolierte Lage im Fernen Osten erfordern eigentlich Stablilität und Zusammenhalt, aber davon ist gerade nicht viel zu spüren.
Was nun folgt sind wohl neue Grabenkämpfe in der LDP, in der sich nun die Kandidaten für den Parteivorsitz und damit für das Amt des Regierungschefs in Stellung bringen werden. Und im Anschluss werden dann wohl Neuwahlen erfolgen, was bei den wahlmüden Japanern wohl nicht sehr begeistert aufgenommen werdern dürfte. Ob die LDP darauf gestärkt hervorgehen wird, kann bezweifelt werden, aber wie überall kocht auch in Japan jeder nur sein eigenen Süppchen.
Ich selber hätte mir wohl auch etwas mehr Stabilität gewünscht, aber als geduldeter Ausländer habe ich diesbezüglich natürlich nichts zu sagen. Einerseits ist es manchmal zwar ganz entspannend, nicht ganz so viel von dem Politikschauspiel mitzubekommen, aber am Ende tangiert es den Einzelnen ja eben doch.
Für die nächsten Wochen und Monate bleibt es zumindest spannend, auch wenn ich mich mit diesem Thema dann doch nicht all zu sehr beschäftigen möchte. Man hat ja selber genug eigene Aufgaben und Probleme und ab und zu ist es dann doch ganz angenehm, von dem ganz großen Zirkus nichts allzu viel mitzubekommen....