Jetzt bin ich erst seit zwei Wochen auf Steemit unterwegs und mir fallen sofort neun Gründe ein, warum ich mich zunehmend lieber in diesem sozialen Netzwerk bewege als auf Facebook, Instagram, Youtube und wie sie alle heißen.
1. Die angenehme und freundliche Community
Seit ein paar Jahren bin ich nun schon auf Instagram und Youtube unterwegs - also deutlich länger als auf Steemit. Und da weht zum Teil ein ganz anderer Wind, vor allem auf Youtube. Ich habe das Gefühl, diese Plattform kommt ohne wüste Beschimpfungen und Cybermobbing gar nicht mehr aus. Den Unterschied im Miteinander auf Steemit empfinde ich als gravierend anders - und seeeehr viel angenehmer und vor allem auch respektvoller. Das liegt mit großer Wahrscheinlichkeit zum einen an der erwachseneren Steemit-Community, jedenfalls stoße ich in den Meetups und Blogs häufig auf Gleichaltrige. Dem sogenannten Hate, wie er auf Youtube tagtäglich zu finden ist (auch in meinen Kommentaren), bin ich hier noch nicht begegnet. Ganz im Gegenteil, auf Steemit will man sich connecten, sich gegenseitig unterstützen, zusammentun und mehr voneinander erfahren.
2. Respekt wird belohnt
Der erste Punkt, dass die Steemit-Community so angenehm ist, ist sicherlich auch mit dem Punkt verknüpft, dass ein respektvoller Umgang durch das Upvoten belohnt werden kann. Das soll nicht heißen, dass kritisches Feedback nicht erwünscht ist. Aber anders als beispielsweise auf Youtube empfinde ich Kritik auf Steemit bisher als sehr konstruktiv. Jemanden grundlos als "Hurensohn" zu beschimpfen, weil es vor den 11-jähringen Kumpels voll cool kommt, kommt hier einfach nicht gut an und kann entsprechend abgestraft werden. Durch dieses Belohnungssystem schafft Steemit automatisch seine Policies für einen respektvollen Umgang miteinander - den ich teilweise auch auf Facebook stark vermisse.
3. Mehrwert wird belohnt
Und ja, auch für diesen Punkt muss wieder Youtube als Negativbeispiel herhalten. Denn dass es ein soziales Netzwerk gibt, das inhaltlichen Mehrwert liefert UND belohnt, muss sich Steemit unbedingt beibehalten. Youtube scheint eigentlich nur noch von Trash-Content dominiert zu werden. Das gilt nicht für alle Videos, aber ich habe das Gefühl, dass die User sich lieber anschauen, wie ein sogenannter Youtube-Star in Chicken Wings badet, anstatt sich auf die Suche nach gehaltvollem Content zu machen - den es dort natürlich auch gibt. Für die schnellen Clicks wird immer absurderer Content produziert, der die Aufmerksamkeit der User auf sich ziehen soll. Wir erinnern uns an die Schwangere, die ihren Mann für ein Challenge-Video durch ein Telefonbuch hindurch erschossen hat, weil sie dachte, die Kugel bleibt im Buch hängen und sie hätte am Schluss ein spektakuläres Video vorzuweisen. Bei Steemit habe ich derartigen Schrott-Content bisher noch nicht gefunden, was ich als sehr erfrischend und bereichernd empfinde.
4. Kreativität
Interessant finde ich auch, dass Steemit alle bisher relevanten, nicht Blockchain-basierten Social-Media-Plattformen vereint - und na ja, in gewisser Weise auch kopiert. Es gibt ein Äquivalent für Instagram, Youtube, Twitter, ich kann bloggen - habe ich etwas vergessen? Bis auf Zappl habe ich alle Kanäle bisher schon ausprobiert und meiner Kreativität freien Lauf lassen können. Mit eigenen Fotos, Blog- und Videobeiträgen. Alle Beiträge kann ich gebündelt auf meinem Steemit-Blog verfolgen, ich muss theoretisch nicht mehr zwangsläufig zwischen mehreren verschiedenen Apps hin- und herswitchen, um Kommentare zu verfolgen - das kann ich natürlich zusätzlich auch noch machen. Wie dem auch sei, auf Steemit kann ich mich in kreativer Weise austoben, was mir persönlich großen Spaß macht.
5. Kryptowährung
Ich gebe zu, viel weiß ich noch nicht über dieses Thema, aber ich habe das Gefühl, dass Kryptowährungen immer bedeutender werden. Und ich gebe zu: ohne Steemit hätte ich nicht damit angefangen, mich damit auseinander zu setzen. Denn, wie ihr alle wisst, muss man im Hintergrund schon ansatzweise verstanden haben, was eine Blockchain ist und wie sie funktioniert, um auf Steemit überhaupt sinnvoll arbeiten bzw. posten bzw. interagieren zu können. Es wird noch ein Weilchen dauern, bis ich dieses Thema bis ins kleinste Detail durchdrungen habe, aber bei Steemit kann ich Gelerntes gleich ins Praktische umsetzen - was mir das Verstehen sehr erleichtert.
