Liebe Leser,
unlängst wurden erstmals Nester der Roten Feuerameise (Solenopsis invicta) auf Sizilien nachgewiesen (und in Current Biology publiziert). Die extrem aggressive und invasive Art stammt aus Argentinien und hat sich mittlerweile in Mexiko, USA, China, Australien und Ozeanien ausgebreitet und ist jetzt dabei - begünstigt durch den Klimawandel - Europa zu erobern. In wenigen Jahren könnte sie schon in der DACH-Region ihr Unwesen treiben.
Was macht sie so gefährlich?
Sie verteidigt ihre Nester aggressiv und greift dabei auch Menschen an, twilweise zu hunderten! Sie beißt ihre Opfer und spritzt in die Wunde dann Gift, sodass beim Menschen schmerzende Pusteln folgen und bei Allergikern ein anaphylaktischen Schock auftreten kann. Im diesem Fall ist sofort Epinephrin zu verabreichen! Der Name "Feuerameise" kommt auch daher, weil die Bisse wie Feuer brennen. und "invicta", weil die Art unbesiegbar scheint. Sie gilt als eine der schlimmsten invasiven Tierarten weltweit. Sie verdrängt heimische Ameisenarten, jagt Spinnen und andere Insekten und kann durch ihr Gift sogar viel größere Tiere töten, z.B. Eidechsen, Schlangen, kleine Vögel und sogar Säugetiere! Eine Invasion mit Roten Feuerameisen dezimiert den Bestand von vielen Insektenarten dramatisch, manche heimische Ameisenarten wurden in den USA fast vollständig ausgerottet!
Sie kann Ernteausfälle und Schäden an Gebäuden verursachen. Schätzungen für die USA gehen von 6 Mrd. € Schaden durch die Feuerameise pro Jahr aus! In den USA wird sie auch "red imported fire ant" (RIFA) genannt.
Verblüffende Fähigkeiten
Während einzelne Feuerameisten ertrinken, können Kolonien sich zu einem lebenden Floss zusammenballen (in das teilweise auch die Königin und die Brut miteingepackt werden) und so auch problemlos Flüsse überqueren und tagelannge Überschwemmungen überstehen. Dabei verhaken sich die Ameisen aneinander und nützen die Oberflächenspannung des Wassers und ihren wasserabweisenden Chitinpanzer so geschickt (sie bauen auch Luftblasen in das Floss ein), dass nicht einmal die unterste Schicht des Flosses ertrinkt.
Quelle
Höhenunterschiede überwinden sie (wie viele andere Ameisenarten), indem sie Leitern oder Ketten aus ihren eigenen Leibern bilden.
Die Rote Feuerameise ist monogyn oder polygyn (d.h. eine Kolonie (Nest) kann eine oder mehrere Königinnen haben)! Sie sind auch polymorph mit kleinen Exemplaren von Arbeiterinnen (keine Gegendere, denn die Arbeiterinnen sind tatsächlich alles Weibchen😄), Minors genannt, und bis zu vierfach größere Majors bzw. Soldaten. Ihren Invasionserfolg haben sie auch ihrer Hitzetoleranz und ihrer hohen Toleranz gegen Austrocknung zu verdanken.
Ihre Nester bestehen (in der Natur) aus bis zu 60cm breiten Hügeln aus Erde, die an überdimensionierte Maulwurfshügel erinnern, ohne sichtbaren Eingang. Das schützt sie wesentlich besser als die Ameisenhügel unserer Waldameisen vor Angriffen durch Vögel und andere Freßfeinde. Zum Jagen benutzen sie unterirdische Gänge, die teilweise erst weit weg vom Nest an die Oberfläche treten, sodaß die Nester nicht gut lokalisiert werden können. Sie können ihre Kolonien nämlich auch in elektrischen Gebäuden wie Verteilerkästen, in Glashäusern, auf Rasenflächen, in Parks oder unter Gehsteigen bauen!
Die Körper ihrer toten Kameraden deponieren sie ausserhalb der Nester auf "Grabhügeln" - Nekrophorese genannt und nur bei Ameisen (und Menschen) anzutreffen. Dieses Verhalten verringert die Bildung von Infektionskrankheiten im Nest und erschwert auch die biologische Schädlingsbekämpfung, da infiltrierende Schadinsekten sofort getötet und ausserhalb des Nests gebracht werden, befor sie größeren Schaden verursachen können.
Was kann man tun?
Fast nichts, wenn sich die Art in einer Region bereits etabliert hat. Daher ist ein konsequentes Monitoring extrem wichtig, um frühzeitig erste Ansiedlungen lokal (mit giftbestückten Ködern oder parasitischen Fliegen) bekämpfen zu können. In Neuseeland soll die Art angeblich erfolgreich nach dem Auftreten wieder ausgerottet worden sein, weil konsequent Beobachtungen gemeldet wurden und rasch reagiert wurde. Daher wäre ein Meldesystem bei uns wichtig zu etablieren, und zwar JETZT und nicht erst, wenn sie da sind.
Quellen: https://en.wikipedia.org/wiki/Red_imported_fire_ant https://www.scinexx.de/news/biowissen/rote-feuerameise-hat-europa-erreicht/ https://science.orf.at/stories/3221163/
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