[DE] Das Familiendrama | Wer Zittert Ist Nicht Tot (002)

@revolwritings · 2025-08-18 22:56 · Deutsch D-A-CH

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Was zuvor geschah: Was zuvor geschah: Die Angestellte eines Reisebüros Lisa scheint zuerst einen ganz normalen Tag zu haben - lediglich ein wenig verschlafen, kombiniert mit ein wenig Pech. Das Gefühl bleibt auch auf der Arbeit. Zumindest bis sie eine kuriose Mail von einer sogenannten "Frau Zangru" öffnet. Könnte hinter der Mail mehr als ein Scherz oder eine Betrugsmasche stecken?

image.png Familie zu haben, die in einem Kriegsgebiet feststeckt, kann ein schwer verdaubarer Gedanke sein. Foto: Firkin/Openclipart

Wer Zittert Ist Nicht Tot

Das Familiendrama

Nur etwa zwei Stunden nachdem Lisa in Übereinstimmung mit ihrem Kollegen Marcel eine Antwort an Frau Zangru verfasst hat, kam eine Frau in das Geschäft. Schlanke Figur, dichtes und dunkles Haar, eine markante Nase; so ließe sich die Dame im Geschäft wohl zunächst beschreiben. "Guten Tag. Sie wollten, dass ich herkomme?" stellte die Dame sich vor. "Sie müssen Frau..." fing Lisa an, als sie durch ihre Mails zu scrollen begann, um den Namen der vorigen ominösen Mail herauszufinden. Zwar war sie sich immer noch nicht sicher, ob es nur ein Scherz war und sie sich gleich peinlich präsentieren würde, wenn sie eine Kundin mit falschem Namen begrüßt. Aber irgendwie reagieren musste sie ja schließlich, und der Satz war schon zur Hälfte über die Lippen - ein Umdenken also ausgeschlossen. "Frau Zangru", entgegnete die Dame vor Lisas Schreibtisch mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht. Ihr erster Gedanke: "Da ist die Dame nicht nur echt, sondern auch tatsächlich gekommen". In ihrer Professionalität lies sie sich ihre Überraschung allerdings nicht anmerken. "Bitte setzen Sie sich doch gerne hier bei mir", schlug Lisa der Kundin vor.

Während sich die Kundin nun setzte fuhr Lisa mit ihrer Suche nach der Mail fort, um sich noch mal um dessen relativ überschaubaren - so viel wusste Lisa noch - Inhalt zu informieren. Tatsächlich war dort nicht mehr geschrieben, als dass die Frau, die nun zur Überraschung der beiden Angestellten vor ihr saß, aktuellen in der Stadt ist und in die Heimat möchte. Dort scheinen wohl ihre Kinder zu leben, die sie angeblich dringend umarmen möchte. Aber wo ist diese ominöse Heimat? Lisa dachte zunächst eine Sekunde an die Horror-Nachrichten von Terroranschlägen in deutschen Städten. Kam die Frau wohl aus Bielefeld, wo erst kürzlich ein Mann mit einer Waffe auf eine Gruppe migrantischer Menschen schoss? Lisa erinnert sich an die Schreckensbilder, die medial verbreitet wurden. Dann viel Lisa ein, dass sie später von einem guten Freund darauf aufmerksam gemacht wurde, dass es sich dabei um eine Falsch-nachricht handelt, die die Medien kurioserweise ungeprüft aufgegriffen haben. Schließlich existiert Bielefeld ja gar nicht. Die meisten Schreckensbilder sind allerdings real.

