Nach einer Woche mit Ereignissen,
die sich mühelos in die Liste der unbegreiflichen Taten einreihen lassen, ist es vielleicht gar nicht so verkehrt, einfach abzuschalten und geistigen Wirrungen Freigang zu gewähren. Ich würde daher raten, die nächsten paar Minuten der Narrenfreiheit zu überlassen und mich darüber freuen, wenn ihr anschließend an dieser Art von Freiheit Gefallen gefunden hättet.
Stell' dir vor...
… die Erdbeermarmelade ganz gezielt auf die Unterseite der Brotscheibe zu streichen. Dabei über ein Fußballspiel Nebensächlichkeiten zu verlieren. Fast gleichzeitig doch mit der Erkenntnis konfrontiert zu werden, wie verdammt schwer es sich gestalten kann, die untere Seite einer Brotscheibe zweifelsohne zu definieren.
Den Stöpsel aus der Badewanne zu ziehen und dabei das linke Auge ganz fest auf den Abfluss zu drücken. Die Gedanken wegstrudeln zu lassen versunken in der Hoffnung, den Verwirblungen noch einen verschwommenen, seifigen Abschiedsblick nachwerfen zu können.
Eine Brust mit Zahnpasta einzureiben und die ganz Neugierigen mit dem Hinweis bedienen, dass eine Brotscheibe doch zwei, fast gleiche Seiten aufzuweisen habe. Gleich im Anschluss stelle ich drei intelligente Fragen. Versuche deren Wichtigkeit damit hervorzuheben, indem ich nach exakt zehn Minuten ganz gemütlich beginne, mir die Schuhe zu binden. Die Aktion wird dann doch abgeblasen, denn die Schnürsenkel sind gerissen.
Die Erdbeermarmelade schmeckt besser, wenn es draußen regnet.
Aber, und das lässt mich hoffen - Silvester fällt in diesem Jahr wohl doch nicht aus. Hat jemand es versäumt dem Typ zu sagen, dass er gefälligst anzuklopfen hat? Auch wenn er zufällig Silvester heißen sollte!
Ich kann mir auch ein rotes Seidenband um das Schienbein binden und dabei stur behaupten, Mozart habe nur liegend komponiert. All das fällt mir nicht schwer, tut nicht weh und macht überhaupt nicht müde.
Stell dir vor ...
... ich gebe von einer auf die andere Sekunde vor, noch interessiert, aber dann doch sprachlos zu sein. Auf die Frage nach dem Wieso und dem Warum überhaupt antworte ich mit einer Schweigeminute. Diese wird jedoch durch das ohrenbetäubende Knacken einer beidseitig gebutterten Scheibe Knäckebrot jäh unterbrochen.
Ich könnte ebenso ausdrucksstarke Gesichtslähmungen vortäuschen, alle nervigen Wellensittiche im Schweineschmalz konfieren, von Zeit zu Zeit kreative Pausen einlegen und dem eher leb- aber auch emotionslosen Kühlschrank etwas über die Gier des Schwarzen Lochs erzählen.
Den Tag, streng nach den Vorgaben von Wondratschek, mit einer ansehnlichen Schusswunde beginnen. Die Uhr auf halb drei stellen und dabei die sich hervorhebenden Krampfadern meiner Nachbarin neidvoll bewundern. Ich behaupte, ich sei verwandt mit Sokrates und lege gleich im Anschluss beleidigt mein Kopfkissen aufs untere Ende der Badewanne. Im Vanilleeis suche ich nach der ganzen Wahrheit und finde einen sauber geschnittenen Zehennagel unterm Sofa.
Ich verabschiede mich höflich von der Sprachlosigkeit. Stattdessen beginne schlagartig Luftlöcher zu schauen. Doch lasse ich genauso schnell wieder davon ab, weil ich mal ganz dringend pinkeln muss. Ich messe die Luftfeuchtigkeit mit dem Metermaß. Nehme es meiner Katze mehr als übel, dass ihr jegliche Ähnlichkeit mit Michelle Pfeiffer fehlt.
Nehme mir einen Termin bei meinem Zahnarzt und lasse ihn nur einen Tag später aus Liebe zu einer Fußpflegerin aus Wuppertal-Elberfeld annullieren. Ich bitte den Marktschreier mir den Blinddarm zu entfernen, provoziere aus einer alten Gewohnheit heraus ständig Polizisten, tanze mit leichten Wackler die letzte Strophe aus Schillers Glocke, lasse die Ereignisse ein letztes Mal Salto schlagen und wünsche mir -
es wäre alles ganz normal.
Was mit Sicherheit nicht normal, sondern besonders erwähnenswert scheint, ist das neue Album von Whiskey Myers. Das Ganze läuft unter dem Motto:
It’s only Rock ‘n Roll - but …
Whiskey Myers - Die Rockin'
https://www.youtube.com/watch?v=N5dXVLjp5C4&
Bis die Tage …