Brauche ich als schreibender Ethik und Moral oder kann das weg?

@schreiblust · 2018-07-18 08:50 · deutsch

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Hallo ihr schönen und intelligenten Menschen


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Ich habe mich gefragt, wie wichtig Ethik und Moral für den Schriftsteller und seine Figuren sind. Diese Frage stelle ich mir auf zwei Ebenen. 

1. Muss denn immer eine wichtige Botschaft transportiert werden? Ist es auch in Ordnung, einfach ohne tiefere Bedeutung nur zu unterhalten?

2. Wie wichtig ist es, sich über die Ethischen und Moralischen Vorstellungen der eigenen Figuren im Klaren zu sein?


Die erste Frage muss wohl jeder für sich beantworten. Ich persönlich vertrete die Meinung, dass in der Erwachsenenliteratur nicht jedes Werk ein Leitfaden für redliches Leben sein muss. Wer es mag, findet es zuhauf und für jede Lebensweise.

Die zweite Frage scheint mir in Hinblick aufs Schreiben interessanter zu sein. Was bringt es mir, dinge über die Protagonisten zu kennen, die nicht direkt im Text thematisiert werden?

Einleitend möchte ich mir sehr kurz ansehen, was denn die Unterschiede zwischen Ethik und Moral sind. Warum werden sie immer getrennt, aber doch meist im selben Atemzug genannt?

Ich spare euch die Wikipedia Artikel dazu und zitiere die Speakerin Suzanne Grieger- Langer: 

„Moral ist das Wie, Ethik das Warum.“

Ob ihr diesem stark vereinfachten Satz zustimmt, weiß ich nicht, aber für meine Protas reicht mir die Definition

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Schön und gut, aber warum soll das nun wichtig sein für mich und mein Buch?

Wenn wir phantastische Welten bilden, ist es ziemlich naheliegend, sich Gedanken darüber zu machen, nach welchen Regeln die Gemeinschaft funktioniert. Doch wie ist es, wenn die Geschichte in unserer Welt spielt? Auch hier könnte man sagen, dass man sich ja nur informieren muss, wie die Begebenheiten an verschiedenen Orten zu verschiedenen Zeiten waren oder sind und dass man sich dann einfach grob danach richten kann.

Aber bildet so eine Geschichte nicht auch einen eigenen Mikrokosmos ab? Ein Obdachloser in München wird, um sein Leben möglichst gut zu bestreiten, anderen Regeln unterworfen sein als ein Bauer im Wallis. Oder ein Zuhälter in einer fiktiven Stadt. Oder eine Prostituierte in derselben Region. Ist es nicht spannender, wenn man als Leser das Gefühl hat, die Dynamiken in den verschiedenen Gruppen des Buches zu verstehen? Ein Mörder, der einfach nur böse ist, weil er so geschrieben wurde, ist weniger spannend, als ein Mörder, dessen Triebfeder bekannt und nachvollziehbar ist. 

Wenn ich also weiß, welche Regeln von Ethik und Moral im Umfeld der Protagonisten wichtig sind, und auf welche dieser Regeln sie warum scheißen, wird es theoretisch ziemlich einfach, ihr Handeln logisch zu beschreiben. So lange sie innerhalb ihrer eigenen Ethik und Moral agieren, werden ihre Entscheidungen für den Leser nachvollziehbar sein. Sie werden wahrhafter, mehr wie echte Menschen. Dann kann auch schon mal die Frage kommen, wer die Vorlage für diese Figur war. Nicht, (nur) weil man uns nicht so viel Phantasie zutraut, sondern vor allem, weil die Figuren real wirken.

Eine Gefahr sehe ich jedoch. Die Versuchung mag groß sein, doch die eigene Ethik, die persönlichen Moralvorstellungen, sollten nicht auf alle Figuren im Buch übertragen werden. Das ist zwar einfach, liest sich aber wenig spannend. Eine Geschichte lebt zu großen Teilen von Konflikten. Und wo könnte größeres Potential für Konflikte sein, als in den grundsätzlichen Vorstellungen von richtig und falsch?

Ob ich das alles auch so umsetzen kann, wie ich es beschreibe? Nö. Ist aber nicht so schlimm. So lange ich schreibe, übe ich.

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Wenn ihr mir eure Gedanken zu dem Thema mitteilt, freue ich mich. Wenn nicht, spart ihr einige Minuten. Eure Entscheidung. ;)

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