Eine wenig erforschte Krankheit: Endometriose

@ygoob · 2023-02-28 08:31 · Deutsch D-A-CH

Ein Thema das mir, weil betroffen, sehr am Herzen liegt, möchte ich heute einmal thematisieren: Endometriose. Die Krankheit dieses Namens betrifft ausschließlich Frauen; zwar wurde sie in den letzten Jahren immer mal wieder thematisiert, dennoch leiden Millionen von Frauen daran, ohne, dass ihr Frauenarzt, diese Diagnose stellt.

Zur Erklärung: Endometriose ist die häufigste Unterleibskrankheit bei Frauen. Es bildet sich Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt und siedelt sich außerhalb der Gebärmutter an. Vereinzelt leiden Frauen unter dieser Krankheit, ohne es zu merken. Die deutliche Mehrheit aber, wandelt Jahre, ja Jahrzehnte, mit teils unfassbaren Schmerzen durchs Leben. Vor allem treten diese krampfartigen Schmerzen in den Tagen der Periode auf. Frauen die stark von Wucherungen betroffen sind, können aber auch während des Eissprungs betroffen sein. Manche Frauen haben zudem Schmerzen beim Sex. Ein weiteres Symptom von Endometriose kann sein, dass Kinderkriegen unmöglich wird/ist.

Mein Leidensweg begann bereits mit 15 Jahren, als ich zum ersten Mal meine Periode bekam. Jahr um Jahr hatte ich unsägliche Schmerzen und starke Blutungen, Monat für Monat. Meinen damaligen Frauenarzt darauf angesprochen meinte dieser nur: "Das ist halt so, da musst Du als Frau durch." Ich bekam tatsächlich bereits mit 16! Jahren die Pille, weil es hieß, die verabreichten Hormone würden die Schmerzen lindern. Tatsächlich funktionierte dies auch. So schluckte ich täglich, bis zu meinem 33 Lebensjahr hochdosierte Hormone - bis ich damit nicht mehr zurecht kam. Ich litt an immensen Stimmungsschwankungen, die Schmerzen kehrten wieder, nahmen unaufhaltsam zu. Diagnose: die Pille muss sofort abgesetzt werden! Zunächst ging es mir ca. 2 Jahre gut, die Hormone spülten sich langsam aus, ich fand wieder zu mir selbst. Verhütung war zu dieser Zeit eher Glückssache, daher holte ich mir Rat und mein Frauenarzt empfahl mir die Spirale. Nun muss man wissen, dass Endometriose die Gebärmutter "verformen" kann, daher kann der Sitz ungünstig sein. So hatte ich nun nicht mehr nur Regelschmerzen, sondern auch ein Ziehen im Unterbauch, als ob ich einen elektrischen Schlag bekommen würde. So wurde Sport fast unmöglich. Jahre vergingen, bis mir endlich eine Kollegin erzählte, bei ihr hätte man Endometriose festgestellt. Natürlich ging ich mit der neuen Information zu meinem Frauenarzt. Tja, es stellte sich heraus: ich litt wohl schon seit vielen, vielen Jahren daran, die Krankheit war weit fortgeschritten. Eine Abmilderung mithilfe von Hormonen kam nicht mehr in Frage, hatte ich doch unter der Pille sehr gelitten. In einer Fachklinik wurde mir schlussendlich mit nur 38 Jahren die Gebärmutter entfernt - sie hatte sich herzförmig (welch Ironie) verformt, zudem mussten an den Eierstöcken und am Darm Wucherungen entfernt werden.

Zwar bin ich seit dieser OP beinahe schmerzfrei, die Wucherungen sind nur noch minimal zurückgekommen, dennoch war es ein Einschnitt (im wahrsten Sinne des Wortes).

Hätte man dieser Krankheit schon in den 70er, 80er Jahren Aufmerksamkeit geschenkt, wäre sie deutlich früher erkannt worden und mein Leidensweg und der vieler, vieler anderer Frauen wäre stark verkürzt worden oder gar nicht erst eingetreten.

Nach wie vor gibt es kein Medikament, dass bei Endometriose wirklich Symptomfreiheit verspricht - nur hochdosierte Hormone (also die Pille). Heute wissen wir aber, auch die Pille kann nicht Nebenwirkungsfrei eingenommen werden. Leider wissen auch heute viele Frauenärzte nicht, dass starke Periodenschmerzen und heftige Blutungen nicht normal sein müssen. Es bedarf noch viel der Aufklärung, bis diese Krankheit zum normalen Lernstoff von Frauenärzten gehört.

Tatsächlich wurde erst 2022! auf Betreiben der Grünen beschlossen, der Erforschung von Endometriose mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Die Forschungen zu den Ursachen der Krankheit sollen dieses Jahr beginnen.

Bis Genaueres bekannt und diese Krankheit endlich in "aller Munde" ist, müssen Frauen zusammenstehen. Wir sollten heftige Regelschmerzen nicht negieren, wir sollten miteinander sprechen, Erfahrungen austauschen. Lassen wir uns nicht weiter einreden, Kranktage während der Periode wären normal, Schmerzen seien halt der Rucksack, den das Frausein mit sich bringt. Es ist nicht normal!

Laut der "Endometriose Vereinigung Deutschland" leiden offiziell übrigens ca. 2 Millionen Frauen unter dieser schmerzhaften Krankheit. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen...

Ich habe mich entschieden, diesen Beitrag hier zu posten, weil ich hoffe, dass auch Männer ihn lesen...

#deutsch #proofofbrain #endometriose #frauen
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