Ganz nach dem Motto:
Wenn es mal beschissen läuft, dann aber richtig!
Wurde ich vor einigen Tagen mal wieder auf die Ersatzbank katapultiert.
Fröhlich pfeifend war ich um 17:00 in Regen und Sturm auf dem Rückweg nach einem stressigen Arbeitstag und wollte einfach nur meine Ruhe haben.
Auf der Landstraße ist immer viel los um diese Zeit, ist ja klar, alle wollen nach der Arbeit einfach schnell nachhause. Feierabendverkehr eben.
Mit gesetztem Linksblinker wartete ich also ungeduldig auf die nächste Lücke um endlich in den Feierabend zu düsen.
Doch daraus wurde nichts.
Ich spürte nur noch einen wuchtigen Aufprall von hinten danach sah ich voller Schock, dass ich jetzt mitten auf der Gegenfahrbahn stand.
Mehrere Autos umfuhren mich grade noch so, als das 1. dieser Fahrzeuge auf mich zugeschossen kam war ich mir eigentlich sicher:
Das war's jetzt! Dein Weg ist hier zu Ende.
Doch alle schafften es irgendwie mich zu umzirkeln, alles ging ganz schnell mein Kopf war leer mein Puls sicher auf 180.
Dann setze ich mit Vollgas voraus und Bog bei der nächsten Lücke im Verkehr links ab, um aus dieser gefährlichen Situation heraus zukommen und fuhr bei hinter der nächsten Kurve rechts ran.
Mein 1. Gedanke:
Nicht schon wieder ein neues Auto kaufen.
Die Wut stieg in mir hoch. Welcher elende Arsch ist mir denn jetzt schon wieder rein gefahren.
Denn zur kurzen Erläuterung, vor ca. 2 Jahren stand ich ebenfalls nichtsahnend an einer roten Ampel und ein alter Mann donnerte mit 80 Sachen in mich hinein, er war ganz schockiert und sagte, er habe weder mein Auto noch die rote Ampel gesehen. Mein damaliges Auto war nur noch zu 50 % existent und musste verschrottet werden.
Schon seit diesem Vorfall traue ich den anderen Verkehrsteilnehmern nicht mehr über den Weg.
Mein nächster Gedanke:
Vor vielen Jahren, während meiner Ausbildung im Büro hatte mir mal ein Vorgesetzter erzählt:
Mann solle nie schon einlenken, wenn man aufs Abbiegen wartet, da man sonst auf die Gegenbahn geschoben wird und dies tödlich enden kann.
Na toll!
Damals hatte ich ihn deshalb freundlich nickend als übervorsichtigen Spinner abgestempelt, aber genau das war mir eben gerade passiert. Wer nicht hören will muss wohl wirklich fühlen, ich Depp!
Nun musste ich mich natürlich erstmal auf die Socken machen um das andere Fahrzeug zu sichten, denn ich war ja in meiner Panik abgebogen, da ich dort, wo ich stand definitiv nicht stehen bleiben konnte.
Erstmal die Polizei anrufen, das weiß ich ja inzwischen, der Mann am Telefon schrie mich erstmal an, warum ich mich denn vom Unfallort entfernt hatte, später als ihm klar wurde, dass es dort keinen Platz für ein parkendes Auto gibt beruhigte er sich wieder, am liebsten hätte ich ihn erwürgt.
Die junge Frau, die mir aufgefahren war, beteuerte tausendmal sie sei gerutscht, gestand aber ein, dass es ihre Schuld war.
Leider war wegen dem Sturm ziemlich Landunter in unserer Gegend, die Polizei vertröstete uns erstmal.
Da wir morgens noch bei sommerlichem Wetter zur Arbeit gestartet waren, standen wir da neben den kaputten Autos in Sandalen mit nassen Füßen und Warnwesten, wie begossene Pudel.
