Menschlichkeit ist überall. Wir begegnen ihr im Alltag, wenn wir jemanden nach einem Sturz aufhelfen, wenn wir uns um einen Kranken kümmern, oder jemanden einfach Danke sagen. In den letzten Wochen bot sich die Gelegenheit bei vielen Nutzern hier im Rahmen der #Menschlichkeit Challenge berührende Geschichten aus ihrem Leben zu lesen. Menschlichkeit scheint ein Teil unserer Alltags geworden zu sein und trotzdem scheint sie uns verloren zu gehen.
Menschen fordern, dass man aufhört Flüchtlinge im Mittelmeer vor dem Überleben zu retten. Regierungen halten private Seenotrettungsschiffe mit fadenscheinigen Begründungen in Häfen fest. Und die Retter werden zu Schleusern gemacht.[2] Es ertrinken Menschen im Mittelmeer und wir schauen zu, mit Menschlichkeit hat dies schon weniger zu tun. Könnte es sein, dass Menschlichkeit in unserer Gesellschaft zu einem Luxusgut geworden ist ?
Startkundgebung am Europaplatz in München
Am Samstag habe ich an der Seebrücken-Demonstration unter dem Oberthema #BuildBridgesNotWalls teilgenommen. Dabei ging es unter anderem um die Entkriminalisierung von Seenotrettung und die Abschaffung der Ankerzentren. Die genauen Ziele könnt ihr auf der Seite der Veranstalter lesen. Auf der Demonstration zeigten sich ganz andere Meinungen, als die Haltungen, die meist im Internet sehr stark präsent sind. Menschlichkeit wurde eingefordert, von Behörden, Politik und Bevölkerung. Dies wurde auch durch die Redner deutlich, welche teilweise recht deutliche Worte fanden.
Von den menschlichen Ereignissen auf der Demonstration kann ich viel erzählen. Einerseits gab es den Flüchtling, welcher seine Geschichte erzählte. Von seiner Flucht aus dem Kriegsgebiet, über die Fluchtversuche über das Mittelmeer, über den Umgang von der libanesischen Küstenwache mit den zurückgehaltenen Flüchtlingen und wie er letztlich in Deutschland ankam. Seine Rede hielt er auf Deutsch, was ich sehr mutig fand, da man ihm anmerkte wie schwer er sich mit der Sprache tat. Auch wenn er stotterte, manchmal verunsichert war, durch die positive Rückmeldung aus dem Publikum könnte er die Rede souverän zu Ende bringen, was ihn eindeutig froh machte. #Menschlichkeit
Auch gab es einen Moment, wo ein Video von der Demonstration gedreht wurde, was danach den Seenotrettern am Mittelmeer zukommen soll, um den Rückhalt aus der Heimat zu zeigen. Für ihre anstrengende Arbeit, an der sie von den dortigen Behörden gehindert werden, erhielten sie minutenlangen Applaus, eine Welle positiver Emotionen schwappte durch die Menge. #Menschlichkeit
Auf dem Weg durch die Innenstadt kam man mit Menschen verschiedenster politischer Ansichten in Kontakt, man tauschte sich aus und schloss Freundschaften. Das gemeinsame Demonstrieren für ein menschlicheres Europa hat Menschen zusammengebracht. #Menschlichkeit


Eine bildgewaltige Demonstration für Seenotrettung in einem Flüchtlingsboot stehend (links), Papierboote als Welle der Solidarisierung ins Rathaus schwappend (rechts)
Ob Menschlichkeit nun ein Luxusgut ist ? Nein, es ist noch kein Luxusgut, solange es Menschen gibt, die sich für Menschlichkeit auch gegenüber Flüchtlingen bemühen. Es droht aber ein Luxusgut zu werden, wenn wir weiterhin versuchen Seenotretter an ihrer Arbeit zu hindern, Schiffe in Häfen festsetzen und die Retter an Gerichten vorladen. Menschlichkeit ist auch sich menschlich gegenüber Fremden zu verhalten.
Dankeschön an @theodora.austria für die Nominierung. Ich fand es im Zusammenhang der Demonstration der Seebrücke notwendig auf die aktuelle Situation der Seenotrettung im Mittelmeer aufmerksam zu machen. Ein Spruch der mir noch in Erinnerung geblieben ist: Wir würden auch deine Mama retten.
Bilder der Demonstration sind meine eigenen.
Thumbnail von Pixabay
Literaturverzeichnis:
[1]https://www.amnesty.ch/de/themen/asyl-und-migration/festung-europa/dok/2018/beschlagnahmung-eines-ngo-schiffes
[2]https://www.tagesspiegel.de/politik/fluechtlinge-im-mittelmeer-ermittlungen-gegen-dresdner-seenotretter/19979384.html