
Um meine Österreich-Reihe fortzusetzen habe ich mir für den zweiten Teil überlegt, euch mal ein paar sprachliche Besonderheiten unserer schönen 9 Bundesländer vorzustellen und mit ein paar Beispielen verständlich zu machen, wie unverständlich manche Dialekte sind. Das Ganze natürlich mit Übersetzung :D
Deshalb gibt’s heute eine Sammlung lustiger und zugleich auch etwas seltsamer Dialektwörter aus allen Bundesländern. Kurze Übersetzung des Titels: Nei Bundesländer & olle gschert beutetet Neun Bundesländer und alle sprechen im Dialekt. Gschert reden bedeutet einfach, dass jemand im Dialekt spricht.
Wie schon beim letzten Mal erwähnt: einen ausgeprägten regionalen Dialekt zu sprechen kann Fluch und Segen sein. Auf der einen Seite verbindet uns unser Dialekt eindeutig mit unserer Heimat, auf der anderen Seite braucht man aber auch nur innerhalb Österreichs ein paar hundert Kilometer weiterfahren, den Mund aufmachen und man bekommt schon belustigte Reaktionen, die einem das Gefühl geben, man käme aus einem hochexotischen, fremdsprachigen fernen Land.
Die Unterteilung der sprachlichen Besonderheit ist natürlich auch nicht ganz einfach, weil die Dialekte in der Regel auf geografische Unterteilungen pfeifen und man am westlichen Ende eines Bundeslandes teilweise wieder ganz andere Wörter verwendet als am östlichen Ende. Aber ein paar der äußerst lustigen Vokabel möchte ich euch trotzdem nicht vorenthalten.
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Wien

Riesenrad von
Pixabay
Wienerisch gilt im deutschsprachigen Raum als einer der schönsten Dialekte – das denken zumindest die Wiener :D
Über Jahrhunderte hinweg haben sich in der Stadt die unterschiedlichsten Sprachen vermischt, besonders Jiddisch und Tschechisch.
Heutzutage ist der Wiener Dialekt der deutschen Umgangssprache sehr ähnlich, nur mit mehr nasaler Aussprache. Aber noch heute wird er durch fremde Sprachen, wie englischen Neologismen, der Jugendsprachen und dem
„Piefkenesisch“ aus Fernsehen und Internet immer wieder verändert. Den Altwiener Dialekt, den die klassischen
Strizzis und
hocknstadn Tschecheranten gesprochen haben, trifft man in der Realität nicht mehr so oft an.
Wenn du aber Wörter wie
„Peitscherlbua“ oder
„Beidlpracker“ hörst, weißt du ganz genau in welcher Metropole du bist. Sehr eng verbunden ist der Dialekt auch mit der Wirtshauskultur. Dort haben die Besucher nach dem Essen eines
„Breslfetzns“ gern mal
„an Köch/Wickel/Bahö“ und gehen dann
„vor der Kiwarei beule“, damit sie nicht im
„Häfn“ landen.
Übersetzung: Strizzi (Gauner, auch Zuhälter), hocknstad (arbeitslos), Tschecherant (Gewohnheitstrinker), Peitscherlbua (Zuhälter), Beidlpracker (jem. der andere übers Ohr haut), Breslfetzn (Schnitzel), Köch/Wickel/Bahö (Streit, Rauferei), Kiwarei (Polizei), beule gehn (abhauen), Häfn (Gefängnis)
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Niederösterreich

Bucklige Welt von
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Der Dialekt im Süden Niederösterreichs ist seltsam und undefinierbar hybrid, erklärt durch die Nähe des Burgenlandes. Man hört ab und an Niederösterreicher die ein rollendes R sprechen. In Wien versteht man ihn allerdings ziemlich gut und massive Sprachbarrieren, wie man sie aus den westlichen Bundesländern kennt, gibt es nicht.
Typische Wörter des niederösterreichischen Dialektes (wenn man ihn überhaupt so nennen kann, denn speziell ist er nicht) sind
„Juchee“,
„entas“ oder
„ogschloapft“.
Übersetzung: Juchee (Bergspitze, Hügelspitze), entas (auf der anderen Seite), ogschloapft (nicht ganz fit oder einsatzfähig)
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Oberösterreich

Hallstadt von
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Das Beachtenswerteste an Oberösterreichern ist das Selbstverständnis, mit dem sie ihre abartigen Wortschöpfungen in jede Konversation einbauen. Noch bemerkenswerter ist dann ihr Unverständnis demjenigen gegenüber, der nicht sofort versteht, was gemeint ist.
Aber nach Jahrhunderten haben die Oberösterreicher, die sich selbst sogar manchmal neckisch
„Mostschädel“ nennen, einfach gelernt, mit dem Ruf der Bauern umzugehen. Spaß beiseite, aber sie zelebrieren ihren Ruf schon sehr gerne!
Wenn
Bletschn beim Bunki schern iachtn oder das
oaschlings Ausparken
feigelt dann ist man in Oberösterreich! Aber es geht noch besser: Einheimische sind
dramhappert und lästige Fliegen werden mit dem
Fliangtuscher erschlagen.
Übersetzung: Bletschn (Fieberblase), Bunki (Kuchen), schern (essen), iachtn (stören), oaschlings (rückwärts), feigeln (Probleme bereiten), dramhappert (noch vom Schlaf benommen sein), Fliangtuscher (Fliegenklatsche)
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Burgenland