Damit war das Rätsel allerdings noch nicht gelöst. Bevor sie sich noch in ihren Gedanken verliert, wo die Dame denn nun herkommen könnte, entschied Lisa sich dazu, Weiteres lieber direkt mithilfe von Kommunikation zu klären. Schließlich war das auch das Verhalten, dass sie von ihren Kund:innen immer erwartet. "Darf ich fragen, wo es denn hingehen soll? Das ist aus Ihrer Mail leider noch nicht hervorgegangen.", sagte Lisa in einem freundlichen und professionellen Ton. Frau Zangru, die zuvor einen sehr ruhigen und freundlichen Eindruck machte, scheint etwas die Ruhe zu verlieren. Sie denkt einige Sekunden nach - aber nicht so lange, dass es eine unangenehme Stille gäbe. Dann antwortet sie: "Nach Nubara, oder eher gesagt Michaelton, also die Hauptstadt." "Oh, spannend", antwortet Lisa in beruflicher Gewohnheit, während sie das Reiseziel schon mal in den Computer eintippt. "Was wollen sie denn dort? Das ist ja ein seltenes Reiseziel", Lisa gerät leicht ins Gekicher, während sie "wie funky" hinterher schießt. "Das ist meine Heimat, meine Kinder sind noch dort." In der Zwischenzeit hat der Computer auch auf Lisas bisher eingegebenen Daten geantwortet: Eine Reisewarnung des Auswärtigen Amts für Nubara; Bürgerkriegsartige Zustände sollen dort herrschen und es wird jeder:m von der Reise abgeraten. "Oh" denkt Lisa sich. In den Nachrichten - die Lisa zwar nur selten, aber doch gelegentlich schaut - hat man nie etwas von diesem Konflikt mitbekommen. Was könnte da bloß hinterstecken. Immerhin würde das erklären, warum Frau Zangru sich auf den Weg nach Nubara machen wollte. Sie hat wohl Angst, dass ihre Kinder in dem Konflikt Schaden nehmen könnten. Damit ist auch geklärt, warum sie eine nachdenkliche Sekunde kurz zuvor zum Antworten brauchte.

"Dass es aktuell in Nubara einen Konflikt gibt, muss ich Ihnen wahrscheinlich nicht sagen. Wir haben momentan keine andere Wahl, als von einer Reise in das Gebiet abzuraten" vor Lisa fort. "Darf ich mal ganz persönlich fragen, was Ihre Beweggründe für diese Reise sind?" "Meine Kinder sind noch dort. Im Osten des Landes. Aktuell kann mein Mann, der Vater der Kinder noch auf sie aufpassen. Er soll jetzt aber für die Miliz, die dort das Gebiet beherrscht in den Kriegsdienst gehen." "Das tut mir leid. Ich hoffe, es wird nichts passieren." Es lag für einige Momente eine bedrückende Stille im Büro, ehe Lisa fortfuhr "Ich muss Sie zwar noch mal darauf aufmerksam machen, dass wir von jeglichen Reisen in das Gebiet abraten. Ich verstehe aber, dass Sie unbedingt dort hinreisen möchten. Wenn Sie die Reisewarnung ignorieren wollen, finde für sie eine Reisemöglichkeit." "Ja, ich habe keine andere Wahl, als meine Kinder zu sehen", antwortete Frau Zangru in einem für die Situation in der sie sich befindet ungewöhnlich sicherem und ruhigen Ton.

"Wissen Sie schon, wann der Flug losgehen soll?" "Am besten heute", sprach die Dame leise zu Lisa. Es war mittlerweile schon früher Nachmittag. Dass in solch ein fernes und wenig bereistes Land heute noch ein Flug geht, wagte Lisa zu bezweifeln. Sie suchte nun also nach Flügen, die noch diese Woche losgehen. Der Computer brauchte etwa 15 Sekunden, bis er die Angebote sämtlicher Airlines geprüft hat. "Ich habe leider schlechte Nachrichten für Sie", musste Lisa mit einem mitleidenden Blick auf dem Gesicht sagen. "Leider gibt es diese Woche keine Flüge mehr. Das wird wohl daran liegen, dass quasi alle Airlines aus Sicherheitsgründen aktuell keine Flüge in das Land anbieten." "Kann nicht sein! Ich brauche einen Flug", sagte Frau Zangru, während ihr schon leicht die Tränen in die Augen schossen. Lisa fühlte sich nun sehr bedrückt. Solch eine Situation hat sie in ihrem Arbeitsleben noch nie erlebt. Sicherlich gab es schon Kund:innen, die etwas Verzweiflung zum Ausdruck gebracht haben, während sie vor Lisa saßen. Aber dass es eine Kundin gibt, die in ein Konfliktgebiet reisen möchte, um die eigene Familie zu beschützen - so etwas hätte Lisa sich nie vorstellen können.

