Soziale Isolation: Handys und Soziale Medien befeuern wohl diese Entwicklung. Foto: Pixabay/@Surprising_Media
Es ist wohl ein bekanntes Gefühl: Man scrollt sich in den Sozialen Medien wie Instagram sprichwörtlich zu Tode und fühlt sich danach noch ausgelaugter als davor - und das obwohl man sich davon eigentlich Reproduktion versprochen hat. In einer Welt, wo die Freizeit immer mehr am Smartphone statt in der Öffentlichkeit mit Freunden abspielt, liegt der Gedanke nahe, dass wenn man ohne tiefgreifende beidseitig gleichwertige Interaktion nur am Scrollen durch die Sozialen Medien ist, dieser Mangel an wahren zwischenmenschlichen Beziehungen zu einer gewissen Einsamkeit führen kann. Zwar scheint das wissenschaftlich noch nicht zweifelsfrei nachgewiesen, wie ein Artikel der Barmer Krankenkasse berichtet. Allerdings gibt es auch kaum Stimmen, die dem Gedanken der "Vereinsamung durch Digitalisierung" aktiv widersprechen oder gar gegenteiliges behaupten.
Ich habe nun oben stehend das Problem wie folgt beschrieben: Die Sozialen Medien sorgen für eine Dynamik in der niederschwellige, das Hirn kaum beanspruchende Inhalte konsumiert werden. Dabei gibt es die eine Seite, die qualitativ meist minderwertigen Inhalt gibt. Die andere Seite nimmt diesen Inhalt auf - und zwar ohne diesen geistig zu verarbeiten oder eigene Inhalte entgegenzubringen. Es entsteht eine informationelle Einbahnstraße.
Der Unterschied zur Interaktion mit Freunden oder generell allen Menschen, denen man persönlich begegnet ist zum einen die aktive Arbeit des Hirns beider Beteiligten, zum anderen, dass die Interaktion gleichwertig ist (beide sprechen, hören zu, verarbeiten das Gesagte).
Der Mensch scheint also ganz klar eine geistige Anstrengung zu brauchen, um sozial befriedigt zu sein. Zwar gehe ich davon aus, dass zwischenmenschlicher Kontakt am besten in der realen Welt funktioniert, wenn sich zwei Menschen direkt gegenüberstehen. So - behaupte ich - lässt sich besser und schneller Vertrauen, aufbauen - auch deshalb, weil es mehr Kommunikationsebenen, wie Gestik, Gesichtsausdruck etc. gibt - und auch sollte die Bedeutung von physischem Körperkontakt wie Umarmungen nicht unterschätzt werden. Das legt ebenfalls der zuvor erwähnte Artikel der Barmer Krankenkasse nahe.
Klare Antwort also auf das Problem: Internet abschalten und zurück ins Mittelalter. Nein, natürlich nicht! Das Internet ist in unserer Welt unverzichtbar - egal ob wir an die Wirtschaft oder die private Nutzung denken. Und ich denke, keiner von uns würde ernsthaft bestreiten, dass das Internet auch ein großen Aspekt in unserem Wohlstand spielt. Wer würde denn gerne darauf verzichten, mit Freunden auf WhatsApp zu schreiben, Produkte online zu bestellen, oder Informationen als Video oder Text jederzeit auf Abruf zu haben? Und genau so erfüllen auch TikTok, Instagram und Co. als "soziale Droge" einen Zweck, den wir wohl kaum missen wollen: Den Zweck der Unterhaltung und Betäubung.
Ich plädiere allerdings dafür: Wir sollten die Sozialen Medien bewusster nutzen. Und das bedeutet für mich insbesondere auch, dass wir neue Menschen kennenlernen, mit denen wir dann in echten Austausch geraten. Das soll heißen: Euch gefällt ein Beitrag eines Nutzers, dann schreibt diese Person an und geht in den Austausch zu diesem Thema. Schließlich wurden in einem 45-sekündigen Video auf TikTok wohl kaum alle Gedanken zu dem Thema schon abschließend formuliert. Dadurch erreicht man die zuvor erwähnte Art der Kommunikation, bei der alle Teilnehmer gleichmäßig eingebunden sind.
