Besser Texten - Tipps vom Ghostwriter - Folge 2

@tufeau · 2018-02-23 17:32 · deutsch

Recherche, Stichworte und roter Faden

Besser Texten - Tipps vom Ghostwriter

Kreatives Schreiben ist einfach. Den Beweis dafür möchte ich auch in Folge 2 dieses Tutorials wieder antreten. Im Fokus stehen diese Woche die Informationen, sozusagen das Gerippe der Texte. Wenn Du Dir noch einmal die Tipps zur Vorbereitung in Erinnerung rufen möchtest, findest Du sie in Folge 1. Heute verrate ich einige meiner Routinen, mit denen ich Recherche-Informationen zum Schreiben leichter verarbeite. Durch sie kann ich mich beim Schreiben ganz auf die Formulierungsarbeit konzentrieren.

Einleitung

Trennung von Inhalt und Form

Vielleicht bin ich ein Sonderfall, aber wenn ich zwei Dinge gleichzeitig erledige, besteht eine höhere Gefahr, dass sich Flüchtigkeitsfehler einschleichen. Bei der gleichzeitigen Konzentration auf Inhalt und Form sieht das Problem ähnlich aus. In einem Moment überlege ich, worüber ich als Nächstes schreibe und plane im nächsten Moment, mit welchen Formulierungen ich den Leser erreiche. Um das Chaos bei diesem Hin und Her beider Aspekte in den Griff zu bekommen, trenne ich Inhalt und Formulierung strickt voneinander. Für mich heißt das:


* ERST die Recherche, * DANN das Schreiben.

Bevor ich anfange, bringe ich eine klare Vorstellung vom Inhalt zu Papier. Damit ist der rote Faden bereits durchdacht, die Einteilung in Kapitel und Absätze sortiert und die Verteilung der Worte festgelegt, noch bevor ich die ersten Zeilen schreibe. Natürlich nutzt der Mehraufwand nur etwas, wenn ich längeren Texten verfasse. Eine kurze Antwort auf einen Blog-Post tippe ich schneller in das Antwortfeld im Browser.

Arbeits-Teilung

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Das Gehirn ist ein seltsames Organ. Gewohnte Verhaltensmuster akzeptiert es ungefragt, gegen neue Informationen sträubt es sich vehement. Doch gegen diese Trotzköpfigkeit gibt es ein wirksames Gegenmittel: die Routine.
Eine Routine, die ich mit penibler Akribie verfolge, ist die strikte Aufteilung des Bildschirms in zwei Bereiche. Meine linke Monitorhälfte reserviere ich allein für die Darstellung von Informationen, die rechte Seite nutze ich zum Schreiben. Wenn ich etwas suche, wandern meine Augen mittlerweile ganz von allein nach links. Dieses Vorgehen verkürzt jede einzelne *Schrecksekunde* beim der Suche nach neuen Information. Ich gehe sogar so weit, dass ich den Effekt noch weiter verstärke, indem ich zwei verschiedene Text-Editoren im Einsatz habe. Einen zur Darstellung meiner Notizen, den anderen zum Verfassen von Texten. Ja, ich schreibe in einem schmucklosen Text-Editor, damit ich mich ausschließlich auf den Inhalt konzentriere und die Gestaltung außer Acht lasse. Außerdem habe ich die beiden Editoren so eingerichtet, dass sie sich distinkt farblich voneinander unterscheiden. So erkennt mein Unterbewusstsein augenblicklich, ob es sich bei den Worten, auf die ich die ganze Zeit starre, um Notizen oder den zu schreibenden Text handelt.
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Recherche und Stichworte

Ein ähnliches Spiel treibe ich bei der Recherche. Keine Information soll mein Gehirn länger als nötig gefangen nehmen. Daher verfolge ich ein striktes Copy-and-Paste-Verbot. Lese ich einen Text und möchte Informationen daraus nutzen, muss ich ihn zunächst verstehen. Ich habe eine Passage verstanden, wenn ein einziges Stichwort ausreicht, um mir den Inhalt wieder in Erinnerung zu rufen. Dieses Stichwort, und NUR dieses Stichwort, notiere ich mir.

Auf diese Weise verhindere ich zusätzlich, dass Formulierungen aus dem Recherche-Material sich unbemerkt in mein Gedächtnis einprägen. Auch unbewusstes Übernehmen von Textstellen stellt ein Plagiat dar. Die Forschungsarbeit vor dem Schreiben mag dadurch etwas länger dauern, die Entlastung beim Schreiben ist dafür unbezahlbar.

Grundsätzlich notiere ich mir Stichworte zu allen Bereichen, über die ich später etwas schreiben möchte. Das schließt auch jene Gebiete ein, die ich in- und auswendig kenne oder mit deren Inhalt ich gut vertraut bin. Damit behalte ich auch beim Schreiben meine Routine der strikten Trennung von Inhalt und Form bei.

