Pilgern in Norwegen - 2. Reisebericht

@meluni · 2019-07-21 16:04 · deutsch

Seid gegrüßt, nehmt euch einen Moment Zeit und taucht mit mir in die wunderschöne Bergwelt Norwegens ein!


Wie versprochen schreibe ich euch dieses Mal von der anderen Seite des Dovrefjells. Die Tage im Gebirge waren magisch, geprägt von Ruhe und Stille; innerlich wie äußerlich.

Bereits am ersten Tag durfte ich in den Genuss einer ganz besonderen Begebenheit kommen: Ich saß auf einem sonnenwarmen Felsen im Fjell, spürte den Wind und die Sonne auf meiner Haut, lauschte dem Rauschen des Windes und des Flusses, beobachtete die vorüberziehenden Wolken und war so nah an meinem inneren Frieden wie noch zu keiner Zeit und keinem Ort jemals zuvor. Nun, da ich mich in diese Situation zurückversetze, überläuft mich ein wohliger Schauer und ich weiß, dass ich noch sehr lange von diesem und allen ähnlichen Momenten, die mich die Berge in den letzten Tagen haben erleben lassen, zehren werde.

Genau das ist es, was ich auf dieser Reise zu finden gehofft hatte, doch ich bekam noch so viel mehr!

Denn das Universum schickte mir Lisa, Philipp und Andreas. Ich habe sie im Laufe der Woche an verschiedenen Orten (wieder)getroffen und gemeinsam hatten wir eine grandiose Zeit. Am meisten wird mir wohl der vorgestrige Abend in Erinnerung bleiben. Diesen verbrachten wir im Ryphusan Refugium, einem ganz besonderen Ort, besonders zum Abschluss einer Tour durchs Fjell.

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Denn dort gibt es keinen Handyempfang, keinen Strom, kein fließend Wasser. Was es dort gibt ist eine Hütte mit 8 Betten und einem langen Tisch, ein Plumsklo sowie einen Bach. All das sorgt für eine besondere Atmosphäre und wie Andreas so schön sagte, kam dadurch bei den Gesprächen am Abend eine gewisse “Klassenfahrtstimmung“ auf.

Aber das Fjell hielt natürlich auch seine Tücken bereit. So waren die ersten Kilometer von Kongsvold Richtung Ryphusan gekennzeichnet durch einen mehr als abenteuerlichen Weg: bei jedem Schritt auf dem max. zwei Fuß breiten Weg musste man genau hinsehen, denn er führte im steilen Zickzack die Böschung hoch und runter. Mehr als einmal bin ich gestolpert und einmal gar abgerutscht, aber so ein Rucksack hat seine Vorteile, der nagelt einen gut am Boden fest.

Der Abstieg gestern war dann schon deutlich entspannter, eine bereite Schotterstraße führte Lisa und mich wieder zurück in die Zivilisation. Von Andreas und Philipp haben wir uns morgens leider verabschieden müssen, da sich unsere Wege buchstäblich trennten. Aber die Welt ist ein Dorf und ich bin gespannt, wann und wo wir uns wiedersehen.

Heute machen wir einen Pausentag, nach 8 Tagen Wandern und 133 zurückgelegten Kilometern verlangt mein Körper nach einem Tag Entspannung. Und auch der Geist freut sich, das Erlebte in Ruhe verarbeiten zu können, bevor die nächsten Eindrücke auf ihn einprasseln. Allerdings geht es mir trotz der Strapazen überraschend gut. Ich leide lediglich an einigen Mückenstichen, die mir überwiegend die Etappe durch den Sumpf beschert hat und etwas Muskelkater. Ich hoffe, das bleibt so, denn mit Blasen übersäten Füßen hätte ich am Laufen sicher deutlich weniger Freude.

Morgen werden wir unsere kleine Hütte auf dem Granmo Campingplatz, den ich wärmstens empfehlen kann, wieder verlassen. Gestern haben ich einen Reiseplan für den restlichen Weg erstellt und gehe derzeit davon aus, am 30. Juli Trondheim und somit den Nidarosdom zu erreichen. Das wäre genau passend, denn Steffen, ein Pilgerpfarrer aus Trondheim den wir in Hjerkinn trafen, ist noch bis Ende Juli dort und hat uns eine exklusive Führung durch den Dom versprochen - wir müssen nur rechtzeitig ankommen.

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Und nun wird es Zeit fürs Abendessen! Eine überaus entspannte und glückliche, nur leider heute nicht in der Sonne sitzende, meluni wünscht euch noch einen schönen Abend.

Bis bald!

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