Deutsch-Dienstag: melunis Ausflug in die wunderbare Welt der Sprache #15

@meluni · 2018-05-29 20:05 · deutschdienstag

Ein fröhliches Hallo an alle! Kommt näher, setzt euch, nehmt euch einen Keks, wir fangen gleich an. 📚📖

Nachdem ich euch zuletzt erst mit haarsträubenden Theorien langweilte und mich dann auch noch – sehr kompetent! – vertreten ließ, soll es heute wieder besser zu gehen. Daher habe ich etwas zum Thema Städtenamen für euch vorbereitet!



Wie nun schon zu genüge erwähnt wurde, verbrachte ich die letzte Woche im Urlaub im Harz. Und während ich bei der Fahrt über die Autobahn aus dem Fenster schaute, fiel mir auf, dass dort ungewöhnlich viele Städte auf -rode enden. Also beschloss ich, das mal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Wenn man sich mal etwas mit der Thematik beschäftigt, merkt man bald, dass ungemein viele Städtenamen mit ihrer natürlichen Umgebung zusammenhängen. Häufig finden wir da beispielsweise:

Endung Beispiel
-berg Blankenberg
-burg Marburg
-feld Bielefeld
- stein Königstein
-tal Heiligental
-heim Leimersheim
-dorf Godorf

Wernigerode.jpg


Doch es gibt auch ein paar Städtenamenendungen, die nicht so selbsterklärend sind, wie etwa: -rode, -furt oder -büttel. Und eben diesen gilt heute meine Aufmerksamkeit!

  1. -rode: Diese Namensendung lässt darauf schließen, dass die besagte Stadt eine Rodungssiedlung ist, also für den Siedlungsbau absichtlich Land gerodet wurde. Wenn man bedenkt, wie viele Städte im Harz das Suffix -rode tragen, kann man sich nur noch in Ansätzen vorstellen, wie viel Vegetation dort für den Siedlungs- und Städtebau entfernt wurde (und was mir als bäumeliebendem Menschen einen Schauer über den Rücken jagt). 1 2

  2. -furt: Dieses Suffix ist verwandt mit dem norwegischen und schwedischen Fjord sowie dem englischen -ford und bedeutet „durchfahrbare Stelle eines Gewässers“. Alle Städte, die auf -furt enden, liegen oder lagen also an einem Gewässer, dass zum Zwecke des Transportes über- oder durchquert werden konnte. [3]

  3. -büttel: Dieser Ortsnamenszusatz lässt sich aus dem Nordgermansichen und Niederdeutschen ableiten und bedeutet so viel wie „Haus und Hof“ oder „Siedlungsgebiet“. Hiermit ist also im Grunde nur eine Ansammlung von Häusern gemeint (wie etwa auch beim Wort Weiler), wobei die Beschränkung so lautender Städte auf den Norden Deutschlands und die Wortherkunft natürlich eng zusammenhängen. 4

Und weil es thematisch grade gut passt hier noch ein kleiner Hinweis zu einem Fehler, der mir regelmäßig die Nackenhaare aufstellt: Findet man in einem Ortsnamen die Kombination aus u + i oder o + i so hat dieses i eine dehnende Funktion, sodass der davorstehende Vokal lang gesprochen wird, das i selbst aber nicht artikuliert wird! Die Stadt "Troisdorf" wird also Troosdorf gesprochen und nicht Troisdorf !


Quellen: s. Fußnoten und Duden (2014): Das Herkunftswörterbuch, S. 309. - Die Bildrechte liegen bei mir (:


Und nun bleibt mir nicht mehr viel zu sagen, als ich euch eine schöne Woche wünsche! Eure meluni


Harz_Steinbogen.jpg


Info! Ihr Lieben, einige haben möglicherweise bemerkt, dass ich aktuell nicht allzu aktiv auf Steemit bin; die Antworten auf eure Kommentare dauern bisweilen mehrere Tage, ebenso wie die dazugehörigen Votes. Das liegt daran, dass ich aktuell leider über keinen Internetzugang verfüge und ihr wisst möglicherweise, dass Steemit wirklich viel Datenvolumen zieht, weshalb ein mobiler Hotspot nur eine kurzweilige Alternative bietet. Aber es ist ein Ende in Sicht (in ein paar Wochen…)! Ich möchte nur, dass ihr wisst, dass das auf keinen Fall auf Desinteresse meinerseits zurückzuführen ist, sondern ich lediglich ein Opfer der Umstände bin und hoffe, bald wieder mehr auf Steemit machen zu können! Bis dahin hoffe ich nicht allzu viele tolle Beiträge zu verpassen und wenn doch, dann seht’s mir bitte nach!

#deutschdienstag #deutsch #bildung #philologie #blog
Payout: 0.000 HBD
Votes: 39
More interactions (upvote, reblog, reply) coming soon.