Vom Gefährten zum Gejagten – Das vergessene Erbe des Wolfs

@zeitgedanken · 2025-05-19 14:55 · Deutsch D-A-CH

wolf-hautnah-im-wald-winter-szene-von-wildtieren-in-freier-wildbahn-die-natuerliche-heimat-eines-wilden-tieres_410516-21870.jpg Es ist ein seltsames Schauspiel unserer Zeit: Während der Mensch stolz darauf ist, den Wolf aus seinen Mythen und Legenden zu kennen, stellt er ihm in der Realität erneut nach. Die Europäische Union hat den Schutzstatus des Wolfs herabgesetzt – ein stilles, aber symbolträchtiges Signal, dass die Angst und das Misstrauen gegenüber diesem Tier größer sind als der Respekt vor seiner Würde. Doch wer den Wolf wirklich beobachtet – nicht durch die Linse von Märchen und Schlagzeilen, sondern mit wachen Sinnen und offenem Herzen – erkennt in ihm nicht den Feind des Menschen, sondern einen alten, fast vergessenen Gefährten.

wolf-in-freier-wildbahn-voliere-in-dorverden-in-deutschland-im-winter-r6akyy.jpg

Die älteste Freundschaft der Menschheit Bevor der Hund an unserer Seite lag, war es der Wolf, der sich dem Feuer des Menschen näherte. Nicht gezähmt, nicht unterworfen – sondern aus freier Entscheidung, aus Neugier, vielleicht auch aus einem instinktiven Wissen, dass es mehr verbindet als trennt. Der Mensch der Frühzeit war dem Wolf ähnlicher als seinem heutigen Abbild: - Er kannte den Kampf ums Überleben. - Er lebte in kleinen, engen Gemeinschaften, in denen Loyalität den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeutete. - Er war gezwungen, aufmerksam zu sein, wachsam in der Nacht, geschickt in der Jagd, klug im Umgang mit seinen Ressourcen. Der Wolf, so sehr ein Wildtier, war dem Menschen in seinem Wesen verwandt. Beide waren soziale Lebewesen, die die Stärke der Gruppe kannten, aber den Wert des Individuums nicht vergaßen. Beide wussten um Treue, um Opferbereitschaft, um das Prinzip: Ein Wort gilt, ein Bund bleibt. Was ist aus dieser uralten Freundschaft geworden? Heute begegnen wir dem Wolf nicht mehr als Verbündeten, sondern als Störung im geordneten Kartenhaus unserer sogenannten Zivilisation. Wir sprechen von „Bestandregulierung“, wenn wir meinen, er habe keinen Platz mehr.

f65283.jpg

Und doch: - Ist es nicht der Wolf, der uns zeigt, wie man frei und zugleich gebunden lebt? - Ist es nicht der Wolf, der in seiner Würde das verkörpert, was wir verloren haben – die Fähigkeit, Stärke mit Zurückhaltung, Freiheit mit Verantwortung und Treue mit Stolz zu verbinden? Der Wolf tötet nicht, um zu horten. Er jagt nicht, um zu unterwerfen. Er lebt in einem natürlichen Maß, das dem Menschen längst abhandengekommen ist. Er kennt weder Habgier noch die maßlose Selbstüberhebung. Und vielleicht ist es genau das, was uns so tief in unserer modernen Eitelkeit stört.

190945_AdobeStock_269707327_A-lone-Timber-wolf-or-Grey-Wolf-Canis-lupus-on-top-of-a-rock-looks-back-on-an-autumn-day-in-Canada-min.jpg

„Was wir am Wolf fürchten, ist das, was wir an uns selbst längst nicht mehr finden.“ Ein Plädoyer gegen das Vergessen Wenn wir den Wolf erneut zum Abschuss freigeben, geben wir nicht nur ein Tier der Kugel preis. Wir töten ein lebendiges Symbol für das, was uns einmal groß gemacht hat: die Fähigkeit zur aufrechten, treuen und freien Existenz in einer Welt, die mehr ist als ein Produktions- und Konsumraum. Wir stehen an einem Punkt, an dem wir entscheiden müssen: - Wollen wir eine Welt, in der das Wilde, das Ungezähmte, das Würdevolle noch Platz hat? - Oder soll auch das letzte Stück freier Natur zur verwalteten Kulisse unserer eigenen Ängste werden? Die Geschichte des Menschen begann an der Seite des Wolfs. Vielleicht wird sie auch zu Ende gehen, wenn wir ihn endgültig verloren haben.

signatur_zeitgedanken_kursiv.png

#hive-121566 #wolf #deutsch #tier #freund
Payout: 0.000 HBD
Votes: 55
More interactions (upvote, reblog, reply) coming soon.