Zu vielen Keyworten notiere ich mir zudem die Herkunft als Link zur entsprechenden Internetseite. Sollte ich doch mal vergessen, was sich hinter einem Stichwort verbirgt, kann ich mit einem Klick auf die gesuchten Informationen zugreifen. Diese Routine entlastet auch bei Texten, die eine Quellenangabe erfordern.

Der rote Faden

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Auf die Recherche folgt die Planung. Zum besseren Verständnis benötigt der Leser einen roten Faden, an dem er sich gedanklich entlanghangelt. Der gleiche Faden hilft mir auch, meinen Text sinnvoll zu strukturieren. Ich habe mir daher einen universellen roten Faden entworfen, den ich auf die jeweiligen Texte anpasse. Er teilt den Text in folgende Bereiche auf:

  1. Beschreibende Einleitung
  2. Nutzen
  3. Angebot
  4. Details
  5. Vorteile (eventuell auch Nachteile)
  6. Alternativen
  7. Gedankenbilder
  8. Fazit
  9. Call to Action

Im Einzelnen versuche ich folgende Fragen zu beantworten:

1. Beschreibende Einleitung

Der erste Absatz soll den Leser einfangen. Er klärt über den zu erwartenden Inhalt auf und stellt eine emotionale Basis zum Verlangen des Lesers her. Bei einer Produktbeschreibung nenne ich das Produkt und reiße dessen Vorteile kurz an.

2. Nutzen vor Augen führen

Im zweiten Absatz muss der Leser seinen persönlichen Bezug erkennen. Ich male Bilder davon, wie der Leser das Produkt einsetzen würde oder wie eine Information sich auf sein Leben auswirkt. Sieht der Leser einen Mehrwert im Produkt, dem Thema oder der Aufforderung, habe ich mein Ziel erreicht.

3. Über Angebot aufklären

Im dritten Abschnitt kläre ich über meine Motivation auf oder darüber, was der Anbieter eines Produktes zu bieten hat. Würde ich ein Auto verkaufen wollen, wäre hier der Platz um neben dem Modell auch auf die Marke einzugehen.

4. Details erzählen

Wenn der Leser es bis hierhin schafft, hat er Interesse am Thema bewiesen, also versorge ich ihn mit tiefergehenden Informationen. Dieser Abschnitt eignet sich hervorragend für Listen und Aufzählungen, in denen ich große Mengen an Informationen übersichtlich auf engem Raum darstelle.

5. Vorteile nennen

Sicherlich sollten die Vorteile eines Produktes oder Themas offensichtlich sein. Wenn ich sie dem Leser aber explizit vor Augen führe, erhält er die positive Rückmeldung, die richtigen Schlüsse gezogen zu haben. Übersieht er mal einen Vorteil, erhält er hier eine zweite Chance, bestimmte Sachverhalte als Vorteil anzusehen.

6. Alternativen nennen

Jetzt kommen wir zu dem Punkt, wo wir die Möglichkeit einräumen, dass der Leser etwas anderes sucht, als wir ihm anbieten. Indem wir ihm Alternativen vor Augen führen, unterstützen wir ihn bei seiner Suche. Bei Produktbeschreibungen für einen Hersteller dürfen natürlich nur Alternativen aus dem eigenen Hause angeboten werden.

7. Gedankenbilder malen

Zum Abschluss bleibt häufig noch Gelegenheit, ein paar Gedankenbilder zu malen. Der Leser verlässt den Artikel durch sie mit einem positiven Gefühl. Eine Vision, wie der Nutzer mit dem Produkt ein erfülltes Leben führt oder eine Bestätigung, dass ein gelehriger Leser nun über neues Wissen verfügt, wirken oft Wunder.

8. Fazit

In einem Fazit fasse ich den gesamten Text in wenigen einfachen Worten zusammen. Selbst Einsteins Relativitätstheorie lässt sich vereinfacht mit einem Satz zusammenfassen: "Je schneller Du Dich bewegst, desto schwerer, länger und älter wirkst Du auf Deine Umwelt". Hier suche ich eine Erklärung, die der Leser unabhängig von seinem Bildungsgrad versteht.

9. Call to Action

Mit einem sogenannten Call-to-Action (CTA) enden die meisten Werbetexte, Internetseiten und Motivations-Texte. Sage Deinem Leser genau, was sein nächster Schritt sein soll. Anstelle einer vagen Formulierung "Melden Sie sich bei uns" animiere lieber mit einem Schlusssatz wie "Worauf wartest Du, greife zum Hörer und rufe uns noch heute an".

Die Punkte 1 bis 3 sollten in jedem Text vorkommen. Punkte 4 bis 7 sind optional und finden je nach Art des Textes Anwendung. Manchmal fasse ich sie auch in einem Abschnitt zusammen. Meist gibt jedoch der Auftraggeber vor, ob ein Fazit und/oder ein CTA erwünscht ist.

Leider ist das Tutorial diesmal etwas länger geworden. Ich versuche mich im nächsten Teil, wenn ich über Zielgruppen, Überschrift und Einleitung rede, etwas kürzer zu halten.

Danke an Pixabay für die Bilder und @javehimself für die Trennlinien.

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