"Frau Zangru, es tut mir sehr leid. Ich verstehe Ihre Situation sehr gut", versuchte Lisa beizusteuern, um die Dame aus ihrer Verzweiflung zu holen und ihr im nächsten Schritt doch wieder helfen zu können. Und tatsächlich war Lisa mit solch einem Gefühl, das Frau Zangru gerade wohl haben wird vertraut. Sie wurde mit 8 Jahren mal für einige Tage entführt. Lisas Mutter hat die Situation bis heute nie ganz verdaut und spricht regelmäßig mit Lisa über die damalige Situation.

"Ich kann Ihnen noch ein Angebot machen", sagte Lisa, als sie mit ernstem aber einfühlsamem Blick in die Augen der Kundin. "Ich werde mich morgen mit meinem Kollegen unterhalten, was man in einer solchen Situation tun kann. Sie kommen morgen kurz nachdem wir öffnen her und wir werden gemeinsam erarbeiten, was man in diesem Fall tun kann." Lisas Kollege Marcel war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr im Büro. "Ich habe wohl keine andere Wahl", musste die Dame zugeben. Die beiden verabschiedeten sich noch. Dann ging die Kundin mit schüchternem schleichendem Gang aus dem Reisebüro. Lisa wurde in diesem Moment besonders deutlich: Bis morgen muss sie eine Lösung gefunden haben. Keine Lösung ist keine Option. Schließlich müssten Frauen doch zusammenhalten. Ein ruhiger Nachmittag und eine erholsame Nacht waren mit dieser Geschichte im Hinterkopf jedenfalls schon mal ausgeschlossen.

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![Vorherige Kapitel] 001 - Ein ganz normaler Tag

🇬🇧 English version

Translated using Mistral Small 3/Duck.ai

![English version] What Happened Previously: Lisa, an employee at a travel agency, seems to have a fairly ordinary day at first—just a bit tired and a bit unlucky. The feeling persists at work, at least until she opens a curious email from someone named "Mrs. Zangru." Could there be more to this email than just a prank or a scam?

The Family Drama

Only about two hours after Lisa, in agreement with her colleague Marcel, sent a response to Mrs. Zangru, a woman entered the office. She had a slender figure, thick and dark hair, and a distinctive nose; that's how the woman in the office could be initially described. "Good day. You wanted me to come here?" the woman introduced herself. "You must be Mrs. ..." Lisa began, as she started scrolling through her emails to find the name of the previous mysterious email. She was still unsure if it was just a prank and if she would embarrass herself by greeting a customer with the wrong name. But she had to respond somehow, and the sentence was already halfway out of her mouth—no turning back now. "Mrs. Zangru," the woman in front of Lisa's desk replied with a friendly smile. Lisa's first thought: "This woman is not only real, but she actually came." Professionally, she didn't let her surprise show. "Please, feel free to sit here with me," Lisa offered the customer.

As the customer sat down, Lisa continued her search for the email to refresh her memory about its relatively brief content. Indeed, it only stated that the woman who was now sitting in front of them was currently in the city and wanted to go home. Her children supposedly lived there, and she urgently wanted to hug them. But where was this mysterious "home"? Lisa initially thought for a second about the horror news of terrorist attacks in German cities. Did the woman come from Bielefeld, where a man recently shot at a group of migrant people with a weapon? Lisa remembered the horrifying images that were spread through the media. Then she recalled that a good friend had later pointed out to her that it was a false news story that the media had curiously picked up without verification. After all, Bielefeld doesn't even exist. Most of the horrifying images, however, are real.

But the mystery was still not solved. Before Lisa could get lost in her thoughts about where the woman might have come from, she decided to clarify things directly through communication. After all, that's the behavior she always expects from her customers. "May I ask where you want to go? That wasn't clear from your email," Lisa said in a friendly and professional tone. Mrs. Zangru, who had previously made a very calm and friendly impression, seemed to lose her composure slightly. She thought for a few seconds—not long enough to create an awkward silence. Then she answered, "To Nubara, or rather, Michaelton, the capital." "Oh, interesting," Lisa replied out of professional habit, already typing the destination into the computer. "What do you want to do there? That's a rare travel destination," Lisa said, starting to giggle slightly, adding, "how funky." "That's my home, my children are still there." In the meantime, the computer had also responded to Lisa's input: a travel warning from the Foreign Office for Nubara; civil war-like conditions were said to prevail there, and everyone was advised against traveling. "Oh," Lisa thought. In the news—which Lisa only occasionally watches—she had never heard anything about this conflict. What could be behind it. After all, it would explain why Mrs. Zangru wanted to travel to Nubara. She must be afraid that her children could be harmed in the conflict. That also explained why she needed a thoughtful moment to answer earlier.