Gleiches lässt sich übrigens auch auf Hive anwenden: Beispielsweise die Travel-Community von WorldMapPin scheint groß und aktiv zu sein. Kommt doch mit den Autoren in ein Gespräch über den Ort, von dem sie auf Hive berichten, und fragt nach den Informationen abseits der meist relativ oberflächlichen Beiträge und teilt eigene Erfahrungen vom Reisen.
Die Kontaktaufnahme kann nun auf zwei Weisen geschehen: Die eine ist die einfachere, unverbindlichere, nämlich ein bedachter Kommentar unter dem entsprechenden Beitrag. Die andere ist die private Kontaktaufnahme per Privatnachricht oder E-Mail.
Die erste Option hat den Vorteil, dass sie akzeptierter ist. Es wird sich keiner über einen netten wohlbedachten Kommentar wundern. Daraus entstehen allerdings auch nur selten positive tiefgreifendere Unterhaltungen. Oftmals wird der Autor einfach ein kleines "Danke" antworten und damit ist der Austausch aufs erste beendet.
Die zweite Option kann etwas übergriffiger wirken - zumindest ist diese Option deutlich ungewöhnlicher und unverbreitet. Oftmals funktioniert diese Option auch gar nicht, da die privaten Nachrichten an die Person nicht "geöffnet" sind und keine weiteren Kontaktmöglichkeiten angegeben sind. Es bedarf also oftmals den Willen beider Seiten, einen solchen Austausch einzugehen.
Auf Hive ist die zweite Option allerdings durchaus etwas greifbarer. Die Möglichkeit, eine Memo an andere Nutzer zu versenden, entspricht quasi genau der selben Idee, wie private Nachrichten in den Sozialen Medien. Zugegebenermaßen ist die Nutzung dieser Funktion auf Hive nicht gerade mit größtem Bedacht der Benutzbarkeit implementiert, da es kaum Wege und Möglichkeiten gibt, mitzubekommen, wann eine Nachricht angekommen ist - es sei denn man sitzt wie ein Verrückter vor seinen eingehenden Transaktionen und überprüft diese regelmäßig darauf, ob Memos von echten Nutzern eingegangen sind.
Sollte jemand an diesem Verfahren Freude haben, erkläre ich in diesem Post, wie man mithilfe der Hive Keychain entweder als App auf dem Handy oder mit der Erweiterung im Browser Nachrichten verschicken kann. Schließlich soll ja auch mal der bei euch allen existente Memo Key zur Anwendung kommen.
An dieser Stelle ein kleiner Hinweis: Ich sitze wie ein Verrückter vor meinen eingehenden Transaktionen und sollte spätestens nach ein paar Tagen bemerken, dass ich eine Nachricht erhalten habe.
In dem Sinne würde ich gerne alle, die der These zustimmen würden, dass durch direkteren Austausch "auf Augenebene" die Einsamkeit im digitalen Raum abnehmen kann, eine E-Mailadresse an ihre Beiträge anzuhängen. Egal ob auf Hive, TikTok, Instagram, Facebook oder im steinalten, immer noch betriebenen Blogspot-Blog: Versteckt doch bitte irgendwo eine kleine Notiz "Hier bin ich zu erreichen: xyz@domain.com".
Ob man dann den Nachrichten antwortet, ist dabei noch gänzlich offen. So wie niemand zum Austausch in der realen Welt gezwungen werden sollte, sollte sich auch im Internet niemand dazu genötigt fühlen, mit unliebsamen Menschen zu sprechen. Aber genau so, wie in der realen Welt jeder ansprechbar ist, denke ich sollte auch jeder im Internet ansprechbar sein.
Kontaktinformationen:
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Hive Memo an @revolwritings