Weinberge von
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Besonders am Burgenländischen Dialekt ist, dass er sich aus kroatischen und ungarischen Einflüssen zusammenmischt. Die Burgendländer sind die, die von allen Bundesländern bekanntlich (und auch statistisch) am meisten
drangeln. Man muss aber auch zugeben, sie produzieren halt wirklich guten Wein. Bevor man den edlen Tropfen aber
beigln kann, muss er aus den
Woinba gepresst werden. Aber Achtung: wer dann
aududlt ist, ist bekanntlich auch weniger
kraumpat. Achja und
Lorididari ist nicht einfach ein Fantasiewort, nein es bedeutet schlichtweg Bohrmaschine.
Übersetzung: drangeln/ beigln (saufen), Woinba (Trauben), aududlt (betrunken), kraumpat (verkrampft), Lorididari (Bohrmaschine)
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Kärnten

Kärntner Landschaft von
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Im Kärntner Dialekt ist bis heute die Verbundenheit zum Slowenischen spürbar. Aber eines sind die Kärntner auf jeden Fall:
potschasne!
Wenn der Freund ein
Togga ist und mit der feschen
Taubm aufm Festl
dreachl im Eck
umaleckt, kann es schon sein, dass man
einen Schleim auf die Tscholdra hat und geht dann aus Frust
lumpan. Und wenn man dann nach Hause in die
Harpfm möcht und die
Reibn springt nicht an –
Olta! Hat man nach dem Feiern dann noch Hunger, macht man sich schnell eine
Frigga in der
Tschreapm.
Übersetzung: potschasne (gemütlich), Togga (Idiot), Taubm (Frau), dreachl (drüben), umaleckn (schmusen), an Schleim haben (auf jemanden sauer sein), Tscholdra (einfältige Frau), lumpan (betrinken), Harpfm (Bett), Reibn (Moped), Olta! (Alter!), Frigga (Eierspeise/Rührei mit allem), Tschreapm (Pfanne)
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Steiermark

Grazer Uhrturm von
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Auch bei einem Steirer kann es einem recht gut passieren, dass man ihn nicht mal im Ansatz versteht. Die Südsteirer überfordern einen mit ihrer „Bellerei“ und im Westen spricht man einen derartigen Bergdialekt, dass man als Nicht-Steirer schnell an seine Grenzen stößt. Sagt jemand aus dem Ennstal zu dir, dass er
znaxt im Schochn sei Oahandl valawarischt hat, will er dir nur erzählen, dass er letztens seine Axt im Wald verloren hat, sonst nichts.
Übersetzung: znaxt (letztens), Schochn (Wald), Oahandl (Axt), valawarischt (verloren)
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Salzburg

Stadt Salzburg von
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Den Salzburger Dialekt kann man zu den Nachbar-Bundesländern ziemlich schwer abgrenzen. Im Flachgau verwendet man dieselben Wörter wie in Oberösterreich oder Bayern, im Pinzgau ähnelt der Dialekt aber schon viel eher dem in Tirol und der im Pongau ein bisschen dem in der Steiermark. Deshalb möchte ich ein paar Beispiele aus der Sprache der
Stodinger geben und hier vor allem aus der Jugendsprache, die sich in der Mozartstadt entwickelt hat. Viele Wörter in der Salzburger Jugendkultur stammen ursprünglich aus dem Jenischen – einer Sprache, die eigentlich Wandervölker wie die Roma sprechen.
Jugendliche in Salzburg
putten statt essen,
schmallern statt reden,
naschen statt gehen und
tschuren statt stehlen (Jemand der etwas stiehlt ist daher ein
Tschurant – ganz logisch)
Salzburger finden ziemlich viel
gwandt – ihre Stadt, das
Putten,
Schwächerei etc.
Fragt euch jemand:
„Biag ma zum Billa und tschur ma uns wos weil i hob ka Lobe mehr?" Könnt ihr ganz souverän antworten:
„Zaht ma goaned, i bin ka Tschurant. Wos schiabts dir überhaupt?"
Übersetzung: Stodinger (Bewohner der Stadt Salzburg), putten (essen), schmallern (reden), naschen (gehen), tschuren (stehlen), gwandt (großartig, super), Biag ma zum Billa und tschur ma uns wos, weil i hob ka Lobe mehr? (Gehen wir zum Billa (Supermarkt) und stehlen wir etwas, denn ich hab kein Geld mehr?), Zaht ma goaned, i bin ka Tschurant. Wos schiabts dir überhaupt? (Mag ich gar nicht, ich bin kein Dieb. Was ist mit dir bitte los?)
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Vorarlberg

Lünersee von
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Für den Vorarlberger ist die sprachliche Integration relativ schwierig. Treffe ich auf einen Vorarlberger, denke ich mir anfangs oft: „Welche Sprache spricht er eigentlich?!"
Wenn eine
rote Patrone umbölöt, holst du schnell den
Höttel aus dem
Färkar.
Körig agängig! Aber nicht
blägö! Trink an
Sura und lad dei
Schmelg auf an
Ribl ein.
Übersetzung: rote Patrone (Vorarlberger Export-Bier), umbölöt (umfallen), Höttel (Lumpen), Färkar (Waschbecken), Körig agängig! (Richtig nervig!), blägö (weinen), Sura (Saurer Radler = Bier mit Soda/Wasser), Schmelg (Mädchen), Ribl (Vorarlberger Mehlspeise)
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Tirol

Wilder Kaiser von
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Auch der Tiroler Dialekt gehört zu denen, die sehr unverständlich sind. Aber die Tiroler sind genauso wie alle anderen Österreicher und da kommt es schon mal vor, dass irgendein
Lalli seine
Schetti zum
Briaschn bringt oder gerne mal entspannt
dutscht.
Übersetzung: Lalli (kindischer Typ), Schetti (Lebensgefährtin), briaschn (schreien), dutschtn (schlafen)
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Ich hoffe auch der zweite Teil hat euch gefallen! Bis zum nächsten Mal und griaß eich!🇦🇹✌🏼