Aber je mehr sich alles beruhigte in mir, desto stärker wurden leider meine Schmerzen, durch das Adrenalin hatte ich sie zunächst garnicht wirklich wahrgenommen. Ein sehr kluger Schutzmechanismus, denn so konnte ich mich wenigstens aus der Gefahrenzone bewegen.
Ein Passant, der selbst bei der Berufsfeuerwehr arbeitet, riet uns deshalb den Krankenwagen zu rufen.
Tatütata wurde ich dann erstmal „firstclass“ wie der Sani grinsend anmerkte in die Notaufnahme eines Krankenhauses gebracht.
Zunächst war ich davon kaum zu überzeugen, da ich den Krankenwagen nicht blockieren wollte für Menschen mit „richtigen Notfällen“. Inzwischen denke ich, es war das Beste, was ich machen konnte und würde es wieder so machen.
Zum Glück durfte ich Abends gegen 23 Uhr nach gefühlten Tausend Untersuchungen abgeholt werden. Schleudertrauma mit starken Kopf und Nackenschmerzen sind die körperliche Folge des Zusammenpralls. Ich merke psychisch jedoch, dass ich mich ganz schön „ausgebremst“ fühle.
Trotzdem war ich froh, zu wissen, dass nichts schlimmeres passiert war und ich bin sehr dankbar wie gut die Sanitäter und das Krankenhauspersonal sich um mich gekümmert haben.
Die restlichen Details mit Tausend Berichten und Gutachten, Polizei, Anwalt usw. Erspare ich euch an dieser Stelle.
Die ersten Tage stand ich ziemlich unter Schock und habe mich erstmal "eingeigelt" und war deshalb auch hier wenig aktiv (und weil beim verdammten esteem die Votingtaste nicht funktioniert -.-), langsam legt sich das zum Glück und ich bin auch schon wieder zum Arztbesuch selbst mit dem Auto gefahren, auch wenn es mich zunächst einiges an Überwindung gekostet hat.
Die Anhängerkupplung hat mir (und dem Auto) wohl übrigens den Arsch gerettet, das Ding ist zwar jetzt hinüber, hat aber verhindert, dass sonst mehr beschädigt wurde, anscheinend sind diese Dinger ganz schön stabil! Das Auto der “Gegenpartei“ war nicht mehr fahrtüchtig und musste abgeschleppt werden, sah nicht gut für den kleinen Fiat aus.
Ein wenig beschäftigt mich schon, dass ich als allererstes an die eventuellen Umstände des Autokaufens dachte. Weder an meine Gesundheit noch an die anderen Beteiligten habe ich zuerst gedacht, sondern daran, wie ätzend und teuer es wieder sein würde, ein neues Auto zu besorgen.
Das ist schon schockierend im Nachhinein.
Spannend finde ich aktuell auch die Reaktionen verschiedener Freunde oder Bekannte. Da gibt es die, die sofort nach dem Auto fragen, wenn sie davon hören und die, die nur nach mir fragen.
Jetzt hoffe ich, dass der Rest noch reibungslos über die Bühne geht und bald die letzten Formulare eingereicht sind und natürlich, dass ich bald endlich wieder Fit bin und wieder normal belasten darf.
Hattet ihr auch schon größere Autounfälle? Ging es euch psychisch danach auch irgendwie seltsam oder wart ihr da ganz entspannt oder vielleicht sogar euphorisch, weil ihr dem Tod nochmal von der Schippe gesprungen seid?
Für mich ist es schon schockierend gewesen, für kurze Zeit meinem Tod gefühlt ins Auge zu blicken, als die Autos auf mich zu gerast kamen, so ganz lässt mich dieser Anblick noch nicht wieder los.
Falls jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hat, würde mich sehr interessieren, wie ihr das Ganze empfunden habt.
Ich wünsche euch noch einen schönen Tag, lasst es euch gut gehen und genießt das Leben.
Alles Liebe,
Eure Yaraha
Den hämischen Totenkopf gabs von Pixabay.com