"That there is currently a conflict in Nubara, I probably don't need to tell you. We currently have no choice but to advise against travel to the area," Lisa continued. "May I ask personally what your reasons for this trip are?" "My children are still there. In the east of the country. Currently, my husband, the father of the children, can still take care of them. But he is now supposed to go into military service for the militia that controls the area." "I'm sorry. I hope nothing happens." There was a heavy silence in the office for a few moments before Lisa continued, "I have to point out to you again that we advise against any travel to the area. But I understand that you want to travel there urgently. If you want to ignore the travel warning, I will find a travel option for you." "Yes, I have no choice but to see my children," Mrs. Zangru replied in an unusually calm and confident tone for the situation she was in. "Do you already know when the flight should depart?" "Preferably today," the woman said softly to Lisa. It was already early afternoon. Lisa doubted that there would still be a flight to such a distant and little-traveled country today. She now searched for flights that were still departing this week. The computer took about 15 seconds to check the offers of all airlines. "I'm sorry to say this, but I have bad news for you," Lisa had to say with a sympathetic look on her face. "Unfortunately, there are no more flights this week. It's likely because almost all airlines are currently not offering flights to the country for safety reasons." "That can't be! I need a flight," Mrs. Zangru said, as tears already welled up in her eyes. Lisa felt very down. She had never experienced such a situation in her professional life. Certainly, there had been customers who expressed some desperation while sitting in front of Lisa. But that a customer wanted to travel to a conflict zone to protect her own family—Lisa could never have imagined that.

"Mrs. Zangru, I'm very sorry. I understand your situation very well," Lisa tried to interject to pull the woman out of her despair and to be able to help her again in the next step. And indeed, Lisa was familiar with such a feeling that Mrs. Zangru must be having right now. She was once kidnapped for a few days at the age of 8. Lisa's mother has never quite gotten over the situation and regularly talks to Lisa about the events of that time.

"I can make you another offer," Lisa said, looking seriously but empathetically into the customer's eyes. "I will talk to my colleague tomorrow about what can be done in such a situation. You come by shortly after we open, and we will work together to find a solution for this case." Lisa's colleague Marcel was no longer in the office at that time. "I guess I have no other choice," the woman had to admit. The two said their goodbyes. Then the customer left the travel agency with a shy, creeping gait. Lisa realized in that moment: she had to find a solution by tomorrow. No solution is not an option. After all, women should stick together. A quiet afternoon and a restful night were certainly out of the question with this story in mind.

Disclaimer

![Disclaimer] 🇩🇪 Das hier ist mein erster Versuch eine fiktive Geschichte zu erzählen. Während des Schreib-Prozesses kann es dazu kommen, dass ich die Geschichte ausversehen oder absichtlich leicht anpasse, der Verlauf Logikfehler aufweist oder die Geschichte abschnittsweise weniger gelungen erscheint als an anderen Stellen. Ich beabsichtige hiermit nicht eine einwandfreie Geschichte zu verfassen, die als Bestseller verkauft werden kann.
🇬🇧 This is my first attempt at telling a fictional story. During the writing process, I may accidentally or intentionally make slight adjustments to the story, the plot may contain logical errors, or parts of the story may seem less successful than others. My intention here is not to write a flawless story that can be sold as a bestseller.

Mit einigen Tagen Verzögerung (eigentlich habe ich mir Samstag abends vorgenommen) ist hier nun Teil 2 meiner Geschichte. Ich habe versucht ein Cover-Image mit der PeakD KI zu generieren. Die Prompt habe ich dazu mit ChatGPT basierend auf der Geschichte generieren lassen. Die Ergebnisse haben mir allerdings nicht gefallen, also habe ich wieder ein Stock-Foto genommen. Beim nächsten mal werde ich eventuell eine Prompt für die KI zum Bild generieren selbst schreiben.

Denkt ihr Lisa wird eine Lösung finden, Frau Zangru zu helfen?

#deutsch #german #freewrite
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