6. Dezentral organisiert
Und das führt mich auch schon wieder zum nächsten Punkt. Dadurch, dass hinter Steemit kein Großkonzern aus den USA sitzt, sondern dezentral organisiert ist, bin ich keinen Algorithmen unterworfen. Jeder kann seinen Teil zu Steemit beitragen. Sei es bei der Finanzierung, sei beim Programmieren (ihr seht, ich bin fachlich noch nicht ganz drin), sei es beim Content. Es gibt keine oberste Zentrale, die per Algorithmus darüber entscheiden, welcher Content gepusht wird und welcher Content im Nirvana verschwindet. Ganz im Gegenteil, für das Finden und Entdecken von Beiträgen, werde ich als Curator auch noch belohnt!
7. Jeder Einzelne zählt
Auf Steemit ist es (bisher noch) nachrangig, wie viele Abonnenten oder Klicks eine Person macht. Hinter einem Kanal oder einem bestimmten Content steckt eine Person, die Reichweite generiert, in dem sie wertvolle, interessante und hilfreiche Beiträge postet. Anders läuft es dagegen auf einem Youtube-Event ab, auf das man nur eingeladen wird, wenn man mehrere tausend Abonnenten vorzuweisen hat. Jeder Youtuber wird nach seiner Abonnenten- und Klickzahl definiert. Ich und mein Content ist nur etwas wert, wenn ich entsprechende Zahlen vorweisen kann. So will es zumindest die Werbeindustrie und somit auch Youtube. Das gleiche gilt auch für Instagram. Ich wünsche mir daher ganz doll, dass sich Steemit auch weiterhin in diese Richtung entwickelt und die Persönlichkeit, die Fähigkeiten und das Know-how eines Steemers in den Vordergrund stellt. Das wird übrigens auch sehr schön in den Meetups unterstützt, in denen sich jeder persönlich und mit seinem Content vorstellen darf.
8. Ich entscheide, was relevant für mich ist
Und auch der siebte Punkt führt mich wieder zum nächsten. Ich entscheide, was ich sehen will. Hinter Steemit liegt nicht, wie beispielsweise bei Facebook ein Algorithmus, der bestimmt, welche Inhalte für mich interessant und relevant sein könnten. Klar, Facebook muss angesichts der Fülle an Content im Newsfeed eines Users eingreifen und sortieren - was bei Instagram seit einiger Zeit auch der Fall ist. Ein Newsfeed, der chronologisch sortiert ist, kann anstrengend sein und wird vielleicht, wenn Steemit immer weiter wächst, auch hier eine Art Sortierung notwendig machen. Aber bisher finde ich gut, wie es ist, nämlich dass alles angezeigt wird und nicht das, wovon ein Algorithmus denkt, dass es Relevanz für mich haben könnte. Denn meistens, sind wir doch mal ehrlich, schlägt mir mein Facebook-Newsfeed nichts vor, was ich wirklich sehen will. Und schon gar nicht seit der Algorithmus-Änderung seit Anfang 2018.
9. Gegenseitige Unterstützung
Weiter oben habe ich dieses Thema schon angeschnitten. Was mich sehr an Steemit beeindruckt, ist die gegenseitige Hilfsbereitschaft und sie verdient deshalb noch einmal einen eigenen Punkt. Dieses sich gegenseitig helfen, ist für mich als Social-Media-Expertin - traurig aber wahr - eine recht neue Erfahrung auf einer Social-Media-Plattform - und die Betonung liegt hier auf dem Wörtchen sozial! Hier steht tatsächlich das Soziale im Vordergrund, was ich in den zwei Wochen, in denen ich erst dabei bin, schon mehrfach in den Meetups des Discords erleben durfte. Ja, ich weiß Discord ist ein eigenständiger Chat. Aber hier treffen sich eben die Steemer, tauschen sich aus, stellen sich vor und bieten vor allem Unterstützung an. Denn Steemit ist erklärungsbedürftig und -intensiv. Jeder, der etwas weiß und sein Wissen weitergeben kann, gibt es weiter. Videos von Steemern, wie vom @theaustrianguy , sind vemutlich für sehr viele eine Erstanlaufstelle, um zu verstehen, wie was warum bei Steemit funktioniert. Ich kenne es vor allem von Instagram eher so, dass dort keiner dem anderen etwas gönnt. Bei Instagram schielen sich die sogenannten "Influencer" gegenseitig auf die Followerzahlen, jeder will größer und einflussreicher sein als der andere, denn das bedeutet die Aufmerksamkeit von Unternehmen, die bezahlwillig Geld in Instagram-Posts investieren. Auf Youtube teilt kaum einer sein Wissen mit den anderen, damit man von den Abonnentenzahlen her nicht von einem anderen Youtuber abgehängt wird, der dann vielleicht das Placement oder die Klicks bekommt. Diesen Scheiß - entschuldigt meine Ausdrucksweise - gibt es auf Steemit nicht. Zumindest bisher nicht. Hier haben alle ein Interesse daran, die Plattform bekannter zu machen und hier hat man verstanden, dass man nur durch gegenseitige Unterstützung weiterkommt.
Wie seht ihr das? Ist mein Lobgesang zu hoch gesungen oder stimmt ihr mir in einigen Punkt zu? Habe ich Vorteile vergessen, die Steemit für euch gegenüber Facebook & Co. mit sich bringt? Spricht aus eurer Sicht auch etwas gegen Steemit? Lasst mir in den Kommentaren gerne eure Meinung da, ich bin gespannt, wie ihr darüber denkt und freue mich auf eine rege Diskussion!