Drucken Zentralbanken Geld?

@stehaller · 2019-11-19 20:56 · deutsch

Liebe Steemitgemeinde, Liebe Freiheitsfreunde, Liebe Freiheitsfeinde, Liebe Geldnutzer, Liebe Geldkritiker,

fast täglich liest man hier auf Steemit, dass die Zentralbanken Geld drucken. Auch in der Wirtschaftspresse liest man immer wieder, dass die Zentralbanken die Märkte mit Geld fluten. Auch wird den Zentralbanken die Schuld dafür gegeben, dass die Zinsen so niedrig (zum Teil sogar negativ) sind.

Leider ist dies alles Unsinn. Ich habe es schon oft gesagt und kann es nur immer wieder sagen, Zentralbanken erschaffen kein Geld. Das Geld wechselt durch die Geschäfte der Zentralbank nur seine Form. Das Geld muss schon vorher da sein bzw. vom privaten Bankensektor als Kredit erschaffen werden.

Wie kommen die Eurobanknoten in die Welt

Richtig ist, dass nur die EZB bzw. die nationalen Zentralbanken im Eurosystem Banknoten herausgeben können. Diese gibt es aber nicht umsonst.

Schauen wir uns dazu einmal folgenden Fall an:

Eine Geschäftsbank braucht Bargeld (weil es die Bankkunden wünschen): Wir nehmen an, es ist noch kein Geld im System.

Anmerkung: Die hier gezeigten Bilanzen sind stark vereinfacht. Es fehlt z.B. das Eigenkapital der Banken und die Zinsen lassen wir auch weg.

1. Geschäftsbankbilanz: Geschäftsbankbilanz - vor Wertpapierkauf.001.jpeg

2. Zentralbankbilanz: Zentralbankbilanz -Teil 1.001.jpeg

Bargeld gibt es bei der Zentralbank nur gegen Sicherheiten. In der Regel müssen Staatsanleihen (zu DM Zeiten gingen auch private Wechsel mit bester Bonität) als Sicherheit hinterlegt werden und zwar mit Rückkaufverpflichtung.

Die Geschäftsbank muss sich also erst eine Staatsanleihe besorgen. Dies macht man per Bilanzverlängerung. Wir nehmen an, der Verkäufer der Staatsanleihe hat ein Konto bei der Geschäftsbank.

Geschäftsbankbilanz - Wertpapierkauf.001.jpeg

Die Geschäftsbank nimmt also das Wertpapier auf die Aktivseite und verbucht den Kaufbetrag auf dem Konto des Verkäufers. Sie schuldet also dem Verkäufer den entsprechenden Betrag. Darum taucht die Sichteinlage auf der Passivseite auf. Es ist neues Geld entstanden, welches durch das Tilgungspotential des Schuldners gedeckt ist. In diesem Fall besteht das Tilgungspotential des Schuldners (Staat) aus den zukünftigen Steuerzahlungen.

Nun verpfändet die Geschäftsbank die Staatsanleihe als Sicherheit bei der Zentralbank und verpflichtet sich dieses Wertpapier nach einer bestimmten Zeit wieder zurückzukaufen. Sie erhält dafür Bargeld. Der Bilanzposten Staatsanleihe wird nun durch das Bargeld ausgetauscht.

Geschäftsbankbilanz - Bargeld von der Zentralbank.001.jpeg

Schauen wir uns die Zentralbankbilanz an: Zentralbankbilanz - Teil 2.001.jpeg

Die Zentralbank kauft also die Staatsanleihe mit frischen Banknoten an. Die Staatsanleihe wird auf der Aktivseite verbucht, die umlaufenden Banknoten landen auf der Passivseite (Auf Euro lautende Banknoten sind Forderungen gegen die Zentralbank).

Wie man sehen kann, hat nicht die Zentralbank das neue Geld erschaffen, sondern die Geschäftsbank. Die Zentralbank hat nur einen sogenannten asset swap durchgeführt (Staatsanleihe gegen Bargeld).

Wie kommt das neu geschaffene Geld wieder aus der Welt?

Ich habe schon oft gesagt, dass das Wichtigste in einem Kreditgeldsystem die Tilgung der Schulden ist, damit das neu geschaffene Geld auch wieder verschwindet. Passiert dies nicht, bleibt Geld im System, dem keine entsprechenden Waren oder Dienstleistungen gegenüberstehen, was die Gefahr der Inflation mit sich bringt.

Nehmen wir an, der Kunde hebt sein ganzes Guthaben in bar ab. Die Bankbilanz sieht nun wieder aus wie am Anfang. Geschäftsbankbilanz - vor Wertpapierkauf.001.jpeg

Nun, das stimmt nicht ganz. Es besteht ja noch die Rückkaufverpflichtung gegenüber der Zentralbank. Die Geschäftsbank muss also die Staatsanleihe wieder von der Zentralbank zurückkaufen und zwar mit Zentralbankgeld. Dies hat sie nun aber nicht mehr, und da wir das Eigenkapital der Bank weggelassen haben, ist sie nun pleite.

Das Bargeld ist aber immer noch im System und wird ausgegeben. Irgendwann landet es als Steuerzahlung beim Finanzamt. Mit diesem Geld kann nun der Staat seine Anleihe bei Fälligkeit zurückzahlen. Da die Staatsanleihe im Besitz der Zentralbank ist, landen die Banknoten wieder an ihrem Ursprung und verschwinden aus dem System.

Zentralbankbilanz -Teil 1.001.jpeg

Alle Guthaben und Schulden haben sich in Luft aufgelöst.

Bis bald. Stephan Haller

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