HEIß / KALTE VERWIRRUNG

@muelli · 2019-10-18 00:04 · deutsch

JA SO KANN ES EINEM ERGEHEN

Irgendwie hatte ich mich gefreut als Liebchen von ihrem Vorhaben mal für ein paar Tage nach Deutschland zu verreisen, berichtete und dachte daran für was ich plötzlich alles Zeit haben würde, wenn ich mich nur um mich sorgen müsse. Ausgiebige Angeltouren waren geplant, die momentan jedoch Regen bedingt ins Wasser fallen. Auch mich mal wieder mit Freunden ungehemmt zu betrinken, ohne mich später unter den strengen mahnenden Blicken der Liebsten winden zu müssen, stand auf dem Programm. Ich konnte ja nicht ahnen, das mein Beispiel des spontanen Entzugs auch im Bekanntenkreis Schule machte und praktisch jeder der in Frage kommenden Kandidaten gerade alkoholfrei lebt. Da alleine trinken keinen Spaß macht, setzte ich mir halt Teewasser auf. Die Idee, in ungewohnter Einsamkeit viel Zeit mit schreiben zu verbringen, geht nicht auf. Die Zeit ist da, die Ideen sind weg. Verdammt.

So tapse ich nun schweigend, mich selbst bemitleidend durch die Hütte, bin zum kochen zu faul und beginne zu frieren. Draußen sind es 20 Grad Celsius und im Hause sind es 21, Temperaturen bei denen wohl kein Mensch ernsthaft auf die Idee kommen würde die Heizsaison zu eröffnen. Außer einer! profilbild mini.jpg

Tatsächlich wird es schon ein wenig klamm in der alten Lehmhütte, die Luftfeuchtigkeit steigt und aus der Ecke lacht mich der verwaiste Ofen an. Ein wasserführendes Modell, welches es schafft das ganze Haus über eine Zentralheizung zu erwärmen, so denn alles richtig funktioniert. Manchmal hängt die Pumpe fest, welche das Wasser in den Kreislauf drückt um die Heizkörper in den Zimmern zu erhitzen und so kam es mir in den Sinn doch mal einen Testlauf zu wagen, um nicht erst im eiskalten Ernstfall mit einer eventuellen Reparatur beginnen zu müssen. Ich konnte ja nicht ahnen, für wie viel Aufregung ich damit in der Nachbarschaft sorgen sollte.

Nachdem ich das wärmende Feuer im Ofen entfacht hatte und die ersten Rauchschwaden aus dem Ofenrohr stiegen, klingelte auch schon das Telefon. Die portugiesische ältere Dame, die etwa 70 m Luftlinie von uns entfernt wohnt, erkundigte sich ob alles in Ordnung sei, sie sähe Rauch bei uns aufsteigen. Noch am Handy mit der Dame plaudernd, kam plötzlich der unmittelbar neben mir wohnende Nachbar aufgeregt herbei geeilt. Feuer, rief er hysterisch und tippte mit dem Zeigefinger auf seine Nase. Ich nickte ihm zu und zeigte auf die Haustür, ihm zu verstehen gebend das der Ofen brennt. Er zeigte mir einen Vogel und verschwand leicht irritiert.

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Mein anschließender prüfender Rundgang durch die Zimmer, bei dem ich die Heizkörper kontrollierte, wurde jäh unterbrochen durch das hupen eines Autos welches draußen vor der Hütte parkte. Es war eine andere Nachbarin, die von ihrem Heim aus welches ebenfalls etwa 70 m von dem unseren entfernt steht, Rauch bei uns aufsteigen sah und mal eben nach dem rechten sehen wollte, glaubte Sie doch das auch ich in Deutschland wäre und das Haus momentan unbewohnt sei. Unglaublich doch wie aufmerksam die Nachbarschaft ist, die nun sicher die Gewissheit hat das Muelli nicht ganz richtig tickt. Das hier jemand Mitte Oktober anfängt zu heizen, hatte man so noch nicht erlebt.

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Aber mal ganz ehrlich, da hatte ich wohl auch etwas übertrieben. Nach einer Stunde etwa, war es im Haus nicht mehr auszuhalten vor Hitze. Ich riss Türen und Fenster auf, ließ das Feuer runter brennen und beschloss den Ofen wieder stillzulegen. DER TESTLAUF WAR ERFOLGREICH und von mir aus kann der Winter kommen.

Auf meine telefonische Berichterstattung hin erwiderte Liebchen nur, ich solle mich nicht so anstellen, mir warme Gedanken und eine Wärmflasche machen, schließlich sei Sie ja in 3 Tagen schon wieder zurück um mich zu wärmen. Na dann, da will ich mal Wasser aufsetzen! 😎

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Alle Bilder sind von @muelli erschaffen!

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