Beginnend mit dem Fragezeichen,

das jedoch durchaus als ein konsterniertes Kopfschütteln gedeutet werden darf.

Zusammengefasst geht es heute um Versuche, selbst widerfahrenes, gelesenes und zufällig aufgeschnapptes nachträglich zu verarbeiten. Wäre ich als Kuh wiedergeboren, ich würde es Wiederkäuen nennen. Ein verdammt wichtiger Prozess, wie ich mir von einem Ochsen habe erklären lassen. Als Vorspeise dient ein Mail-Dialog zwischen meiner Hausbank in Deutschland und einem ihrer äußerst strapazierfähigen Kunden auf dem Balkan (sprich: Kroatien). Um was es ging, erschließt sich aus der kurzen Anfrage, die ich an meine Fiat-Hüter im Saarland sandte. Eine kurze Anmerkung im Vorfeld. Ich finde es nicht sonderlich prickelnd, einfach nur so die Screenshots verschickter Mails hier einzubetten, da deren Formatierung mir mindestens ein Bündel grauer Haare bescheren könnte. Ich versichere euch, an dem eigentlichen Dialog nichts verändert zu haben!

Meine erste Kontaktaufnahme via Mail:

Ein vorösterliches Hallo an alle Hüter, Vermehrer, Wäscher und Bügler Banknoten jeglicher Couleur, die es bis nach Ottweiler geschafft haben. (Anm. d. Verf. : 66564 Ottweiler ist der beschauliche, kaum sichtbare Fleck auf der Landkarte, auf dem ich meine Jugend verbracht habe.) Mich beschäftigt augenblicklich die Frage, wie ich, möglichst ohne überzogen hohe Gebühren, eine Überweisung von meinem Konto auf das hiesige Konto in Kroatien vollziehen kann? Da Kroatien erst (vielleicht) Ende des Jahres der Euro-Zone beitreten wird, sollte somit der zu überweisende Betrag in Kuna auf dem hiesigen Konto eingehen. Wie kann ich dies bewerkstelligen? Mit freundlichen Grüßen ….

Die Antwort der Vermehrer, Wäscher und Bügler: (orthografische und grammatikalische Missgeschicke bleiben originalgetreu erhalten)

Guten Tag Herr Wolfram, leider muss ich Ihnen mitteilen, das dies doch etwas aufwändiger ist, da Kroatien NOCH nicht an SEPA- Zahlsystem teilnimmt. Um Überweisungen zu tätigen müssten Sie bei uns in der Geschäftsstelle vorbei kommen, wir haben hier ein extra Formular. Mit freundlichen Grüßen

Diese inhaltliche sowie gestalterische Glanzleistung schreit förmlich nach einer Antwort, die ich dann auch in ein paar wenigen Sätzen verstaute.

Betrifft: ... müssten Sie bei uns in der Geschäftsstelle vorbei kommen, wir haben hier ein extra Formular.

Hallo Frau ….,

wenn ihrer Antwort letztendlich nicht doch noch ein Funke Humor zu entnehmen wäre, müsste ich mich umgehend in Sachen "umgehende Einäscherung" erkundigen, da dieses Leben mich offensichtlich langsam aber sicher zu überfordern droht. Ich bemühe mich um eine Lösung zu dem Problem "Auslandsüberweisung nach Kroatien" zu finden und Sie raten mir wahrhaftig 1.400 km hin und dieselbe Strecke im Auto oder Flugzeug zurückzulegen, um in der Geschäftsstelle der Sparkasse Ottweiler ein Formular entgegenzunehmen. In diesem Fall rückt das Wort Unflexibilität in eine vollkommen neue Dimension vor. Spritpreise an der Decke, das Weltklima auf der Kippe und eine noch immer grassierende Pandemie nicht im Griff - in der Situation gelangt meine Hausbank zu der Entscheidung, dem allem keine Bedeutung beizumessen und stattdessen lieber mal einen kurzen Trip ins wunderschöne Saarland einzuflechten, um dem Schwachkopf (der sich auf ein solches Angebot eingelassen hat) ein Formular in die Hand zu drücken. Hier präsentiert sich mir eine Satire allerfeinster Sorte! Um die Angelegenheit nicht noch mit der Überreichung des Narrenkäppchens auf die Spitze zu treiben, bitte ich Sie und Ihre Kollegen*innen dringend mit der Suche nach einer machbaren und dabei auch noch logisch nachvollziehbaren Möglichkeit der Auslandsüberweisung.

wir haben hier ein extra Formular.

Wenn das so ist, dürfte Sie meine Bitte nicht überraschen, mir das ominöse Formular möglichst zeitnah zukommen zu lassen. Mit freundlichen Grüßen Herr Wolfram (seit wann bin ich mit meiner Hausbank per du?)

https://www.youtube.com/watch?v=nNjB2_tj0lw&

Hierauf folgte eine zig-fach ausbaubare Formulierung, aus der ich entnehmen konnte, das Formular sei auf dem Weg zu mir. Da es aber, wider Erwarten, doch nicht die Strecke bewältigen konnte, erfolgte meine Nachfrage.

Sehr geehrte Frau ….,

nachdem ich nun darüber informiert wurde, dass dieses ach so heikle Formular mir auch per Mail zugestellt werden kann und ich gestern bereits schriftlich erkennen ließ, dieses Angebot gerne in Anspruch zu nehmen, frage ich mich jetzt (24 Stunden später), ob das Formular möglicherweise bei der Überquerung der Alpen in einen Lawinenabgang geraten ist, die Gunst der Stunde nutzte und die Flucht ergriff, warum es noch nicht in meinem Postfach landete und weshalb es mir nicht sofort (ohne die Mitteilung, dass die Möglichkeit bestünde ...) zugestellt wurde? Die Wege des Herrn mögen unergründlich sein. Doch die der Sparkasse Ottweiler entbehren nicht nur jegliche Logik, sondern stellen das Wort "Kundenfreundlichkeit" in ein vollkommen neues Licht. Nehmen Sie bitte für einen kurzen Augenblick all ihren Mut in beide Hände, springen Sie über wessen Schatten auch immer und senden mir das Formular ohne die Nutzungsbedingungen der Sparkasse auf die Ebene der biblischen Gesetzesgebung zu heben.

Die Antwort der Sparkasse erfolgte postwendend (also 24 Stunden später)

Guten Tag Herr Wolfram, anbei sende ich Ihnen das besagte Formular. Ich wünsche Ihnen ein schönes Osterwochenende. Information: Bitte genau lesen! Mit freund……….

Am nächsten Tag eröffnete ich ein Konto bei Wise und verfrachtete das ominöse Formular in der digitalen Mülltonne. Die Gebühren der Sparkasse lassen nämlich Gedanken freien Raum, mal kurz ins Saarland zu düsen und das Geld persönlich in Empfang zu nehmen. Bei der Gelegenheit könnte ich mich auch mit Formularen jeglicher Art eindecken. Quasi fast kostenlos …